Ausblick auf 2019

Welche Themen werden wichtig? Und was planen wir mit kath.de?

Katholische Kirche aus dem Tief heraus

Auch 2019 wird es wieder Ostern, Pfingsten, Weihnachten geben. Aber was wird aus der Kirche, die für diese Feiertage steht? Es ist einfach und doch nicht selbstverständlich. Denn ob Weihnachten oder ein anderes Fest: Die Kirche muss die Menschen von sich auf das lenken, wofür sie da ist. Wenn sich ihre Gremien und Synoden weiterhin mit dem Umbau der Pfarreien beschäftigen, findet Weihnachten, Ostern, Pfingsten nur nebenher statt. Wenn sie die Feste wieder mit Aufmerksamkeit feiert, das Gebet und die Nächstenliebe in den Mittelpunkt stellt, dann findet sie die Kraft nicht weiter vor dem Missbrauch einzuknicken. Kirchenkritik und Bedauern reichen nicht. Beim Missbrauch müssen alle dabei sein, Steine werfen genügt nicht. Wenn die Katholische Kirche lernt, mit dem Thema im Sinne Jesu umzugehen, könnte sie anderen Institutionen, so dem Sport helfen, sich auch dem Problem zu stellen. Das gelingt umso eher, wenn die Kirche entdeckt, wofür sie 2019 eigentlich da ist. Sie muss auf jeden Fall die Menschen begleiten und die Ängste ernst nehmen. Die Deutschen wissen, dass es ihnen nicht viel besser gehen wird, sondern dass es wahrscheinlich so bleibt. Es ist spirituelle Kraft gefragt, wenn der Wirtschaftsmotor ins Stottern kommt. Bei hinsehen.net werden wir die Tiefenbohrungen weitertreiben, um erst einmal unsere Zeit zu verstehen und den Zugang zu finden, wo die Menschen sich auf Werte stützen wollen und ihr Lebens-Anker festen Grund findet. Das geht nicht ohne ein Verständnis, was die Digitalisierung mit uns und unserer Kultur macht.

Eckhard Bieger, SJ
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Jugend erhebt die Stimme und packt an!

Das Jahr 2018 stand ganz im Zeichen der Jugendsynode im Oktober in Rom. Im Vorfeld beteiligten sich viele junge Menschen an Postkartenaktionen, Treffen oder Facebook-Gruppen, um ihre Wünsche für die Kirche von Morgen zu verfassen. Das Ergebnis ist hier hier nachzulesen. Den „schönen Worten“ und dem „intensiven Zuhören“ in Rom müssen nun aber auch „Taten“ vor Ort folgen. Junge Menschen sollten (wieder) das Gefühl bekommen, dass Kirche sie ernst nimmt und sie selber mitentscheiden lässt. Denn ohne Veränderungen wird es nicht gehen. Denn Kirche lebt von Veränderungen und vom Anpacken.

Kräftig anpacken werden bei der 72-Stunden-Aktion des BDKJ-Bundesverbandes vom 23.-26. Mai wieder viele junge Menschen . In drei Tagen werden Jugendverbände, Jugendorganisationen, Messdiener, Schulen, … dabei bundesweit in tausenden von Projekten „gute Taten“ vollbringen. Selten wird handeln aus dem Glauben so spür- und sichtbar, wie bei #72h.

Und „zwischendurch“ findet vom 22.-27. Januar der nächste Weltjugendtag statt. Unter dem Motto „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38)“ lädt Papst Franziskus die Jugend der Welt nach Panama ein. Der erste WJT nach der Jugendsynode und den Missbrauchsfällen kann dabei auch zu einem entscheidenden Punkt im Pontifikat von Papst Franziskus und seiner Akzeptanz bei den jungen Generationen werden.

Christian Schnaubelt
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Europa im Entscheidungsjahr

Das Jahr 2019 hält für Europa auf politischer Ebene einige Herausforderungen bereit. Am 29. März verlässt Großbritannien als erstes Mitglied die Europäische Union. Was genau das für die EU und die einzelnen Mitgliedsstaaten bedeutet ist noch ungewiss, denn bisher ist völlig unklar, wie geregelt der Brexit verlaufen wird. Europa wird auf jeden Fall seine Balance wiederfinden müssen. Doch nicht nur der Brexit bedroht in diesem Jahr das Gleichgewicht der EU. Im Mai stehen die Europawahlen an und seit der letzten Wahl sind die Rechtspopulisten auf dem Vormarsch, wollen die EU von innen heraus schwächen. Doch die EU ist bereits geschwächt; immer mehr Bürger in immer mehr Ländern scheinen sich durch einfache Propaganda, Unwahrheiten und falsche Versprechungen dazu anstacheln zu lassen, auf ihre eigene Unzufriedenheit mit Hass und Gewalt zu reagieren. Auch bei den bevorstehenden Parlamentswahlen in sieben europäischen Mitgliedsstaaten werden große Erfolge von Nationalisten befürchtet. Europa wird in diesem Jahr mit enormen Veränderungen konfrontiert werden. Viele sehen diesen Veränderungen als Bedrohung, doch Europa kann nur weiterhin gut funktionieren, wenn diese Herausforderungen als Chance genutzt werden.

