An diesem Wochenende trafen sich Synodalteams aus der ganzen Welt – anlässlich des Heiligen Jahres – in Rom. Dabei ging es um die Frage: Was ist seit der Weltsynode im Herbst 2024 in den Kontinenten passiert? Ist Synodalität nur ein „Steckenpferd“ des verstorbenen Papst Franziskus sowie der deutschen Kirche und damit eine Sackgasse? Oder ein Weg ohne Umkehr, der von Papst Leo XIV. weiter gefördert wird?
Vom 24. bis 26. Oktober 2025 trafen sich rund 2.000 Vertreter:innen der synodalen Teams aus allen Kontinenten in Rom zum sogenannten „Jubiläum der Synodenteams und Mitwirkungsgremien“ im Rahmen des Heiligen Jahres. Die deutsche Delegation wurde von Bischof Peter Kohlgraf, dem Vorsitzenden der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, geleitet und umfasste auch Mitglieder des Synodalen Ausschusses. Als Vertreter der katholischen Jugend nahm BDKJ-Bundesvorsitzender Volker Andres teil.
Deutsche Delegation: Ermutigende Eindrücke
Gegenüber unserem Partnerportal explizit.net (Link) betonte Volker Andres: „Ermutigend war zu hören, dass viele Menschen aus allen Kontinenten Veränderungen in der Kirche wünschen. Viele teilen die Themen, die wir auch in Deutschland diskutieren, und wünschen sich einen Fortschritt.“ Diese Erkenntnis war für den BDKJ-Bundesvorsitzenden zentral: Die Reformanliegen des deutschen „Synodalen Weges“ – Gleichberechtigung aller Geschlechter, das Teilen von Macht in der Kirche und die konsequente Aufarbeitung sexualisierter Gewalt – sind „keine Erwartungen, die nur junge Menschen in Deutschland an die Kirche haben, sondern die auch an anderen Orten der Weltkirche gefordert werden“.
Aber es gibt auch Herausforderungen, wie Volker Andres weiter ausführte: „In vielen Gesprächen ist mir hier die Sorge begegnet, dass wir als Kirche in Deutschland Synodalität „überdemokratisiert“ verstehen würden. Hier müssen wir weiterhin dafür werben, dass synodale Prozesse nur dann gelingen, wenn sie eine gute Verbindung aus geistlichen und demokratischen Elementen schaffen. Es geht nicht um politisches Taktieren, sondern um die Suche nach Konsens, nach Ergebnissen, die alle im Blick haben. (…) Es braucht in den Ortskirchen unterschiedliche Lösungen und auch unterschiedliche Geschwindigkeiten“, räumte Andres ein und ergänzte: „Unsere Kirche ist sehr vielfältig, das sollten wir als eine unserer Stärken ernst nehmen.“
„Zukunftsweg der katholischen Kirche“
Der neue Pontifex hat in seinen ersten Monaten im Amt unmissverständlich klargestellt, dass Synodalität für ihn kein vorübergehendes Experiment, sondern der „Zukunftsweg der katholischen Kirche“ ist. Bei der Audienz für synodale Teams am 25. Oktober 2025 betonte Papst Leo XIV.: „Ich bin der Meinung, dass die Kirche eine Stimme hat, und wir müssen mutig sein und unsere Stimme erheben, um die Welt zu verändern und sie zu einem besseren Ort zu machen.“
In seiner live via Vatican News mit deutscher Übersetzung übertragenen Ansprache an die Synodenteams forderte Papst Leo XIV. drei zentrale Eigenschaften für den synodalen Prozess: Geduld, Mission und theologische Ausbildung. Diese „Trias“ bildet das Fundament seiner Vision einer synodalen Weltkirche. Diese missionarische Perspektive unterscheidet den Ansatz von einem rein innerkirchlichen Reformdiskurs. „Die Synodalität ist ein Stil, eine Haltung, die uns hilft, Kirche zu sein, indem sie authentische Erfahrungen der Teilnahme und der Gemeinschaft fördert“, erklärte Papst Leo bereits zuvor dem Generalsekretariat der Bischofssynode.
Fazit: Reformprozess mit globaler Strahlkraft
Das Treffen der Synodalteams in Rom bot daher für die katholische Kirche in Deutschland mehr Rückenwind als Gegenwind. Allerdings auch mit der nüchternen Einsicht, dass die Erwartungen an schnelle strukturelle Reformen durch Papst Leo XIV. wohl gedämpft werden müssen. Zwar ist der Prozess zu einer synodalen Weltkirche unumkehrbar geworden, aber es wird ein langer Weg mit vielen Kompromissen.
Aber die gute Nachricht ist: Synodalität wird die katholische Kirche weltweit verändern: weniger durch Einzelbeschlüsse, sondern durch einen Mentalitätswandel, der sich in Deutschland in dem „Synodalen Weg“ manifestiert hat und nun – mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten – auf allen Kontinenten praktiziert wird. Dies wurde beim Synodalteam-Jubiläum am letzten Freitag bei den Berichten der Kontinentalvertretungen im Vatikan deutlich.
Kritiker:innen können jetzt nicht mehr behaupten, Synodalität sei nur ein „Steckenpferd“ von Papst Franziskus und der deutschen Kirche gewesen und sei daher eine Sackgasse, da das Modell in anderen Kontinenten nicht funktioniere.
Papst Leo XIV. steht für einen Kurs, der einerseits Geduld einfordert und bisher keine spektakulären Entscheidungen z. B. zur Rolle der Frau in der katholischen Kirche, erwarten lässt. Andererseits aber auch keine Umkehr, von der von seinem Vorgänger Papst Franziskus eingeschlagenen Richtung zulässt. Ein Weg ohne Umkehr. Und das ist gut so!
Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)