Change-Prozesse sind allgegenwärtig. Seit es in Unternehmen, in der Politik oder in den Kirchen. Wie aber das Beispiel der gescheiterten „Ampel-Koalition“ gezeigt hat, kommt es dabei vor allem auf gute Kommunikation an, um Verständnis und Akzeptanz für den Wandel zu schaffen. Dies wurde auch in dieser Woche bei der Tagung „Kirche im Web 2025“ in Münster deutlich.

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Bei der ökumenischen Tagung „Kirche im Web 2025“ diskutierten 75 Medienschaffende aus Deutschland und Österreich über die Frage, wie Change-/ und Krisen-Kommunikation in der Kirche „gekonnt bewältigt und kommuniziert werden kann“, wie die #kiw25-Veranstalter betonten. Kath.de-Chefredakteur und Herausgeber Christian Schnaubelt und hinsehen.net-Chefredakteur Dr. Eckhard Bieger SJ nehmen seit vielen Jahren an der Tagung „Kirche im Web“ vor Ort teil.
Markus Etscheid-Stams (KPMG) betonte bei #kiw25 in Münster, „dass die zukünftige Relevanz der Kirchen wesentlich vom Grad ihrer digitalen Transformation abhänge“ und Matthias Schneider (Chief Digital Officer des Bistums Trier) ergänzte, dass digitale Transformation vor allem „gute Kommunikation und eine Akzeptanz innerhalb der Organisation benötige.“
Aus Sicht des Autors hängt der Erfolg von Chance-Prozessen in der Politik und Kirchen maßgeblich von einer gelungenen Chance-Kommunikation, die alle Beteiligten dialogisch einbindet, ab.
Vom Aus der „Ampel-Koalition“ lernen
Denn das jüngste Aus der „Ampel-Koalition“ ist aus Sicht von Politikwissenschaftler:innen und Journalist:innen vor allem auf eine mangelhafte Kommunikation zurückzuführen. Die Bürger:innen haben sowohl das Verständnis für die einzelnen Maßnahmen der Bundesregierung unter Bundeskanzler Olaf Scholz verloren als auch das dahinterliegende „why“ nicht verstanden. „Warum sind diese Maßnahmen notwendig und wie verbessern sie meine Situation?“, waren die Fragen, die oftmals von den Koalitionsparteien nur unzureichend beantwortet wurden. Dazu kam der interne Streit der „Ampel-Koalition“, der nachweislich Vertrauen in die Regierung verspielte.
Papst Franziskus verändert die Kommunikation des Vatikans
Auf die katholische Kirche bezogen kann festgestellt werden, dass Papst Franziskus, der in dieser Woche das zwölfte Jahr seines Pontifikates „feiern“ konnte, die Kommunikation des Vatikans mehr als seine Vorgänger verändert hat. Neben dem Umbau des vatikanischen Medienapparates hat der Heilige Vater vor allem „Agenda-Setting“ betrieben und den Fokus der medialen Kommunikation auf die Menschen „an den Rändern der Gesellschaft“ (Papst Franziskus) gerichtet.
Zudem überrascht der Pontifex immer wieder – auch seine eigenen vatikanischen Medien und die sonst immer gut informierten „Vaticanisti“. So beispielsweise am Ende der Weltsynode 2024, als Papst Franziskus auf ein „nach synodales Schreiben“ verzichtete und die Ergebnisse kirchenrechtlich umgehend anerkannte. Und auch aus dem Krankenhaus trifft Franziskus weitreichende Entscheidungen, so zum Beispiel zum Umbau des Vatikanstaats und jüngst in dieser Woche zur Umsetzung der Weltsynoden-Beschlüsse bis hin zu einer „Kirchenkonferenz“ im Jahr 2028.
Neben seinen Predigten, Ansprachen und Veröffentlichungen nutzt Papst Franziskus die direkte Kommunikation, zum Beispiel durch persönliche Anrufe oder Briefe. Seine Vorgänger, wie Benedikt XVI., setzten vielmehr auf das schriftliche Wort und Verlautbarungen der Vatikan-Pressestelle. Eins haben der aktuelle und der verstorbene Pontifex aber gemeinsam: Sie mussten bzw. müssen Widerstand gegen Veränderungen, sei es aus der vatikanischen Kurie oder aus der Weltkirche, begegnen. Denn statistisch sind nur ca. 17 Prozent der Menschen „Veränder:innen“, die Mehrheit sind „Bewahrer:innen“ und in der (katholischen) Kirche benötigen Veränderungen bisher immer länger.
Change-Prozesse in Kirchen benötigen Mut und gute Kommunikation
Fazit: Die Kirchen sollten sich den Change-Prozessen nicht entziehen, auch wenn dieser die Organisationen und Führungen an die Grenzen ihrer Wandlungsfähigkeit bringt. Dazu ist eine gute – interne und externe – Kommunikation notwendig, die auf echten Dialog statt reiner „Oneway“ Verkündigung setzt, um sowohl Verständnis als auch Akzeptanz für den Wandel zu schaffen.
Denn dies kann dazu beitragen, Change-Prozesse in den Kirchen anzugehen und den Dialog mit den Kirchen-Mitgliedern – egal ob aktive oder passive Gläubige – wieder (neu) aufzubauen. Dies benötigt neben guter Kommunikation aber auch Mut und Ausdauer. Denn nach einer Studie waren bisweilen nur 23 Prozent der Change-Prozesse erfolgreich. Aber es wird sich lohnen, dranzubleiben, denn „nichts ist so beständig wie der Wandel“ (Philosoph Heraklit von Ephesus).
Hinweis: Weitere Informationen und Berichte von der Tagung „Kirche im Web 2025“ finden Sie auf der Website unseres Partnerportals explizit.net, welches #kiw25 medial begleitete:Link
Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)