Ukraine – was ist Staat, was ist Kirche?

Wir sollten uns mehr für die Ukraine interessieren, nicht zuletzt für die kirchliche Situation. Kath.de lenkt mit einer Einschätzung der Lage durch den Osteuropaexperten Tilo Krauße den Blick auf die Zuspitzung der kirchlichen Situation. Es drohen Kirchenbesetzungen. Infrage steht die Trennung von Staat und Kirche.

Die größte Kirche ist keine ukrainische Kirche mehr

Es geht um ein Abkommen, das Präsident Poroschenko mit dem Ökumenischen Patriarchen am 03. Nov. 2018 unterschrieben hat. Über die Inhalte des Abkommens ist bisher nichts bekannt. Zugänglich ist die Einschätzung eines Mitglieds der mit Rom verbundenen ukrainisch-orthodoxen Kirche, die diesmal nicht im Zentrum des Konflikts steht. Der griechisch katholische, politische Analyst, Taras Chernovol, ehemaliger Abgeordneter des ukrainischen Parlaments, erklärte am 05. Nov. 2018, dass das kürzlich in Istanbul unterzeichnete Abkommen am 03. Nov. 2018 zwischen dem ukrainischen Präsidenten und Ökumenischen Patriarchen Bartholomew die rechtliche Grundlage für die Existenz der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats auf dem Territorium der Ukraine entzieht. Es sei deshalb keine staatliche Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Kirche, wenn der ukrainische Staat in Übereinstimmung und auf Bitte des Ökumenischen Patriarchats den Gemeinden, die sich dem Moskauer Patriachats zuordnen, den Namen „Ukrainische Kirche“ entzieht. Das zieht verschiedene rechtliche Konsequenzen für die Kirche in der Ukraine nach sich, die immer noch die meisten Gemeinden hat.

Trennung von Staat und Kirche

Was für ein verbindliches Abkommen hat? Für die Unterzeichnung eines bilateralen Abkommens hat der Ökumenischen Patriarch Bartholomew, der türkischer Staatsbürger kein Mandat von der Türkei. Handelt es sich um ein innerkirchliches Abkommen, dann kann es nur von einem anerkannten, kanonischen, ukrainischen Bischof unterzeichnet werden und nicht vom Präsidenten des Landes. Unterdessen bestätigte Präsident Poroshenko, dass es in der Ukraine eine verfassungsrechtlich verbriefte Trennung zwischen Staat und Kirche gibt und er in der Ukraine das Recht auf Glaubensfreiheit garantiert. Wie sich das der Präsident vorstellt, war unter anderem gestern am 07. Nov. 2018 beim Ukrainischen Unabhängigen Nachrichtendienst (UNIAN) zu lesen. Der Präsident hatte sich auf einer Nato gesponserten Konferenz in Kiew: “The Hybrid War Decade: Lessons Learned to Move Forward Successfully” zum Thema Kirche unter anderem wie folgt geäußert: „Eure Kirche, Eure Armee, Eure Waffen haben hier nichts zu suchen, Geht nach Hause, nach Russland!" Read more on UNIAN:

Das wichtige Kloster in der Westukraine ist umkämpft

Am 06. Nov. 2018 hat der Bezirksrat des Oblasts Ternopil offiziell, wie auf seiner Webseite zu lesen ist, das ukrainische Innenministerium um 24-stündigen Schutz für das „Holy Dormition Pochaev Lavra” Kloster gebeten. Die Situation wurde als angespannt beschrieben. Inzwischen hat der Abt, Metropolit Vladimir, die Gläubigen während des Gottesdienstes aufgerufen, sich auf die Verteidigung bzw. auf eine gewaltsame Übernahme vorzubereiten. Der Bezirksrat des Oblasts Ternopil hat gleichzeitig die Oberstaatsanwaltschaft in Kiew gebeten, legale Schritte zu prüfen, um die Nutzungsrechte und Pachtverträge der Ukrainisch Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats zu prüfen bzw. zu annullieren. Für die Christen in der Ukraine ziehen dunkle Wolken auf und das letzte Kapitel dieser Geschichte ist noch lange nicht geschrieben. Tilo Krauße schieb auch "Zur Entwicklung der Kirchenkrise"