Mehr lieben – Enzyklika „Dilexit nos“, des Papstes zur Herz-Jesu-Verehrung

Das Herz ist der das Organ der Liebe, die Verehrung des Herzens Jesu lässt die Liebe Jesu auf sich wirken und erwidert sie, indem sich der Liebende den Armen, Verfolgten, den Leidenden und Verzweifelten zu wendet.“ Dilexit nos“, Er liebt uns, ist der Titel.

Synthese seiner Theologie, die Enzyklika über das Herz von Papst Franziskus. Herz als Mitte der Person, Empfindung und Lebenskraft, es verbindet Menschen untereinander. Der Einzelne findet in der Beziehung zu anderen seine Identität. Das Herz und nicht der Verstand ist der innere Personkern, in dem Menschen fühlt und lieben. Die Verehrung des Herzens Jesu als Weg zu, Jesus zu verstehen und sich von ihm formen zu lassen, wird in Dilexit nos entfaltet..

Diese Enzyklika bezeichnet der Papst selbst als seine Theologie und Spiritualität, “dass das, was in den Sozialenzykliken Laudato si und Fratelli tutti geschrieben steht, unserer Begegnung mit der Liebe Christi nicht fremd ist. Denn wenn wir aus dieser Liebe schöpfen, werden wir fähig, geschwisterlichen Bande zu knüpfen, die Würde jedes Menschen anzuerkennen und zusammen für unser gemeinsames Haus Sorge zu tragen.” Nr. 217 am Schluss des Textes.

Ich schreibe als Leser, der mit der Herz-Jesu-Frömmigkeit nicht viel anfangen konnte. Es war eine eher depressive Frömmigkeit des 19. Jahrhunderts, das Frömmigkeit mit Schuldgefühlen vermischte und eher geduckt durchs Leben ging. Nichts davon von diesem Papst. Er will die Zeitgenossen aus der dem Herrschaftsbereich der Effektiver, eines Intellektualismus herausholen und damit aus Konsumfixierung und Oberflächlichkeit.

Abwendung vom 19. Jahrhunderts

Die Enzyklika ist ausdrücklich keine Wiederaufnahme der Prägung, die sie durch die Ordensfrau im Kloster von Paray-le-Monial, Margareta Maria Alacoque durch den Sühnegedanken erfuhr. Sühne dafür, dass die Liebe Jesu von so vielen Menschen nicht mit der Hinwendung ihres Herzens zum gekreuzigten Erlöser beantwortet wird. Diese Tröstung Jesu wird im Texte erwähnt, aber nicht als Zentrum der Herz-Jesu-Verehrung wiederbelebt. Wie in vielen Predigten verbindet der Papst die innere Beziehung zum Herz mit der Hinwendung zum Anderen und zur Mission. Das Herz mit seinem Einfühlungsvermögen, der Aufmerksamkeit für den Nächsten, das Mitgefühl mit den Armen und Geschundenen wird von der Ausrichtung des eigenen Herzens auf das Herz Jesu hergeleitet. Die Hinwendung zum Nächsten wird am Verhalten Jesu verdeutlicht und mit Aussagen, meist von Ordensgründern, weitergeführt, die von der Herzensbildung den Einsatz für den Nächsten herleiten.

Spiritualität und Theologie

Der Papst setzt sich mit dem Opfergedanken und der Strenge auseinander, die die Herz-Jesu-Verehrung im 19. Jahrhundert angenommen hatte. Den Opfergedanken hat Theresa von Lisieux bereits im 19. Jahrhundert überwunden, indem sie das Vertrauen in die Barmherzigkeit Gottes an die erste Stelle rückte, der eine Opferhaltung des Menschen nicht entsprechen kann.

Die Strenge und sogar Härte, die die Verehrung des Herzens Jesu angenommen hatte, wird durch Zitate von Heiligen und Kirchenlehrern aufgelöst. Diese Texte zeigen zugleich die lange Geschichte dieser Frömmigkeit. Sie zielen darauf, die Herzen der Menschen anzusprechen, da die Botschaft Jesu mit dem Intellekt nur anfanghaft verstanden wird.