Kerstin Barton
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Missbrauch – auch 2019 noch viele ungeklärte Fragen

Der sexuelle Missbrauch durch Geistliche wird auch 2019 ein großes Thema für die Kirche bleiben. Papst Franziskus hat für Ende Februar die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen zu einer Tagung im Vatikan eingeladen. Zuletzt hatte sogar der ehemalige Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller nahegelegt, Homosexualität und Missbrauch stünden in unmittelbarem Zusammenhang bzw. „homosexuelle Lobbys“ seien für den Missbrauch verantwortlich. Aber nicht nur Kardinäle, sondern weite Teile der Kirche, insbesondere der Hierarchie, wissen immer noch nicht recht oder sind sehr unsicher über die Frage, wo Missbrauch herkommt und wie er wirksam verhindert werden könnte. Zuerst scheint es immer um Machtmissbrauch zu gehen, der sexuelle Aspekt scheint zweitrangig relevant zu sein. Außerdem hat die sogenannte „MHG-Studie“ der Deutschen Bischofskonferenz gezeigt, dass das Ausmaß der Fälle sexueller Gewalt durch Geistliche in Deutschland zwar groß, die Hilflosigkeit der Kirchenvertreter aber mindestens genauso groß zu sein scheint. Vielen Fragen sind nach wie vor unbeantwortet: Was verursacht Missbrauch? Wie kann wirksam dagegen vorgegangen werden? Wie können potenzielle Täter gestoppt, ihnen aber auch präventiv geholfen werden, damit sie erst gar keine Täter werden? Auch und gerade theologische Fragen müssten ebenfalls dringend verstärkt angegangen werden: Wie verändern sich die Assoziationen und Bedeutungsumfänge von theologischen Begriffen wie „Opfer“, „Erlösung“, „Sühne“ oder auch „Hingabe“ im Lichte der Berichte von Betroffenen in der Kirche? Kath.de wird sich im Jahr 2019 verstärkt mit dem Themenkomplex "Missbrauch" beschäftigen.

Matthias Alexander Schmidt
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(Vatikanische-) Medien im Umbruch

Das Jahr 2018 endete im Vatikan mit einem lauten Knall, den selbst „Vaticanisti“, Journalisten mit dem Schwerpunkt Vatikan, nicht haben kommen sehen: Der Vatikan-Sprecher Greg Burke und seine Stellvertreterin Paloma García Ovejero sind überraschend zurückgetreten und ein Interimssprecher, Alessandro Gisotti, ernannt worden. Erst am 18. Dezember hatte Papst Franziskus den Italiener Andrea Tornielli mit dem neuen Amt des Chefredakteurs aller Medien des Kirchenstaates betraut und auch der neue Präfekt des Dikasteriums für Kommunikation, Paolo Ruffini, ist erst seit Juli im Amt. Nun zeichnet sich ein weiterer Umbruch des vatikanischen Medienapparates ab, der jetzt übrigens wieder fest in „italienischer Hand“ ist.

Umso spannender dürfte das Kamingespräch mit Pater Bernd Hagenkord von Radio Vatikan / Vatican News im Rahmen der Tagung „Kirche im Web“ am 14./15. März 2019 in Münster werden. Das „Klassentreffen der kirchlichen Medienschaffenden“ hat 2019 das Motto „Kirche als Marke“. Auch kath.de und publicatio e.V. werden bei #kiw19 dabei sein.

Und in der säkularen Medienwelt? Das werden wohl Instagram und YouTube weiter auf dem Vormarsch sein und es wird spannend, ob Facebook – nach einem durch Daten-Skandale und negativen Wachstumszahlen geprägten Jahr – seine Marktvormacht hält? Auch wenn das Facebook-Sterben bei weitem nicht so groß wie herbeigeschrieben ist, „altert“ der blaue Riese und (Werbe-) Kunden suchen andere Kanäle. Twitter – das sich im letzten Jahr etwas stabilisiert hat – gehört bisher nicht dazu. Wird sich dies – unter Umständen mit einem neuen Besitzer – in 2019 ändern?

