Italienische Medien berichten vom Personalabbau im Vatikan. Es werden finanzielle Gründe angeführt. Romkenner sprechen auch von einer notwendigen Erhöhung der Arbeitseffektivität und deutsche Beobachter müssen sich fragen, warum gerade vom deutschen Kardinal Marx die Anregung ausging.
Im kleinen Vatikanstaat sind an die 6.000 Menschen beschäftigt, davon 2.000 Priester. Davon sollen 1.500 Stellen in den nächsten Jahren abgebaut werden, so dass keine Entlassungen, wohl aber Umbesetzungen notwendig werden. Die Kurienbehörden, also die Ministerien des Papstes, so für die Hochschulen, die Bischöfe, die Glaubenskongregation, die Missionszentrale sind personell wesentlich geringer ausgestattet als Ministerien kleiner Bundesländer in Deutschland. In ihnen arbeitet nur einen Bruchteil der Angestellten, der größere Teil ist in der Administration des kleinen Staates, in den Museen, in der Bewachung eingesetzt.
Geld begrenzt die Verwaltung
Es wird vermutet, dass der Vatikan mit Geldnöten kämpft, denn schon seit zwei Jahren legt der kleine Staat keine Bilanzen mehr vor. Wie in jeder Verwaltung gilt auch für den Vatikan: Verwaltung kostet Geld. Es gibt noch eine anderes Gesetz: Je mehr Geld verwaltet werden kann, desto mehr Leute braucht es. Dieses Gesetz kann man gut bei deutschen Bistümern studieren. Obwohl auch in Deutschland die Einnahmen zurückgehen werden, wenn sich die geburtenstarken Jahrgänge verabschieden, hört man von Kostenreduzierung durch Abbau der Verwaltung noch nichts. Offensichtlich ist das Geld noch nicht knapp genug. Man wird aufmerksam beobachten, was der deutsche Kardinal von dem, was er aus Rom mitbringt, in seinem Bistum, München und Freising, umsetzen wird.
Römische Beamtenmentalität
Von Vatikankennern ist zu hören, dass man schon vor Jahren angefangen hat, durch Stechuhren die Angestellten dazu zu bringen, ihre Dienstzeit vollständig am Arbeitsplatz zu verbringen. Das ist in Italien nicht selbstverständlich. Vielmehr lassen sich Beamte schon einmal sehen, verlassen dann aber das Amt, um ihrer Hauptbeschäftigung anderswo nachzugehen. Im Vatikan war es früher noch oft so, dass die Büros nur morgens besetzt waren, weil die Mitarbeiter der päpstlichen Ministerien nach dem Mittagessen nicht mehr zurückkamen. Offensichtlich hat man im Vatikan Fortschritte erzielt, dass tatsächlich nicht mehr so viel Personal gebraucht wird.
Zuständigkeiten an die Teilkirchen abgeben
Papst Franziskus und auch schon vorher der deutsche Papst wollen die Zentralisierung der Römischen Kirche lockern. Das legt sich eigentlich schon seit Jahrzehnten nahe, weil aus der europäischen Kirche durch die große Missionsbewegung seit Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr nur Europa verwaltet werden muss. Waren bis zum Pontifikat Pauls VI. 1963-1978 noch fast alle Stellen im Vatikan mit Italienern besetzt, wurde die Kurie erfolgreich internationalisiert. Je mehr sich die Kirchen in Afrika, Asien aber auch in Nord- und Südamerika vom europäischen Modell lösen, desto näher müssen Entscheidungen gefällt werden. Das Beispiel der UNO zeigt, dass die Zentrale dann Initiativen entwickeln muss, um ihre Position nicht zu verlieren. Die UNO beweist das in diesen Tagen einmal mit dem Migrationspakt in Marrakesch und zum anderen mit der Klimakonferenz in Kattowitz. Eine Reduzierung des Personals im Vatikan würde eine Verlagerung von Kompetenzen in die Regionen erleichtern und dem Vatikan das Image nehmen, eine kalte Verwaltungsmaschine zu betreiben, die vor allem durch Eingriffe und die Absetzung von Theologieprofessoren ihren Einfluss ausübt. Seit mit Papst Franziskus die Bischofssynoden sehr viel lebendiger geworden sind und damit ein viel größeres Interesse auf sich ziehen, deutet sich an, dass die katholische, die ja in ihrer Struktur eine römische Kirche ist, etwas weniger römisch verwaltet und sogar inspiriert werden kann.