Millennials - Sie leben in der gleichen Welt wie ihre Eltern und Großeltern und doch ganz anders. Sie wollen nicht mehr nach außen etwas Großes schaffen, sondern erst einmal mit dem Überangebot und dem Leben klarkommen. Wie machen sie das:
Das Haus am Maiberg in Heppenheim hat im November beide Gruppen zusammengeführt und gezeigt, dass gegenseitiges Verstehen organisch gelingt, wenn beide Generationen sich gegenübersitzen, am besten nur zu Zweit. Hier einige Punkte, die sich herausgeschält haben:
(Bild von silviarita auf Pixabay)
Anders als die Vorgänger: Sie müssen nicht das, was sie vorfinden, verändern und auch nicht mehr so intensiv perfektionieren:
Auf sie treffen viel mehr Möglichkeiten. Das erleben sie nicht als beflügelnde Chance, sondern als anstrengend. Mussten ihre Eltern nur die 32 Seiten einer Zeitung fertig werden, fließt ständig Neues auf den kleinen Bildschirm. Ebenso ist das Fernsehangebot ausufernd geworden. Nicht anders das Angebot an Ausbildungsberufen und Studiengängen. Warum eine Welt verändern, in der alles möglich ist.
Die Älteren kennen den Arbeitsaufwand, der gefordert ist, um die Welt am Laufen zu halten. Sie wollen eine nachwachsende Generation, die einsteigt und sie von der Last befreit, alles am Laufen zu halten.
Sie haben keine Zeit mehr
Die Millennials müssen sich über ihr Zeitgefühl nicht mehr verständigen, sie wissen, dass sie immer unter Zeitdruck stehen. Denn über die verschiedenen Kanäle des digitalen Systems landet ständig Neues bei ihnen an. Der Zufluss kennt keine Unterbrechung mehr. Wenn ich für eine Zeitlang das Gerät ausschalte, weiß ich, dass umso mehr auf mich einstürzt, wenn ich wieder online bin. Dann besser heute noch nachschauen, checken, evtl. antworten, damit ich die Flut morgen bewältige.
Die Älteren mit ihren analogen Strategien spüren diesen Druck durch den ständigen Zustrom des Netzes nicht so nah auf der Haut. Sie müssen nicht auf jeden Post, jede WhatsApp registrieren. Denn sie sind nicht in das Netz eingeworben, sondern betreten es nur zeitweise.
Sie sind nach innen orientiert:
Die Millennials müssen nicht nur aus viel mehr Möglichkeiten auswählen, sondern auch ständig nachjustieren. Deshalb sind sie auf sich konzentriert, um mit den ständig sich ändernden Konstellationen und Anforderungen zurechtkommen.
Die Älteren sind eher auf das hin orientiert, was erledigt, gemacht, gebaut werden soll.
Die digitalen Möglichkeiten
Die Millennials und noch mehr die Generation Z nutzen die Digitalisierung als ihre primäre Welt und würden diese Möglichkeiten für den Erfolg Ihres Unternehmens bzw. ihrer Institution eingesetzten. Die Älteren überblicken das nur teilweise und sind versucht, nur das zuzulassen, was sie verstehen.
Digitale Kommunikationsverengung
Für die Jüngeren spielt sich alles im Netz ab. Sie sind auf den Bildschirm fokussiert. Da sie damit rechnen, dass alles Wichtige sie über irgendeinen Kanal erreicht, müssen sie alles checken. Sie gehen nicht mehr so häufig auf die Suche, sondern warten ab, bis es ankommt. Dass man selbst, z.B. am Arbeitsplatz, direkte Kommunikation aufnimmt, signalisiert, dass man da ist und welche Anrufe, Anfragen man erwartet, damit das Netzwerk vor Ort unter Strom bleibt, passt nicht so direkt in ihr Kommunikationsmuster.
Trotzdem Wunsch nach Kontakten
Gewerkschaften, Vereine, die für die Älteren ein Sicherheitsnetz darstellten, sind durch die Vernetzung über die Social Media abgelöst. Die Sicherheit, die z.B. eine Vereinssatzung bietet, nämlich dass man nicht einfach rausfällt, wenn man den anderen zu schwierig geworden ist, wird nicht mehr über die Zugehörigkeit in Gruppen und Verbänden gesucht, sondern über den Rechtsweg. Wenn es noch schwieriger wird, gibt es Beratungs- und Therapieangebote.
