… oder Kommerzialisierung auf den Rücken der Fans? In der letzten Saison gab es Fanproteste, die einen „Ausverkauf des Fußballs“ durch Investorenpläne befürchten. Anlässlich des Starts der neuen Bundesliga-Saison geht der Blick auf den Fußball in Deutschland und im Vatikan.
Die 62. Saison der Bundesliga startete am gestrigen Abend mit einem Flutlichtspiel in Mönchengladbach (Endstand Gladbach – Leverkusen 2:3). Obwohl die deutsche Bundesliga zu den zuschauerstärkten und renommiertesten Ligen Europas gehört, ist die Liga finanziell abgeschlagen und zudem von Mediendeals (Stichwort: Zahlungsprobleme bei DAZN) abhängig. Aus diesem Grund wollte die DFL zukünftig Investoren zulassen, hatte die Rechnung allerdings ohne die Fans gemacht. Nach den „Tennisball“-Protesten in den Stadien zog erst ein möglicher Investor und später auch die DFL ihre Investorenpläne zurück. Ein Sieg der Fans? Mehr ein Pyrrhussieg. Denn die fehlenden Einnahmen versuchen Vereine durch erhöhte Eintritts- / Merchandising- und Verpflegungspreise wieder „reinzuholen“. Wird ein Stadionbesuch bald nicht mehr bezahlbar?
Fußball in Deutschland: Geld regiert die Bundesliga
Auch wenn in der letzten Saison Bayer Leverkusen (Marktwert 655,55 Millionen EUR) die Meisterschaft holte und der „Rekordmeister“ Bayern München (Marktwert 947,15 Millionen EUR) untypisch ganz ohne Titel auskommen musste, bleibt doch eins gleich: Geld regiert den Fußball.
Durch TV- und Sponsoringgelder gibt es einen großen Unterschied zwischen den sechs meistverdienenden Mannschaften und dem Rest der Liga, die finanziell abgeschlagen sind. Vereine wie die Aufsteiger Kiel (Marktwert 32,35 Millionen EUR) und St. Pauli (37,78 Millionen EUR) oder Relegationsgewinner Bochum (57,28 Millionen EUR) haben finanziell keine Chance. Nur Dortmund (509,60 Millionen EUR) und Leipzig (492,13 Millionen EUR) können noch halbwegs „mithalten“.
Um mehr Einnahmen zu generieren, wird dabei auf Sponsoring mit umstrittenen Partner gesetzt. Zum Beispiel beim Qatar Airways-Sponsoring an die FIFA oder durch die - bis zum Ukrainekrieg andauernde – finanzielle Unterstützung von Gazprom an den FC Schalke 04. Aber auch das neue Sponsoring von Borussia Dortmund durch „Rheinmetall“ wird von den Fans kritisiert.
David gegen Goliath
Dennoch gelingt manchmal einen Sieg von „Underdogs“. In Bochum – wo die Redaktion von kath.de beheimatet ist, gelang dem VfL Bochum in der letzten Saison ein Heimsieg (3:2) gegen den übermächtigen FC Bayern München. Das ist einer der Gründe, warum Fußball so viele Fans hat. Denn hier können auch die ganz kleinen Mannschaften etwas erreichen, insbesondere beim DFB-Pokal, in dem Spieler der Ligen 1 bis 5 antreten (mit Heimrecht für kleine Mannschaften).
Allerdings greift die Kommerzialisierung der ersten beiden Ligen immer weiter um sich und es sind bereits Ausläufer in untere Ligen zu verzeichnen. Dazu kommt ein weiteres Problem: Auch im Fußballsport gibt es nach wie vor eine Ungleichbehandlung der Frauenmannschaften. Sei es finanziell, medial oder im Punkto Infrastruktur. Und dies, obwohl die deutsche Frauen – Nationalmannschaft zuletzt mehr Erfolge als die deutsche Herren-Nationalmannschaft erreichte.
Fußball im Vatikan: Mit päpstlichen Segen wird seit 1521 gekickt
Die Vatikan-Zeitung „L'Osservatore Romano“ berichtet, dass das erste urkundlich dokumentierte Fußballspiel im Vatikan im Jahr 1521 stattfand. Papst Leo X. soll das Spiel im Belvederhof des Apostolischen Palastes persönlich verfolgt haben. Der Vatikanstaat hat eine Fußballauswahl (Selezione di calcio della Città del Vaticano), die aber nicht Mitglied von FIFA/ UEFA ist. Zusätzlich spielen 16 Mannschaften aus Vatikaneinrichtungen eine Liga (Attività Calcistica Dipendenti Vaticani) aus, die 2023 „Rappresentativa Ospedale Pediatrico Bambin Gesù“ gewann.
Fußball braucht echtes Fairplay !
Fazit: Egal ob in der Bundesliga oder in der Vatikanliga: Fußball kann Menschen verschiedener Nationen, Religionen und sozialer Milieus miteinander verbinden. Aber Fußball kann auch ausbeuterisch und unmoralisch sein sowie bestehende Missstände (z.B. Menschenrechtsverstöße) verstärken. Um dies zu bekämpfen, braucht eine stärkere Regulierung und externe Kontrolle der Finanzströme im Fußball. Und es braucht verbindliche Regeln der Fifa und der DFL, dass Sponsoring nur unter strengen ethischen Kontrollen erlaubt ist. Die Zeiten des höher, schneller und weiter im Fußball-Sponsoring müssen enden und die Fans sollten wieder an erster Stelle stehen.
Fußball braucht echtes Fairplay, damit es die schönste Nebensache der Welt bleiben kann!
Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)