Das Osterfeuer am Ostersonntag hat bei uns im Kleingartenverein schon seit Jahren Tradition. Es ist das erste Fest im Veranstaltungskalender des Festausschusses und markiert den Start ins neue Gartenjahr.
Kerstin Barton
Obwohl Osterfeuer ihren Ursprung im heidnischen Brauchtum haben, sind sie seit Jahrhunderten fester Bestandteil der christlichen Tradition. Feuer im Frühjahr gibt es aber auch in anderen Kulturen und Religionen. Sie sollen symbolisch den Winter vertreiben und das Wiedererwachen der Natur begrüßen.
Aus dem Winterschlaf
In der Zeit um Ostern werden die ersten Pflanzen, die in den Wochen und Monaten zuvor zu Hause auf der Fensterbank vorgezogen wurden, langsam pikiert und in die Pflanzkästen und in das Gewächshaus gesetzt. Um diese Zeit ist der Frost, wenn es denn noch welchen gibt, für gewöhnlich nicht mehr so stark, sodass die meisten Pflanzen die Nachmittagssonne im Freien genießen können und nur für die Nacht untergestellt werden müssen. Die Tomatenpflanzen sind bereits so hoch gewachsen, dass sie keinen Platz mehr in der Wohnung haben. Sie müssen endlich an die Luft. Vor Ostern erfolgt im Garten dann auch die erste Bestandsaufnahme nach dem Winter. Was hat den Winter gut überstanden? Was ist der Witterung zum Opfer gefallen? Ein Asparagus hat es bei uns in diesem Winter leider nicht geschafft und ist dem Frost erlegen. Der Gartenzaun müsste in diesem Frühjahr definitiv wieder gestrichen werden und bei der Gartenbank muss die ein oder andere Holzlatte erneuert werden.
Aus den Lauben
Auch die Gärtnerinnen und Gärtner erwachen langsam aus ihrem Winterschlaf. Auf dem Parkplatz merkt man, dass wieder mehr Betrieb in der Anlage herrscht. Man begegnet jetzt wieder Gartenfreunden auf dem Weg zum Grüncontainer und in ihren Parzellen. Im Winter machen wir Kleingärtner nämlich in der Regel nur kurze Stippvisiten in unseren Lauben. Einmal nach dem Rechten sehen, kurz anheizen, damit die Pflanzen, die in der Hütte überwintern, nicht erfrieren, den Vögeln neues Futter ins Vogelhäuschen legen und dann geht es wieder nach Hause. Die Gartenfreunde, die nicht regelmäßig zum sonntäglichen Frühschoppen kommen, hat man daher oftmals seit Dezember nicht mehr gesehen.
Neues Leben
Endlich gibt es wieder Leben in der Anlage. Nicht nur die ersten Blumen, Sträucher und Bäume fangen an zu blühen, sondern auch das soziale Leben. Eines der Kernelemente des Kleingärtnerns. In der Anlage herrscht ein gewisser Tatendrang. Im Vereinshaus findet der große Frühjahrsputz statt, der Spielplatz bekommt eine Ladung neuen Sand und die Bänke einen frischen Anstrich. Auf den Wegen in der Anlage sind die ersten Kinder auf ihren Fahrrädern unterwegs und die Kleingärtner tauschen und verschenken untereinander Setzlinge von Blumen und Gemüse.
Das Osterfeuer ist eines der sozialen Highlights im Jahr und wird nicht nur von den Kleingärtnern gut besucht. Auch viele externe Besucher aus der Umgebung schätzen unsere Tradition seit Jahren. Es ist die erste Gelegenheit im Jahr, sich bei Bier und Bratwurst wieder mit allen Gartenfreunden auszutauschen, Pläne für das kommende Gartenjahr zu besprechen und sich auch im privaten Bereich auf den neuesten Stand zu bringen. Die Kinder freuen sich über Stockbrot und sind stolz, wenn sie gemeinsam das Osterfeuer mit Fackeln entzünden dürfen.
Platz schaffen
Im Osterfeuer werden Altlasten verbrannt. Vor dem Frühling ist noch einmal die Gelegenheit ein paar strukturelle Veränderungen vorzunehmen, Bäume und Sträucher zurückzuschneiden oder ganz zu fällen. Deshalb hat sich auch in diesem Jahr wieder einiges für das Osterfeuer angehäuft, was die Gartenfreunde zusammengetragen haben. Die Eibe, die wir im vergangenen Herbst in unserer Parzelle gefällt haben, anderer Rückschnitt von Sträuchern und Bäumen. Sogar ein Tannenbaum vom letzten Weihnachtsfest ist dabei. In den Gärten wird Platz für Neues geschaffen. Für neue Äste, die austreiben können, für neue Bäume, die gepflanzt werden und manchmal auch für ein bisschen mehr Erholungsfläche.