Co-Working wird als Arbeitsplatz geschätzt. Nicht nur größere Städte, sondern z.B. auch die Stadt Lorsch stellen für Freiberufler und Startups Beratung+Büroraum zu günstigen Bedingen zur Verfügung. Nicht zu Hause arbeiten und andere treffen, um sich auch zu vernetzen, hat das Projekt schnell erfolgreich werden lassen.
Spielräume unter strikter Beobachtung
Die Jüngeren haben je nach Firma oder Institution mehr oder weniger große Spielräume. Auch wenn insgesamt die Organisation der Arbeitsabläufe nicht mehr von oben alleine bewerkstelligt werden kann, wird Leitung immer noch so verstanden, dass sie alles durchplanen muss. Damit fühlen sich die Jüngeren zu sehr eingeengt und einseitig nach dem Kriterium beurteilt. "sie machen es nicht so, wie es eigentlich gemacht werden müsste“.
Da die Jüngeren wegen der Komplexität der Welt mit Kritik nicht so viel anfangen können, reagieren sie auf Kritik mit Rückzug. "Wenn es so nicht geht, wie ich es überlegt habe, muss ich meine Ideen für mich behalten.“ Sie sind nicht bereit zu kämpfen, sondern wechseln lieber. Wegen der Komplexität des Außen soll das Innen ruhig gehalten werden, dass ich mich sammeln kann, aus der Vielfalt, die oft Zerrissenheit wird, herauskomme. Kontroversen machen das Innen noch mal komplex.
Sie brauchen kein Wirtschaftswachstum mehr:
Die Jüngeren können sich mehr auf sich selbst konzentrieren, weil sie kein Wachstum mehr brauchen, auch nicht mehr unbedingt ein Auto. Das Wachstum ist wegen des Energiebedarfs fraglich geworden, aber auch wegen des Arbeitsaufwandes. Warum auf Kosten der Familie und der Beziehungen so viel arbeiten?
Leitung ist problematisch
In den Augen der Jüngeren sind die Führungskräfte, die sie erlebt haben, oft nicht kooperativ genug, kritisieren eher als dass sie ermutigen. Zudem haben sie beobachtet, dass Leitung einen hohen Einsatz fordert. Sie ergreifen daher Leitungsangebote nur zögerlich. Die Caritas im Bistum Mainz hat mit einem erweiterten Angebot an Leitungstrainings reagiert und so für Millennials den Weg in eine Leitungsaufgabe geebnet.
Das Kommunikationsmuster, das immer wieder zu Verwicklungen führt:
Die Älteren gehen davon, dass die Welt so funktionieren muss, wie sie geworden ist. Die Jüngeren haben keine revolutionäre Alternative dazu, können sich aber auch nicht einfach auf diese Welt mit ihrem hohen Energieverbrauch, dem hohen Arbeitsaufwand, der zu geringen Flexibilität, die die digitalen Medien bereits ermöglichen, einlassen. Da sie nicht offensiv für Ihre Anliegen eintreten, lassen sie den Älteren daher erst mal den Raum und sind dann entmutigt, weil sie sich nicht verstanden fühlen.
Sie machen sich die Verständigung nicht leicht
Die Jüngeren kennen die Älteren besser als umgekehrt. Beiden gemeinsam ist, dass sie die Nachteile des jeweiligen anderen Lebenskonzeptes deutlich sehen, nämlich wie aus bestimmten Verhaltensroutinen die andere Seite sich Nachteile einhandelt. Da die Älteren weniger gewohnt sind, sich mit ihren Innenwelten zu beschäftigen, sehen sie in der Organisation der äußeren Abläufe die Herausforderung nicht nur für sich, sondern auch für die Jüngeren. Die Jüngeren, da sie sich mehr mit dem empfindlicheren Inneren beschäftigen, kämpfen nicht für Ihre Lebenssicht, sondern ziehen sich zurück. Dieser Graben wird überwunden, wenn beide sich ihre Lebenssicht und ihr unterschiedliches Empfingen der gemeinsamen Welt erzählen.
Das Werkstattgespräch am 18. und 19. November in Heppenheim führte nach einem Tag des Austausches einmal die Open-Space Etage in Lorsch und dann in das Das zweitägige Konzept hat sich bewährt. Es beinhaltet keine Vorträge, sondern Gespräche in kleinen Gruppen, Klärungen im Plenum und Besuche bei innovativen Projekten. Das Angebot wird mehr auf Millennials und die Generation Z fokussiert, es werden gezielter Fragen an die mittlere und ältere Generation erarbeitet und für Beratung Fachleute eingeladen. Die Älteren kommen dadurch zum Zuge, dass sie von den Herausforderungen in ihrer Biografie berichten, mit denen Sie wichtige Erfahrungen weitergeben.
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