Pressefreiheit darf nicht auf dem Altar der Macht geopfert werden!

Freie und unabhängige Medien sind ein wichtiger Garant für die Demokratie. In der freiheitlich demokratischen Grundordnung des deutschen Staates ebenso wie in der (katholischen) Kirche. Die jüngsten Entwicklungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz belegen aber das Gegenteil. Dabei steht gerade jetzt die Pressefreiheit massiv unter Druck und bräuchte (kirchliche) Unterstützung.

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Sei es durch „offene Briefe“, in denen Journalist:innen persönlich angegriffen werden oder durch die Nichternennung bzw. Abberufung von vermeintlich „kritischen“ Journalist:innen aus (leitenden) Redaktionsfunktionen: Das Klima ist auch für konfessionelle Medienschaffenden rauer geworden und zuletzt wurde dabei der Rahmen eines konstruktiv-kritischen Diskurses leider weit überschritten.

Natürlich müssen sich auch kirchliche Medienschaffende (sachlicher) Kritik stellen. Dafür gibt es bewährte presserechtliche Verfahrenswege (z.B. die Gegendarstellung) und unabhängige Einrichtungen, wie den Deutschen Presserat, unter dessen freiwilliger Selbstkontrolle sich übrigens auch das Portal www.kath.de gestellt hat. Und zuletzt können in einem Rechtsstaat natürlich auch Gerichte angerufen werden. Aber dies alles rechtfertigt keinesfalls persönlichen Angriffe gegen Journalist:innen, sei es medial oder durch psychischen bzw. physischen Druck. Doch diese nehmen leider zu.

GKP: freie Presse als wesentliche Stütze der Demokratie unter Druck

Die Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten Deutschlands (GKP) hat in einer Stellungnahme am 17. Juli darauf hingewiesen, dass „die freie Presse als wesentliche Stütze der Demokratie ohnehin unter Druck steht“. Zuletzt seien auch kirchliche Würdenträger „in altbekannte Kommunikationsmuster, nicht Missstände, sondern die Aufdeckung von Missständen zu verurteilen, verfallen“. Der Vorstand der GKP fordert stattdessen – gerade innerhalb der katholischen Kirche - die Rückkehr zu einem „respektvollen Umgang auch mit kritischen Journalistinnen und Journalisten“.

ZdK: Eine freie, unabhängige und unbequeme Presse ist kein Angriff auf die Kirche

Wie „Kirche + Leben“ am 17. Juli berichtete Angriff auf Journalisten: Katholische Laien kritisieren Erzbistum Köln reagierte das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) mit „Unverständnis“ auf die jüngsten Entwicklungen (im Erzbistum Köln) „Auch innerkirchliche Vorgänge müssten einer kritischen Berichterstattung unterliegen“, betonte das ZdK und führte aus: „Eine freie, unabhängige und auch unbequeme Presse sei kein Angriff auf die Kirche, sondern eine Grundbedingung für Vertrauen und Glaubwürdigkeit.“

DJV: Besondere Verantwortung der katholischen Kirche

Der Deutsche Journalisten Verband (DJV) in Nordrhein-Westfalen erinnert daran, „dass Einrichtungen wie die katholische Kirche gerade in Zeiten, in denen sich immer mehr Menschen radikalisieren, eine besondere Verantwortung haben: Sie dürfen solche Tendenzen nicht durch ihr Verhalten befördern. Denn das beschädigt nach Überzeugung des DJV-NRW die demokratische Gesellschaft“, heißt es in einer Mitteilung der Landesvorsitzenden Andrea Hansen, einen Tag später, am 18. Juli.

publicatio e.V.: Medien nehmen „Wächterfunktion“ wahr

„In einer Zeit, in der die Grundlagen der demokratischen Ordnung herausgefordert werden, sind die Freiheit und die Unabhängigkeit von Medien umso wichtiger geworden. Dabei stehen besonders konfessionelle Medien vor einer doppelten Verantwortung: Denn sie verbinden den Anspruch auf professionelle journalistische Arbeit mit christlich - ethischen Grundwerten. Kirchliche Medien nehmen zudem auch eine „Wächterfunktion“ ein, die ein wichtiger Beitrag zur Stärkung der Demokratie ist“, betonte der Vorstand von publicatio e.V., dem Verein zur Förderung der Meinungsfreiheit und des journalistischen Nachwuchses, der das Portal www.kath.de herausbringt, ebenfalls am 18. Juli.

Papst Leo XIV: Medien sind zentrale Akteure für Frieden und Demokratie

Auch Papst Leo XIV. hat die Bedeutung der Medien als zentrale Akteure für Frieden und Demokratie herausgestellt. Der neue Pontifex sieht, wie auch sein Vorgänger Papst Franziskus, die freie Presse dabei als Voraussetzung für eine informierte Gesellschaft an. Die Verteidigung der Pressefreiheit ist daher für Papst Leo XIV. daher auch nicht nur ein politisches Anliegen, sondern eine Frage der Ethik.

Konfessionelle Medien sind unverzichtbar!

Fazit: Eine Demokratie ist auf Medien angewiesen, die auch unbequeme Wahrheiten veröffentlichen. Dies ist durch das Grundgesetz garantiert und für die demokratische Willensbildung essenziell. Und konfessionelle Medien sind ein unverzichtbarer Teil der pluralen Presselandschaft in Deutschland, denn sie geben wichtige Impulse für gesellschaftliche Debatten - über die Kirchtürme hinaus.

Die jüngsten Entwicklungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz – wo einzelne Bischöfe und einzelne (Erz)-Bistümer gegen vermeintlich „kritische“ katholische Journalist:innen vorgehen – verdeutlichen aber:

Pressefreiheit darf nicht auf dem Altar der Macht geopfert werden!

Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de sowie Vorsitzender von publicatio e.V.)