Die Medien sind der schwierigste Gegner der katholischen Kirche. So höre ich es immer wieder. Nach vielen Jahren in der Medienarbeit frage ich mich, woher Bischöfe, Theologieprofessoren und andere Katholiken das wissen. Ich habe nie diese antikirchliche Phalanx ausmachen können. Es ist die Kirche, die sich eingebrockt hat, was sie den „Medien“ unterstellt.
Bestimmen die Medien tatsächlich die Weltanschauung der Menschen, machen sie den Boden extra steinig, so dass die Kirche mit ihrer Botschaft nicht landet? Der Erfolg der AFD zeigt, wie brüchig diese These ist. Denn man kann den Journalisten nicht vorwerfen, sie hätten den Erfolg dieser Partei befördert. An der AFD kann man das Versagen kirchlicher Medienarbeit gut darstellen – hier des Katholikentags in Münster. Sollte die Partei eingeladen werden oder nicht? Allein eine solche Diskussion macht die AFD bekannt und gibt ihr die Themeninitiative.
Nicht was der Laienkatholizismus sagen will, sondern was die AfD nach Münster mitbringen würde, war die Frage, hat die Inszenierung des Katholikentages für die Berichterstattung platziert. Offensichtlich ist die AFD wichtiger als der Katholikentag und kam dann prompt in den Nachrichten als einzige Meldung von dem Geschehen des Tages in Münster. Warum kommt die AFD überhaupt auf den Schirm und nicht die Katholiken?
Wer nichts zu sagen hat, kommt auf die Anklagebank
Mit einem einfachen Gedächtnistest kann jeder Katholik überprüfen, warum seine Kirche, warum Laien, Pressesprecher und Bischöfe, nicht in den Medien vorkommen. An was erinnern die sich, die nicht da waren und das Geschehen in den Medien verfolgt haben? Gibt es irgendein Ergebnis, ein Projekt, das die Wirklichkeit verändert hat? Weil die katholische Kirche in Deutschland weder die eigene Glaubenswirklichkeit nach vorne bringt, noch zu einem gesellschaftlichen Problem mehr als eine Analyse beisteuert, bleibt sie unterhalb des Kamerawinkels, in den man kommen muss, um von den Medien erfasst zu werden.
Da diese Kirche immer noch groß ist und sich mit Bischofsernennungen, Konferenzen und den Feiertagen sich nicht ganz aus der Öffentlichkeit verabschiedet hat, bleiben für die Journalisten dann die Misslichkeiten, wenn es sonst nichts zu berichten gibt. Es überrascht nicht, dass die Bischöfe die Talkshows meiden, denn da bleibt ihnen, aufgrund ihrer unterlassenen Medienpräsenz, nur der Sitz auf der Anklagebank. Da die Kirchlichkeit im Gefolge der Achtundsechziger sich vor allem als Kirchenkritik artikulieren muss, sorgt die Kirche selbst für ihr Image als Nörglerverein. Dass keiner die Kraft aufbringt, diese Situation zu ändern, zeigt, dass von innen her keine Energie danach drängt, an die Öffentlichkeit zu kommen, um für eine Sache einzutreten.
Medien „sind nicht einfach so“, sondern werden jeden Tag neu gemacht
Die „Medien“, auf die Kirchenleute den Bedeutungsverlust ihrer Kirche schieben, sind keine feste Größe, sondern werden jeden Tag neu gemacht. Es ist immer ein Wettstreit, was auf die erste Seite der Zeitung kommt, was zur Hauptsendezeiten ausgestrahlt wird. Wenn man da nicht hin will, kommt man auch nicht vor. Jedem Katholiken sei empfohlen, sich selbst ein Bild zu machen, wo ein solcher Wille spürbar ist. Ohne diesen Willen ist die ganze Medienarbeit nicht nur umsonst, sondern kirchenschädlich. Denn Journalisten wollen keine Buchalter des Zeitgeistes sein, sondern etwas spüren. Denn nur wenn sie etwas mehr „rüberbringen“ als nüchterne Information, gewinnen sie Klicks, Leser und Zuschauer. Das ist ja genau das, was der katholischen Kirche in Deutschland fehlt, diese energetische Ausstrahlung. Wenn es die nicht gibt, dann greifen die Journalisten auf Fehlleistungen der Kirche zurück, um wenigstens eine negative Energie zu erzeugen.
Die Journalisten sind keine Kirchendiener
Kirchliche Medienarbeit muss sich darüber klar sein: Wenn sie den Journalisten mit Kirchenthemen keine Leser, keine Zuschauer, keine Klicks bringen, dann sind sie auf Dauer abgeschrieben und es trifft das Urteil zu: „Was kann aus Nazareth, sprich von der Katholischen Kirche, schon gutes kommen!“ In diese Einschätzung durch die Journalisten hat sich die katholische Kirche inzwischen fest einzementiert.
Es geht ganz einfach
Nun muss man dieser kausalen Erklärung für das enorme Mediendefizit nicht glauben. Es gibt ganz einfache Beweise, dass es „geht“. Der Papst hat eine Medienpräsenz, weil er etwas will und seine Kirche in die Mitgestaltung der Gesellschaft treibt. Da die Werte weniger durch die Informationsprogramme als durch Serien und Filme vermittelt werden, könnte die katholische Kirche durch Drehbuchförderung einiges auf den Schirm bringen. Die Erfolge der Pfarrerserien sind bei den Sendern nicht vergessen. Drehbuchförderung ist deshalb der Schlüssle, weil es sehr viel einfacher ist, einen Krimi oder eine Arztserie zu schreiben, als eine mit einem Pfarrer oder einer Ordensschwester als Helden. Ganz ohne kirchliche Unterstützung läuft seit 2002 die Serie mit Schwester Hanna. Und was hat die kirchliche Medienarbeit für den doch passablen Maria-von-Magdala-Jesusfilm getan? Die schlimmen Medien bringen halt Religion ohne die geistig-spirituelle Unterstützung der Kirche.