Eine theologische Fundierung dieser Verehrung wird an der Frage entwickelt, ob das menschliche Herz Jesu in die Verehrung integriert ist. Das wird als lange Tradition der Kirche erläutert und an den Evangelien aufgezeigt. Jesus hat als menschgewordener Sohn Gottes gefühlt und ein Herz für die Menschen gehabt. Das menschliche Herz Jesu wurde durchbohrt.

Das Profil der Theologie von Papst Franziskus ist bei Nr. 88 zu lesen: „Ich möchte hinzufügen, dass das Herz Christi uns gleichzeitig von einem anderen Dualismus befreit: dem der Gemeinschaften und Hirten, die sich nur auf äußere Aktivitäten konzentrieren, auf strukturelle Reformen, die nichts mit dem Evangelium zu tun haben, auf zwanghaftes Organisieren, auf weltliche Projekte, auf säkularisiertes Denken, auf verschiedene Vorschläge, die als Erfordernisse dargestellt werden und die man bisweilen allen aufdrängen will. Das Ergebnis ist oft ein Christentum, das die Zartheit des Glaubens, die Freude hingebungsvollen Dienstes, den Eifer für die Mission von Mensch zu Mensch, das Überwältigtsein von der Schönheit Christi, die emotionale Dankbarkeit für die Freundschaft, die er anbietet, und den letzten Sinn, den er dem persönlichen Leben gibt, vergessen hat. Kurzum, dies ist eine andere, nicht weniger entkörperlichte Form des trügerischen Transzendentalismus.“

Die Enzyklika ist lang

Das ist sie nicht allein durch die lange Tradition der Herz-Jesu-Verehrung, sondern auch deshalb, weil das Unfehlbarkeitsdogma das erfordert. Denn dieses beinhaltet nicht, dass der Papst mit der Autorität des Amtes dem Glauben etwas hinzufügen kann. Unfehlbarkeit ist ihm von Gott nu dafür zugesichert, die überkommene Lehre authentisch auszulegen. Das gilt für Zeiten, wenn die politischen Verhältnisse die Einberufung eines Konzils verhindern. Als diese Unfehlbarkeit durch das Konzil, das ab 1869 tagte, wegen des Deutsch-Französischen Krieges 1870 abgebrochen werden, musste, gab es Zustimmung zu diesem Anspruch des Papstes. Die damalige Umbruchssituation in Italien ließ befürchten, dass es Jahre geben wird, in denen ein Konzil nicht einberufen werden kann. Wegen dieser Zielsetzung der Unfehlbarkeit des Papstes muss eine Enzyklika zeigen, dass es sich um die Lehre der Kirche handelt. Das wird mit Zitaten belegt, in dieser Enzyklika sind 227. Dieser Fundus kann jedoch weiterentwickelt werden. Es sind folgende Punkte.

• Eine philosophische formulierte Anthropologie kann nicht bei Intellekt und Willen stehenbleiben. Erst das Herz vereint Körperlichkeit, Emotionalität und Vernunft zum Personkern des Menschen. • Das Herz wird gegen Oberflächlichkeit und Konsumismus gestellt, weil es erst tiefe menschliche Beziehungen ermöglicht. • Das durch die Herz-Jesu-Verehrung gewonnen Verstehen und die Beziehung zu Jesus sind die nachhaltige Basis für Nächstenliebe und die Verkündigung des Evangeliums, Neben der Weiterentwicklung übt die Enzyklika auch Kritik an einer Spiritualität, die von Härte geprägt ist. Diese Korrektur wird mit Zitaten der Glaubensgeschichte belegt. Damit wird auch gezeigt, dass die Herz-Jesu-Verehrung nicht erst mit den Visionen von Margareta Maria Alacoque beginnt.

Die Enzyklika in deutscher Übersetzung „Dilexit nos“
ENZYKLIKA DILEXIT NOS