Die Schulferien in Nordrhein-Westfalen haben begonnen und auch Papst Leo XIV. befindet sich aktuell zum Urlaub in der Sommerresidenz Castel Gandolfo. Aus vorherigen päpstlichen Auszeiten sind dort wichtige Impulse für die Kirche entstanden. Und besonders in bewegten Zeiten ist es wichtig, innezuhalten, um Raum für neue Ideen zu öffnen …

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Castel Gandolfo ist erneut zum Rückzugsort eines Papstes vor der sommerlichen Hitze Roms geworden. Leo XIV. verbringt derzeit in der päpstlichen Sommerresidenz zwei Wochen Urlaub. „Ich wünsche mir, dass ich diese Zeit nutzen kann, um Körper und Geist zu stärken“, betonte der neue Pontifex, dessen Wahl am 16. August 100 Tage zurückliegen wird, vor seiner Abreise laut Domradio.de. Sein Vorgänger, Papst Franziskus, hatte Castel Gandolfo nicht für Urlaube genutzt, wodurch das dortige Museum erweitert wurde, inklusive des päpstlichen Schlafzimmers (welches auch Papst Leo nicht nutzt, sondern in einem anderen Flügel der Sommerresidenz ausweicht, wie Vatican News berichtet).
Päpstliche Urlaube waren oft Inspirationsquellen
Die Geschichte zeigt: Viele Päpste nutzten Castel Gandolfo, um fernab des römischen Trubels neue Kraft zu schöpfen und wichtige Entscheidungen vorzubereiten. Zahlreiche bedeutende Dokumente, Enzykliken und Weichenstellungen für die katholische Kirche entstanden während oder unmittelbar nach diesen Auszeiten. Hier drei Beispiele:
Im August 1939 richtete Papst Pius XII. einen eindringlichen Friedensappell an die Welt, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges.
Papst Johannes Paul II. nutzte die Sommermonate in Castel Gandolfo regelmäßig zur Vorbereitung wichtiger Dokumente und zur Begegnung mit Theologen, Politikern und Künstlern. Viele seiner Ansprachen, Angelusgebete und Überlegungen zu Enzykliken wurden in der Sommerresi- denz verfasst oder vorbereitet.
Im Frühjahr 2012 reifte laut dem Magazin „Der Spiegel“ bei Papst Benedikt XVI. die Entscheidung zu seinem späteren Rücktritt. Castel Gandolfo wurde damit zum Symbolort für einen der einschneidendsten Schritte in der jüngeren Kirchengeschichte. Benedikts finale Entscheidung wurde laut Medien über mehrere Monate hinweg und damit aller Voraussicht nach im Vatikan in Rom und nicht in Gandolfo final getroffen.
Große Aufgaben warten auf den neuen Pontifex
Papst Leo XIV. folgt dieser Linie seiner Vorgänger und setzt damit ein Zeichen, dass geistliche Führung und Innovation zuvor Erholung und innere Sammlung voraussetzen.
Und für den neuen Pontifex gibt es viel zu tun. Denn die katholische Kirche steckt mitten in tiefgreifenden Reformprozessen. Dazu gehören vor allem die Umsetzung der Beschlüsse der Weltsynode 2024, dessen Fortsetzung bis 2028 Papst Leo XIV. erst Anfang dieser Woche bekanntgeben ließ. Gerade in Zeiten der Umgestaltung braucht es kreative Impulse und den Mut, neue Wege zu denken. Ein Rückzug, wie der nach Castel Gandolfo, schafft die notwendige Distanz, um mit neuen Ideen die katholische Kirche umzugestalten – wie durch das Schreiben an seiner ersten Enzykli- ka. Laut dem Generalprior der Augustiner, Alejandro Moral, will der Pontifex seinen aktuellen Urlaub nutzen, um „die Grundstruktur des Textes ausarbeiten“, wie das Portal katholisch.de berichtet.
Fazit: Auszeiten schaffen Räume für (neue) Ideen
Auszeiten sind eine notwendige Unterbrechung des Alltags, die Raum für persönliche Reflexion, Gebet und Inspiration schaffen können. Nicht umsonst steigt seit einigen Jahren wieder das Interesse an Exerzitien und das Pilgerwesen boomt regelrecht …
Auch die katholische Kirche braucht zwischendurch solche Pausen, um mit frischer Kraft (neuen) Ideen Raum zu geben. Denn es gibt viel zu tun: für Papst Leo XIV., aber auch für die Ortskirchen vor Ort. Da ist es gut, vorher Kraft zu holen.
Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)