Die stärkere Beteiligung von Lai:innen ist kein Modetrend

Papst Leo XIV. hat in dieser Woche zu mehr Beteiligung von Laien in seinem Bistum Rom aufgerufen. Der Pontifex möchte es zu einem „Laboratorium der Synodalität“ machen, in dem alle Gläubigen – Priester sowie Laien – gemeinsam Verantwortung für die Zukunft der Kirche übernehmen. Doch dafür ist es notwendig, dass kirchliche Entscheidungsträger ihre Macht teilen und Laien nicht nur beratend einbinden.

„Zu dieser Beteiligung aller Getauften am Zeugnis und an der Verkündigung des Evangeliums zurückkehren“ (Papst Leo XIV.)

Papst Leo XIV. betonte am 19. September bei einer Diözesanversammlung seines Bistums Rom in der Laterankirche in Rom, dass Synodalität das Miteinander aller Getauften verlangt. „Die Beteiligung aller in der Kirche,also auch der Laien, ist ein wesentlicher Bestandteil des von meinem Vor- gänger vorangetriebenen Reformprozesses“, erklärte Leo XIV. laut „Vatican News“. Die katholische Kirche soll so offener, dialogischer und nahbarer werden. Laien im Bistum Rom wurden von Papst Leo ausdrücklich aufgefordert, sich mit Ideen und Engagement an der Umsetzung der Weltsynode zu beteiligen und beratende Gremien in den Pfarreien zu stärken. Papst Leo führte auch aus, dass die Kirche aus „lebendigen Steinen“ bestehen soll, jeder Getaufte sei dafür wichtig.

Papst Franziskus hat die Rolle der Laien bereits zuvor hervorgehoben: „Alle getauften Christinnen und Christen sind dazu berufen, am Auftrag der Kirche teilzunehmen“ und „Der Heilige Geist gibt jedem von ihnen ein besonderes Charisma, das für die Gemeinschaft nützlich ist“. Bei der Bischofssynode verteidigte er die Stimmrechte der Laien: „Als ich entschied, für diese Versammlung auch eine erhebliche Anzahl von Laien und Ordensleuten … mit vollem Teilnahmerecht zu berufen, (…) habe ich dies in Übereinstimmung mit dem Verständnis von der Ausübung des Bi- schofsamts getan, das das Zweite Vatikanische Konzil zum Ausdruck gebracht hat.“

Macht im Gottesvolk teilen

Doch dazu braucht es einerseits Laien, die – zum Beispiel bei den im November 2025 anstehenden Gremienwahlen (Pfarrgemeinderäte und Kirchenvorstände) in Nordrhein-Westfalen – Verantwortung übernehmen. Und andererseits braucht es Bischöfe und Generalvikare, die ihre Macht mit dem Gottesvolk teilen, es ernsthaft beteiligen und sich nicht nur durch Laien beraten lassen, wie Papst Franziskus in seinen oben genannten Ausführungen zur Bischofssynode unmissverständlich betonte.

Wenn es nichts Wichtiges zu entscheiden gibt (z. B. nur ein Votum und keine Wahl eines Stadtdechanten, wie es das amtskirchliche Verfahren in NRW vorsieht), besteht die ernsthafte Gefahr, dass sich Laien zurückziehen, anstatt sich mehr zu beteiligen. Dies gilt insbesondere auch für das Thema Beteiligung von Laien in der Leitung von Gemeinden (wie es z. B. im Bistum Essen bereits möglich ist).

Dabei hat die Forderung nach einer stärkeren Beteiligung von Laien nicht nur eine demokratietechnische Seite, sondern auch eine theologische Seite. Die katholische Kirche kann durch eine stärkere Beteiligung von Laien ihre gesellschaftliche Relevanz stärken, indem diese ihr christliches Zeugnis und ihre Werte einbringen. Durch die Vielfalt der Charismen und Kompetenzen der Lai:innen kann eine Kirche entstehen, die glaubwürdig,relevant und nah an den Lebenswirklichkeiten sein kann.

Fazit: Die stärkere Beteiligung von Laiinnen und Laien ist kein Modetrend, den Papst Franziskus und Papst Leo XIV. auf dem Weg zu einer „synodaleren Kirche“ aus dem Hut gezaubert haben.

Vielmehr ist die Einbindung von Laien bereits in der frühen Kirche erfolgt und heute mehr denn je notwendig, um die katholische Kirche „zukunftsfähig“ zu halten. Allerdings nur, wenn Lai:innen echte Mitwirkung und keine „Alibi“-Beteiligung erhalten!

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Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)