Christian Schnaubelt
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Chinas Schicksalsfrage und die europäische Herausforderung

Aus ökonomischer Perspektive gilt das 21. Jahrhundert schon jetzt als das chinesische Jahrhundert. Das Reich der Mitte ist mit einem mächtigen Parteiapparat, der bei der Kontrolle der Ökonomie auf keine Umwege angewiesen ist, auch militärisch auf dem Weg zur Weltmacht. Mit langfristigen Investitionen in die Infrastruktur asiatischer und afrikanischer Länder sichert sich Xi Jinpings Regime Einfluss und Wachstum. Das Land versteht sich selbst als kommunistisch, feierte jüngst 70-jähriges Bestehen und kann sich nun dafür rühmen, ein Jahr länger zu bestehen als die Sowjetunion. Es muss sich jedoch zeigen, ob Xis China auf Kosten der Arbeiter den Reichtum einer Kaste von Partei-Eliten alimentieren soll, wie es westliche Kommentatoren darstellen – oder ob Xi eine Spielart von Lenins „Neuer Ökonomischer Politik“ verfolgt und marktwirtschaftliche Zwischenschritte akzeptiert, um letztlich eine paradiesische kommunistische Gesellschaft zu errichten. Dies wird ebenso zu beobachten sein wie die westlichen Reaktionen auf die Konkurrenz durch die gerade auf dem Mond gelandete Supermacht.

Menschen fühlen sich von linken Kräften und Kirchen hintergegangen

Gesellschaftlich wird in Europa wichtig werden, ob ein handlungsfähiger Akteur die Bühne betritt, der dem organisierten Sozialstaatsabbau auf Kosten der Schwächsten ein positives Gegenmodell entgegenzustellen vermag. Die Gründe für den Erfolg rechter Parteien sind zwar vielfältig, doch einer dürfte ganz sicher darin bestehen, dass die Menschen sich von den linken Kräften und den Kirchen hintergangen fühlen. Es sind weltweit so viele Menschen auf der Flucht wie seit 1945 nicht mehr – und die europäische Antwort besteht momentan in der Ausbeutung der angekommenen Arbeitskräfte und dem Aufrüsten mafiöser Banden in Nordafrika. Die Frage ist, ob die Kirchen und die europäischen Linken einsehen, dass es ein gemeinsames und koordiniertes Auftreten braucht. Sie müssten ihre Rolle wahrnehmen als gesellschaftliche Akteure, um Ressourcen gegen den zu befürchtenden Rechtsruck im Europawahljahr mobilisieren.

Alexander Kern
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Netzshuttle: Der kath.de-Link auf Materialien, Konzepte, Spiritualität, Liturgie

Im Jahr 2019 wird kath.de, im Verbund mit explizit.net und hinsehen.net, nicht nur Nachrichten, sondern auch verstärkt Fragestellungen, Themen, Entwürfe, Programme näher an einzelne und Gruppen bringen. Texte und Videos stehen für Bildung, die Versorgung von Gruppen eines Verbandes, einer Partei, für spirituelle Treffpunkte, als Liturgieentwürfe bereit. Viele sollen dazu kommen. Unter dem Namen „Netzshuttle“ wird das Konzept ergänzt und erweitert, dass nur ein Redaktionsteam für Inhalte sorgt. Die Themenbereiche werden hierbei vielfältig aufgestellt: Weltanschauliche Orientierung, Seelsorgliche und spirituelle Praxis, Wertorientierung, und generationenspezifisch: Jugendarbeit, junge Erwachsene, Ältere. Kath.de lädt mit „Netzshuttle“ Autoren, Autorinnen, Teams, Bildungseinrichtungen, Institute, Akademien ein, das Gespräch, den Austausch, den Aufbau von Gruppen, Gebetskreise, die Projektentwicklung zu unterstützen. Die kath.de-Lexika bauen wir tiefgehender als früher auf, sie werden weiterentwickelt, nämlich als Einstieg in Materialien zu unterschiedlichen Themen und Fragestellungen. Als Aufmacher, Teaser für die Materialien, die dann über den Lexikon-Eintrag verlinkt werden. Im wöchentlichen Newsletter werden Inhalte und der Aufbau über das rein nachrichtliche hinausgehen.

Matthias Alexander Schmidt
Seit Januar 2019 Redaktionsleiter von kath.de
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