Gender und Dreifaltigkeit

Der christliche Gott existiert in drei Personen, deren Geschlecht(er) oder Gender alles andere als eindeutig sind – dreifaltig. Warum sollte der Mensch – als Abbild Gottes – anders sein?

Ist Gott ein Mann oder eine Frau, ein bisschen von beidem, irgendwo dazwischen oder geschlechtslos? Jesus, als Sohn Gottes war wohl ein Mann – so weit, so offensichtlich. Gott-Vater heißt wohl auch nicht umsonst so. „Ruach“, das hebräische Wort für „Geist“ ist allerdings weiblich.


(Bild von Andrew Martin auf Pixabay)

Gottes Geschlecht

Besteht die göttliche Dreifaltigkeit aus Vater, Sohn und Heiligem Geist also aus zwei Männern und einer Geist-Frau? Welches Geschlecht hat Gott dann insgesamt? Gottes Geschlechtsidentität ist also keineswegs eindeutig.

Laut dem Schöpfungsbericht am Beginn des ersten Buchs der Bibel, Genesis, schafft Gott den Menschen nach seinem, Gottes Abbild, „als Mann und Frau schuf er sie“. Dieses Zitat dient auch als Titel und hauptsächliches Argument des jüngsten Schreibens der vatikanischen Bildungskongregation zum Themenkomplex „Gender“. Ein drittes Geschlecht bzw. etwas zwischen den vermeintlich eindeutigen Geschlechtern „Mann“ und „Frau“ lehnt der Vatikan ab.

Dreifaltiger Gott – zweigeschlechtlicher Mensch?

Wenn Gott den Menschen nach seinem, also nach Gottes Abbild geschaffen hat, als Mann und als Frau, dann hat Gott im Umkehrschluss mindestens männliche und weibliche Eigenschaften. Gott ist Mann und Frau – wie sein Abbild, sein Geschöpf, der Mensch. Gleichzeitig ist Gott laut christlicher Lehre aber dreifaltig, nicht etwa nur zwei-faltig.

Sich vorzustellen, dass manche Menschen keine eindeutige Geschlechteridentität haben könnten, fällt dem Vatikan und auch vielen anderen schwer. Die christliche Lehre von der göttlichen Dreifaltigkeit – dass nämlich ein Gott aus drei Personen besteht und doch einer ist – gehört allerdings zum Wesenskern des christlichen Glaubens.

Vorstellungsprobleme

Die Dreifaltigkeit Gottes kann man sich kaum vorstellen. Fällt es darum auch so schwer, sich vorzustellen, dass der dreifaltige Gott in seiner Allmacht in der Lage sein könnte, menschliche Wesen zu erschaffen, die nicht in jedem Aspekt ihres Daseins in absoluter Weise bloß Mann oder bloß Frau sind – und die sich daher ausschließlich entweder weiblich oder männlich fühlen dürfen?

Als theologischer Erklärungsversuch für die Dreifaltigkeit Gottes wird häufig die Beziehung zwischen den drei göttlichen Personen als eine liebende Kommunikation in Gott beschrieben. In diese innergöttliche Liebesbeziehung sei der Mensch hineingenommen.

Gott – selbst eine Liebesbeziehung aus drei Personen – ist in seiner Dreifaltigkeit und Allmacht wohl kreativer und weiter, als sich auf bloß zwei Geschlechter festzulegen. Jeder Mensch ist ein geliebtes Abbild dieses Gottes.

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