Ganz „normal“ feiern

Dieses Weihnachten wird „normaler“ als das vergangene Fest. Die Politik verspricht uns eine Rückkehr zur Normalität. Auch nach zwei Jahren Corona sehnen wir uns nach dem normalen gesellschaftlichen Leben vor der Pandemie. Gerade zu Weihnachten werden Brauchtum und Tradition bei unserer Autorin groß geschrieben, geben ein Gefühl der Sicherheit. Nostalgie kann unsere Fähigkeit zur Reflexion und Entwicklung hemmen, aber an Weihnachten brauchen wir sie, schreibt Kerstin Barton.

Janet Dahmen auf Pixabay

Mit neuen Ausgaben und Remakes der Kultsendungen “Wetten dass…?” und “TV Total” setzt die Medienwelt setzt auf Retro-Trends, versetzt uns zurück in die glücklichen 90er und Nuller-Jahre. Wenn wir uns Normalität wünschen, meinen wir den bekannten, gewohnten Alltag vor dem großen Gamechanger Corona. Damit einher geht Nostalgie, eine Art Heimweh nach dem verlorenen “Früher”. Nostalgie ruft bittersüße Gefühle hervor, lässt sie uns einerseits in schönen Erinnerungen schwelgen, macht uns auf der anderen Seite aber den Verlust deutlich. Diese Nostalgie wird als besonders wehmütiger empfunden, da wir so plötzlich mit dem Verlust des Gewohnten konfrontiert wurden. Anders als bei längerfristigen gesellschaftlichen Entwicklunge,, gab es keine Gewöhnungszeit. Die neue Ordnung, die Verhaltensregeln, die tagtägliche Ungewissheit, sie waren einfach da.

Idealisierte Vergangenheit

Nostalgie kann als Ablenkung dienen, als Schutz oder heilsame Flucht. Sie birgt aber auch Gefahren. Denn wer nostalgisch wird, idealisiert die Vergangenheit, Nostalgie macht unfähig zu reflektieren. Das, was jetzt ist, gefällt uns nicht, es kostet Kraft und Energie, sich damit auseinander zu setzen, deshalb wollen wir zurück zum Altbekannten. Doch war die Normalität damals tatsächlich so optimal, dass wir wieder dorthin zurückkehren wollen? War das gesellschaftliche Miteinander so viel harmonischer? Kann es nicht sein, dass die pandemiebedingten Veränderungen, gerade jetzt zur Weihnachtszeit, positiv sind? Seit der Pandemie höre ich von vielen, erlebe es auch selbst, dass das Zusammensein in der Weihnachtszeit viel mehr wertgeschätzt wird, gerade weil wir erfahren mussten, wie es auch anders sein kann. Auch die Weihnachtswünsche der Kinder werden bescheidener. So stehen nicht mehr Spielekonsolen auf den Wunschzetteln, sondern Besuche bei den Großeltern oder ein Schulbesuch ohne Maske. Daran, dass die neue “Normalität” längst da ist, können wir uns noch nicht so recht gewöhnen.

Same procedure as every year

Deshalb sind vielen Menschen Traditionen und Rituale zu Weihnachten gerade jetzt wichtig, mir auch: Weihnachtstraditionen sind mir heilig, Kompromisse völlig ausgeschlossen. Alles muss genauso sein wie im letzten Jahr und in den letzten 20 Jahren zuvor. Gewohntes und Traditionen geben schließlich ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle. Wir wissen, was kommt, brauchen keine „bösen“ Überraschungen oder gar Enttäuschungen zu erwarten. Das Menü ist in jedem Jahr gleich. Erst essen, dann singen und schließlich Bescherung. Selbst die hält wenig Unerwartetes bereit, werde ich doch bereits im November dazu genötigt, zu verraten, was ich mir zu Weihnachten wünsche. Da man weiß, was kommt, kann man sich auch schon früh genug vorbereiten.

Nostalgie zu Weihnachten, das strikte Einhalten von Gewohntem und Normalität machen das Fest besonders, vor allem, wenn im Alltag die „Normalität“ fehlt. Das Fest wird dadurch nicht-alltäglich, sondern zu einer Feier des Besonderen.



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