Fußball und Religion, das gehört vor allem im Ruhrgebiet und Rheinland eng zusammen. Daher haben die evangelischen und katholischen Kirchen verschiedene Projekte und Angebote zur Fanpastoral (u. a. in Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen und Köln) ins Leben gerufen und setzen dabei „auf Schalke“ auf die Unterstützung durch einen italienischen Heiligen.
Die Kirche St. Joseph im Stadtteil Gelsenkirchen-Schalke liegt direkt in der sogenann-ten „Schalker Meile“ auf dem Weg der Fans von der Innenstadt zur VELTINS-Arena und öffnet vor jedem Heimspiel die Tore: für königsblaue Fans, aber auch für die gegneri-schen Fans. Ganz nach dem Motto „In den Farben getrennt, aber im Glauben vereint“, wie Seelsorgerin Christiane Rother betonte. Ähnliche pastorale Angebote gibt es beim „FANDOM“ in der evangelischen Lutherkirche Bochum und in der katholischen „BVB-Gründerkirche“ in Dortmund, die das kath.de-Partnerportal explizit.net besucht hat.
Anlässlich des „kleinen Derbys“ zwischen Schalke und Bochum kam es am 23. August 2025 in der Schalker Fankirche zu einem städteübergreifenden ökumenischen Fan-pastoralprojekt: Evangelische und katholische Fanseelsorger:innen aus Bochum und Gelsenkirchen betreuten gemeinsam in der St.-Joseph-Kirche die Fans. Dabei setzten sie auch auf die Fürsprache eines italienischen Heiligen. „Seit 1950 gibt es im rechten Seitenschiff der St.-Joseph-Kirche ein buntes Kirchenfenster, das den Heiligen Aloisius von Gonzaga zeigt – mit Fußballschuhen, Stutzen und einem Ball an den Füßen. Der 1591 in Rom gestorbene Jesuit gilt als Patron der Jugend und ziert auf Schalke das vermutlich weltweit einzige Fußball-Kirchenfenster“, betonte Thomas Rünker vom Bis-tum Essen gegenüber dem Portal explizit.net.
„Fußball ist eine Religion“ (Pfarrer Hochstrasser)
„Fußball ist eine Religion. Ich halte mich da an die Definition von Erich Fromm, dass Religion ein System sei, in dem Menschen und Gemeinschaften Möglichkeiten der Ori-entierung hätten und ihre Hingabe zu einem Objekt ausleben könnten. Ist jemand ein großer Fan, hat sein Verhalten auf jeden Fall religiöse Züge“, betonte Pfarrer Josef Hochstrasser im „St. Galler Tagblatt“ (10. Juni 2016) über die Rolle des Fußballs, wie das Portal kath.ch berichtet.
Fußball und Religion, das gehört vor allem im Ruhrgebiet (wo das Portal kath.de be-heimatet ist) und im Rheinland eng zusammen, und hier wird die o. g. These von Pfarrer Hochstrasser gelebt. Neben den drei bereits benannten Fankirchen im Gebiet des Bis-tums Essen und des Erzbistums Paderborn seien noch die „Kapelle“ in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen und die ökumenische Fan-Andacht im Kölner Dom (bei denen tausende Fans zusammenkommen, um für einen guten Saisonverlauf und ein faires Miteinander im Stadion zu beten) und das „Paderborner Fanprojekt“ der Caritas für junge Menschen, bespielhaft benannt.
„Gott sei Dank arbeitet Gott nicht mit Videobeweis“ (FANDOM- Postkarte)
Fazit: Die Fanprojekte und ‑angebote der katholischen und evangelischen Kirchen en-gagieren sich für das Miteinander verschiedener Fangruppen und fördern damit einen fairen und respektvollen Umgang im Umfeld des Profifußballs. Zudem bietet die Fan-pastoral – unter dem Credo „In den Farben getrennt, aber im Glauben vereint“ – nie-derschwellige Angebote, damit Menschen mit Kirche in Kontakt kommen können. Und die Fans können sich dabei sicher sein, dass Gott dann für sie da ist, denn „Gott sei Dank arbeitet Gott nicht mit Videobeweis“, wie eine FANDOM-Postkarte betont.
Und nicht zu vergessen: Die Fanprojekte leisten auch sozial‑karitative Beiträge (z. B. in Paderborn) und wirken in den Stadtteil hinein (z. B. in Dortmund und in Gelsenkirchen).
Genau solche pastoralen Angebote hatte Papst Franziskus wahrscheinlich im Sinn, als er die Grundzüge einer synodaleren Kirche vorstellte, die „nah bei den Menschen ist“. Und wenn die Menschen im Fußballstadion sind, dann gehören auch die Kirchen dort-hin (oder in dessen Umfeld). Das heißt aber auch: Die Kirchen müssen sich öffnen. Nicht nur ihre Kirchengebäude, sondern auch ihre pastorale Arbeit. Sie müssen dafür – wie einst die Jünger Jesu – aus den Kirchen in die Stadt(teile) hinausgehen und dort wirken.
Mut macht dabei, dass die kirchlichen Fanangebote gut angenommen werden, wie auch Propst Michael Ludwig von der Propsteikirche St. Peter und Paul in Bochum sag-te: „Vor den Heimspielen des VfL werden besonders viele Kerzen angezündet. Und, dass die Menschen dafür die Kirchen besuchen, ist ein gutes Zeichen.“ Ein gutes Schlusswort.
Lesetipp zum Thema Fanpastoral bei unserem Partnerportal explizit.net: https://explizit.net/kirche/artikel/bundesliga-fanpastoral-schafft-oekumenische-begegnungsangebote/
Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)