Die katholische Kirche steht an einem Scheideweg: zwischen dem Wunsch nach Bewahrung vertrauter Traditionen und dem Wunsch nach tiefgreifenden Veränderungen. Besonders groß ist der „Change“-Wunsch dabei bei den jungen Generationen. Beim „Jubiläum der Jugend“ zeigten in der letzten Woche rund 500.000 Pilger:innen in Rom, wie bunt und vielfältig die junge Kirche ist. Das macht Mut für die Zukunft der Kirche.
Unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ folgten vom 28. Juli bis 3. August 2025 über eine halbe Million junge Menschen aus 146 Ländern der Einladung von Papst Leo XIV. zum „Jubiläum der Jugend“, darunter rund 5.000 Teilnehmende aus Deutschland (1.800 Teilnehmer:innen verschiedener (Erz-)Bistümer) sowie aus Österreich und der Schweiz.
**Papst Leo: Kirche wird durch die Jugend lebendig **
Papst Leo XIV. machte dabei deutlich, dass beim Jugendjubiläum die Begegnungen zwischen unterschiedlichen Kulturen, der persönliche Austausch und das Teilen der eigenen Lebenswirklichkeit prägend waren: „In den vergangenen Tagen habt ihr viele schöne Erfahrungen gemacht … Ihr habt Gleichaltrige aus verschiedenen Teilen der Welt und unterschiedlichen Kulturen getroffen. Ihr habt Wissen ausgetauscht, Erwartungen geteilt.Das sind Erfahrungen, die Kirche lebendig machen und ihr Gesicht verändern.“
BDKJ: Jugend hört nicht nur zu, sie redet mit
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) forderte, dass Beteiligung keine Frage der Geduld, sondern der Gerechtigkeit sei. In einer Stellungnahme wurde betont: „Wer an der Jugendarbeit spart, spart an der Zukunft“. Es ist ein klares Plädoyer gegen das bloße Zuhören und für echte Mitbestimmung: „Jugend hört nicht nur zu, sie redet mit“. Die katholische Kirche ist gut beraten, diese Stimmen ernst zu nehmen. Denn die nächste Generation gestaltet bereits heute mit, sei es durch Einsatz für soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz, Gleichberechtigung und in vielfältigen Jugendverbandsarbeit.
Jugendbischof Wübbe: Es geht um die Zukunftsfähigkeit der Kirche
Auch die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) erkennt die Notwendigkeit an, sich an den Lebenswelten der Jugendlichen auszurichten und verstärkt digitale Kommunikationswege zu nutzen, wie das Treffen der digitalen Influencer und katholischen Missionare am Rande des „Jubiläums der Jugend“ in der letzten Woche deutlich wurde. Jugendbischof Johannes Wübbe betonte: „Wir müssen zu Beschlüssen kommen, die eine Zukunftsfähigkeit der Kirche garantieren, und die vor allem die Sorgen, die Verletzungen und die Nöte der Menschen, auch der jungen Menschen, im Blick haben.“
**Kleine Schritte verändern die Kirche **
Die Erfahrungen des Jugendjubiläums in Rom zeigen: Junge Menschen bringen neue Fragen und Energie in die Kirche. Und sie fordern Veränderung und diese bedeuten immer auch eine Chance zur Erneuerung. Papst Leo erinnerte mit den Worten Jesu daran, das Herz weit zu öffnen und gemeinsam das Fenster zur Gottesbegegnung aufzustoßen. Wenn die Kirche bereit ist, junge Menschen als gleichberechtigte Partner zu sehen, kann sie „immer in seiner Freundschaft“ bleiben und mit Zuversicht in die Zukunft blicken.
Und diese Worte kamen bei den jungen Pilger:innen an: Aus dem Erzbistum Köln war eine 23-köpfige Pilgergruppe aus der Pfarrei St. Quirinus in Neuss-Mitte im Rom dabei. Beim Interview in der „Anima“-Kirche hoben Philipp (19) und Julius (21) die spirituelle Atmosphäre, insbesondere bei der Eröffnungsmesse auf dem Petersplatz, hervor, an der rund 120.000 junge Pilger:innen teilgenommen hatten. Neben den spirituellen Angeboten standen bei den deutschsprachigen Teilnehmenden vor allem der internationale Austausch mit anderen Jugendgruppen hoch im Kurs. Denn anders als die älteren Generationen haben die jungen Generationen erkannt, dass nur in (internationaler) Gemeinschaft und mit kleinen Schritten Veränderungen in der Kirche erreicht werden können.
Fazit: Die Jugend wird das Gesicht der Kirche verändern
In Rom wurde deutlich, wie lebendig und vielfältig die katholische Kirche – trotz aller Herausforderungen vor allem in Europa und Nordamerika – ist. Neben der stimmungsvollen Eröffnungsmesse auf dem Petersplatz blieb besonders der Schlussappell von Papst Leo XIV. bei der Abschlussmesse mit nach Vatikanangaben rund einer Million Teilnehmenden in Erinnerung: „Die Welt braucht Hoffnung – und ihr seid ihre Zeugen“.
Und das „Jubiläum der Jugend“ hat gezeigt, dass die Jugend das Gesicht der Kirche verändern will und wird. Und das ist gut so. Denn die katholische Kirche braucht die Dynamik, die Sehnsucht nach Sinn und das Streben nach Gerechtigkeit, die junge Menschen einbringen und zu Recht einfordern. Wir müssen sie aber auch machen lassen und den Mut zum Wandel aufbringen. Denn: „Nichts ist so beständig, wie der Wandel“ (Heraklit).
Lesetipps zum „Jubiläum der Jugend“ bei unserem Partnerportal explizit.net:
Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)
P.S.: Der Autor hat als akkreditierter Journalist das „Jubiläum der Jugend“ in der letzten Woche im Vatikan und in Rom begleitet.