„Ein Funke Mut“

Es ist nur ein kleines Licht ohne große Macht, aber es hat eine große Strahlkraft: Pfad-finderinnen und Pfadfinder tragen derzeit bis Heiligabend das „Friedenslicht aus Bet-lehem“ zu „allen Menschen guten Willens“. Doch was macht das Besondere der Aktion aus und warum braucht es „einen Funken Mut“, um sich für den Frieden einzusetzen?

Das Friedenslicht aus Bethlehem scheint auf den ersten Blick nur eine Geste ohne große Macht zu sein: Ein Kind entzündet eine Kerze in der Geburtsgrotte Jesu, das Licht wird nach Österreich geflogen und vom Österreichischen Rundfunk (ORF) an Pfadfinderin-nen und Pfadfinder aus 20 Ländern übergeben. Diese reichen die Flamme in einer Licht-erstafette – dank eines großen (ehrenamtlichen) Engagements – bis Heiligabend an „alle Menschen guten Willens“ weiter, ohne dass sie zuvor erlischt.

Auch Papst Leo XIV. hat das Friedenslicht aus Betlehem bereits erhalten. Wie sein Vor-gänger Papst Franziskus betonte auch der Pontifex die Wichtigkeit dieses Friedenssym-bols „als bedeutendes Zeichen mit großer Strahlkraft“. Frieden zieht sich dabei wie ein „roter Faden“ durch die ersten Monate des Pontifikats von Francis Prevost.

Die Aktion Friedenslicht aus Betlehem steht 2025 unter dem bundesweiten Motto „Ein Funke Mut“. Es soll die Menschen daran erinnern, dass es oft kleine Gesten der Zivilcou-rage sind, die große Bedeutung für den Frieden und unser Leben in Demokratie und Frei-heit haben. Das Motto erinnert uns Einzelnen daran, dass Frieden immer im Kleinen be-ginnt: mit Respekt, Menschlichkeit und dem Mut zuzuhören.

Die Kraft der kleinen Dinge

Manchmal braucht es nicht große Worte oder Gesten, sondern vielmehr sind es die klei-nen Dinge, die eine große Wirkung entfalten können. Die Weitergabe des Friedenslichts ist ein Beispiel dafür. Bei der Lichtweitergabe wird „ein Funke Mut“ benötigt, um unter anderem ein offenes Feuer zu transportieren oder es zu Hause zu lagern. Und es braucht Mut, um auf andere Menschen zuzugehen und ihnen ein Stück Frieden zu schenken, bewusst ohne irgendeinen Gegenwert zu erwarten. Das allein ist in unserer heutigen Gesellschaft schon eine Besonderheit, gerade in der kommerzialisierten Ad-vents- und Weihnachtszeit. Diese biblische Friedensvision – „Frieden auf Erden“ – rückt dadurch – wenn auch nur für einen kleinen Augenblick – wieder in den Fokus.

Vielleicht liegt gerade darin das Besondere des Friedenslichts, das auf seiner 3.600 Kilo-meter langen Reise von Betlehem nach Deutschland viele Grenzen – per Flugzeug, Bahn, Bus oder Pkw – überwindet sowie Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus über 20 Ländern und verschiedener Religionen und Konfessionen verbindet. Die Friedenslichtaktion zeigt, dass Frieden im Kleinen möglich ist – nicht als Theorie, sondern in der Praxis –, oh-ne dass jeder oder jede dafür etwas von sich abgeben oder gar bezahlen muss.

Wer das Friedenslicht annimmt, verpflichtet sich zu nichts und spürt doch eine Verant-wortung: Es zu behüten und nach Hause zu tragen und vielleicht auch weiterzugeben.

In der Einfachheit liegt das Besondere

Hinter diesem unscheinbaren Ritual verbirgt sich ein kleiner Beitrag zum Frieden, der ge-rade in seiner Einfachheit und Bescheidenheit seine wahre Stärke entfaltet. Das Frie-denslicht zwingt sich niemandem auf. Es politisiert oder moralisiert nicht. Vielmehr rich-tet es den Fokus darauf, dass es nicht allein die Aufgabe der „Mächtigen“ in Politik und Kirche ist, Wege zum Frieden zu finden, wie es im „Friedenslichtgebet“ von Pater Guido Hügen OSB heißt. Es liegt an jedem und jeder Einzelnen, einen Beitrag dafür zu leisten. Und dafür benötigt man manchmal tatsächlich auch „einen Funken Mut“.

Fazit: Das Friedenslicht ist ein starkes Zeichen für den Frieden, das bis heute nichts an seiner Aktualität verloren hat, im Gegenteil sogar noch wichtiger ist. Und bei der Weiter-gabe des #friedenslicht entfaltet sich die Kraft dieses dänischen Sprichworts:

„Du verlierst nichts, wenn Du mit Deiner Kerze, die eines anderen anzündest.“

Christian Schnaubelt *(Chefredakteur und Herausgeber von kath.de) *