Dies betonte Papst Leo XIV. in seiner ersten Rede auf der Loggia des Petersdoms. Der neue Pontifex kündigte an, den Weg seines Vorgängers Papst Franziskus fortzusetzen und eine synodale Ausrichtung der Kirche unterstützen zu wollen. Der „Synodale Weg“ in Deutschland hatte mit Gegenwind aus dem Vatikan zu kämpfen und bekam jetzt erneut Kritik von vier deutschen Würdenträgern. Daher stellt sich die Frage: Droht der deutsche Prozess nun zu scheitern oder bekommt er unerwarteten Rückenwind aus Rom?

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In dieser Woche gab es zwei Ereignisse, die die Debatte über die Ausrichtung auf eine synodalere Kirche und insbesondere den „Synodalen Weg“ in Deutschland neu in den Fokus gerückt haben:
Zunächst einmal gab es an diesem Montag (19. Mai) Rückenwind von Papst Leo XIV. Bei einer Audienz mit Vertreter:innen verschiedener Religionen betonte der neue Pontifex: „Synodalität ist kein Modewort, sondern Ausdruck eines erneuerten Kirchenverständnisses“. Papst Leo XIV. sehe es als seine Aufgabe, „konkrete Formen für eine intensivere synodale Praxis im ökumenischen wie auch im kirchlichen Raum zu entwickeln“.Das Miteinander in der Kirche solle dabei auf „Dialog, gegenseitigem Hören und Verantwortung aufbauen“, wie vatikanische Medien berichteten. Am selben Tag wurde in Deutschland ein Brief ans Präsidium des „Synodalen Ausschusses“ versendet. Katholische Portale berichteten (am 22. Mai) über den Gegenwind von vier deutschen Würdenträgern. Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln) sowie die Bischöfe Gregor Maria Hanke OSB (Eichstätt), Stefan Oster SDB (Passau) und Rudolf Voderholzer (Regensburg) erneuerten ihre Kritik am „Synodalen Ausschuss“. Das Portal katholisch.de zitiert aus dem Schreiben: „Wir müssen feststellen: Hier beschließt ein Gremium, welches keinerlei kirchenrechtliche Kompetenz für sich in Anspruch nehmen kann, dass alle Diözesanbischöfe Deutschlands,also auch wir, in einem künftigen Gremium Mitglieder sein sollen.“Doch die drei Bischöfe und der Kardinal betonten: „Dies nehmen wir mit Verwunderung zur Kenntnis und bitten darum, künftig deutlich zu machen, dass dem 'synodalen Ausschuss' lediglich 23 Diözesanbischöfe angehören.“
Neben negativen auch positive Signale aus dem Vatikan
Die Würdenträger Woelki, Hanke, Oster und Vorderholzer berufen sich ihrer „Ablehnung“ auf Mahnungen aus dem Vatikan, etwa einem Brief von Januar 2023, der die Einrichtung eines „Synodalen Rates“ vorerst untersagte, bis später bei einem „ad lima“-Besuch der deutschen Bischöfe im Vatikan ein Kompromiss erreicht wurde. Auch bestätigte der Vatikan den drei Bischöfen und dem Kardinal, dass sie nicht an den Sitzungen des „Synodalen Ausschusses“ teilnehmen müssen. Doch wie der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) Bischof Georg Bätzing betonte: „Es gibt kein Stoppschild aus Rom … Franziskus lässt uns den Weg weitergehen“ und zum Abschlussdokument der Weltsynode 2024 ergänzte der Limburger Bischof: Das Dokument sei „noch etwas zaghaft“, aber immerhin „ein Anfang, der nicht mehr zurückgenommen werden kann“. Als Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe hat Papst Leo XIV. an den Gesprächen zum „Synodalen Weg“ in Deutschland im Vatikan mit der DBK und dem ZDK teilgenommen. Der Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Prof. Thomas Söding, schilderte gegenüber unserem Partnerportal explizit.net (https://explizit.net/kirche/artikel/soeding-papst-leo-xiv-ein-mann-der-praxis/) seine Eindrücke aus Februar 2025. „Er (Prevost – Anmerkung der Redaktion) ist bestens informiert, auch über die politische und kirchliche Lage in Deutschland. Er hört genau zu und spricht ebenso verbindlich wie verständlich. Er ist nicht frömmelnd, aber fromm und nicht betriebsblind, aber ein Mann der Praxis.“
Dreht sich der Wind im Vatikan?
Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der Bischofssynode, betonte: „Viele denken, die Synodalität sei nur ein Tick des Papstes“ (Papst Franziskus – Anmerkung der Redaktion). Das sei ein großes Missverständnis. „Synodalität ist vielmehr das entscheidende Verständnis der Kirche als einer Gemeinschaft, in der alle Gläubigen – je nach Möglichkeiten und Funktion – sich beteiligen können.“ Diese Einordnung verleiht auch dem deutschen „Synodalen Weg“ eine theologische Legitimität in Bezug auf den laufenden Prozess zur nationalen Umsetzung der Weltsynoden Beschlüsse aus Oktober 2024.
Mit der Wahl von Papst Leo XIV. hat die synodale Bewegung einen Fürsprecher erhalten. Bereits in seiner ersten Ansprache auf der Loggia des Petersdoms verkündete der neue Pontifex: „Wir wollen eine synodale Kirche sein, eine Kirche, die unterwegs ist, eine Kirche, die immer den Frieden sucht, die immer die Nächstenliebe sucht, die immer die Nähe vor allem zu denen sucht, die leiden“. Die Kontinuität zu seinem Vorgänger Papst Franziskus wird besonders deutlich, wenn Papst Leo XIV. betont, dass die Kirche „Brücken bauen“ und „Dialog schaffen“ müsse.
Fazit: Der Geist der Synodalität ist aus der Flasche
Nach den ersten Reden von Papst Leo XIV. deutet sich ein (vorläufiger) Trend ab: Der neue Pontifex betrachtet Synodalität als Schlüssel zur kirchlichen Erneuerung und als wichtigen Baustein zur Einheit der Kirche, die Papst Leo stärker als Papst Franziskus in den Fokus rückt. Allerdings sollten die Erwartungen auch nicht zu hoch gehängt werden. Denn auch dies hat das vorherige Pontifikat von Papst Franziskus gezeigt: Die Aufgabe, die Weltkirche und die Kurie im Vatikan auf die Linie „synodale Kirche“ einzuschwören, ist eine große Herausforderung, mit viel Gegenwind und Rückschlägen.
Aber der synodale Gedanke hat sich in der katholischen Kirche längst festgesetzt. Und das ist gut so. Es wird aber Ausdauer und Mut zu Veränderungen benötigen, um die von Papst Franziskus geöffneten Türen zu einer synodaleren Kirche zu durchschreiten…
… doch dafür wird vor allem auch die Einheit in der deutschen Kirche notwendig sein. Bischof Stefan Oster hat in seiner Funktion als Sportbischof des DBK zum gestrigen Pokalendspiel in Berlin gesagt: „Wenn ich aufhöre, nur auf mich zu schauen, und beginne, für andere mitzuspielen. Wenn ich innerlich bereit bin, Verantwortung zu übernehmen, nicht nur im Team, sondern im Leben.“ Vielleicht wäre es jetzt die Zeit, dass die drei Bischöfe und der Kardinal, die den „Synodalen Ausschuss“ boykottieren, mehr auf Teamplay setzen. Denn wie das Portal katholisch.de berichtet, wurden bereits in 60 Prozent der deutschen Bistümer synodale Gremien geschaffen. Somit wird klar: Auch wenn ein synodales Gremium auf Bundesebene doch noch scheitern sollte (was aus Sicht des Autors nicht begrüßenswert wäre), würden dennoch die synodalen Prozesse in den Bistümern nicht gestoppt. Der Geist der Synodalität ist aus der Flasche und kann nicht mehr zurück. Und das ist gut so.
Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)