Die Fußstapfen, in die Papst Leo XIV. tritt, sind groß. Besonders auf menschlicher Ebene genoss der verstorbene Papst Franziskus große Beliebtheit – vor allem wegen seiner Nahbarkeit und Bescheidenheit.

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Als Amerikaner hat Leo XIV. keinen leichten Einstieg ins Papstamt – zumal in Washington derzeit ein anderer mächtiger Mann von Annexion, Mauern und Strafzöllen spricht. Doch Leo ist eben nicht nur ein Papst für die Amerikaner, sondern für die gesamte Weltkirche.
Trotzdem fürchte ich, allzu große Reformen werden auch unter ihm nicht zu erwarten sein. Veränderungen brauchen Zeit – und in der katholischen Kirche oft noch ein bisschen länger. Deshalb mache ich mir keine Illusionen darüber, dass es während seiner Amtszeit plötzlich Weiheämter für Frauen oder eine Lockerung des Zölibats geben wird. Was ich mir jedoch wünsche, sind klare Signale und Positionierungen, die auch auf pastoraler Ebene sichtbar werden.
Gerade in Deutschland braucht die katholische Kirche Veränderung.
Die wachsende Zahl an Kirchenaustritten, der nicht angemessen aufgearbeitete sexuelle Missbrauch und der damit einhergehende Vertrauensverlust treiben die Kirche in einen anhaltenden Abwärtstrend. Zwar wurde mit dem Synodalen Weg ein Reformprozess angestoßen, doch dieser hat – zugegeben – noch viel Luft nach oben.
Vom neuen Papst wünsche ich mir deshalb, dass er die Reformvorhaben einiger progressiver deutscher Bischöfe unterstützt und offen bleibt für die spezifischen Bedürfnisse der katholischen Kirche in Deutschland. Ein einziges, starres Regelwerk für die gesamte Weltkirche erscheint mir angesichts der heutigen Vielfalt schlichtweg utopisch.
Gebt uns bitte mehr eigenen Entscheidungsspielraum – etwa bei der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare oder im Umgang mit Geschiedenen und Wiederverheirateten. Auch wenn eine grundsätzliche Änderung der Sexualmoral aus Rom unter Leo XIV. kaum zu erwarten ist, so wäre es doch ein starkes Zeichen, wenn zumindest die gelebte Vielfalt in den Gemeinden anerkannt würde. Denn Kirche kann bunt sein – wenn man sie lässt.
Ein ebenso klares Zeichen erwarte ich in Bezug auf die Wertschätzung und Verantwortung von Lai:innen und Ehrenamtlichen. Schon lange ist es Realität, dass das Gemeindeleben weit mehr von Ehrenamtlichen getragen wird als von Hauptamtlichen – und der Großteil dieser Ehrenamtlichen ist weiblich. Leider erleben wir nach wie vor, dass die Begegnung zwischen Priestern und weiblichen Ehrenamtlichen häufig nicht auf Augenhöhe stattfindet. Die Arbeit in Gemeinderäten und pastoralen Teams wird von vielen Hauptamtlichen eher als selbstverständlich hingenommen, denn als echte Entlastung anerkannt.
Deshalb wünsche ich mir einen Papst, der klare Zeichen der Anerkennung für Lai:innen und Ehrenamtliche sendet – besonders für Frauen, die sich im pastoralen Dienst engagieren.
Am Ende ist alles eine Frage der Kommunikation. Papst Franziskus hat hier viel bewegt: Er war offen für soziale Medien, sprach eine einfache, verständliche Sprache, die auch Jugendliche erreichte. Papst Leo XIV. täte gut daran, diesen Weg weiterzugehen – mit einer zeitgemäßen, lebensnahen Sprache, die Menschen berührt. Eine Sprache, die junge Menschen anspricht und jenen Trost spendet, die im Glauben Halt suchen – ohne dabei mit dogmatischer oder moralischer Strenge zu begegnen.
Kerstin Barton (stellv. Chefredakteurin kath.de)