Studie: Wo ist der religiöseste Ort der Welt?

Das PEW Research Center in den USA hat in einer Langzeituntersuchung zwischen 2008 und 2023 Menschen in 102 Ländern nach der Bedeutung von Religion für ihr Leben und danach, ob sie täglich beten, befragt. Zudem hat die Deutsche Bischofskonferenz kürzlich die Broschüre „Katholische Kirche in Deutschland – Zahlen und Fakten 2023/24“ mit eigenen Zahlen veröffentlicht. Doch kann Statistik allein die Religiosität der Menschen eines Landes erfassen?

Bedeutung von Religion in der Welt

„Menschen in Afrika südlich der Sahara sagen typischerweise am häufigsten, dass Religion in ihrem Leben sehr wichtig ist. In Senegal, Mali, Tansania, Guinea-Bissau, Ruanda und Sambia sagen dies mindestens 90 % der Erwachsenen. Im Gegensatz dazu sagen Menschen in fast allen befragten europäischen Ländern am wenigsten wahrscheinlich, dass Religion in ihrem Leben sehr wichtig ist. In Estland, der Tschechischen Republik, Dänemark, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich, Schweden, Lettland und Finnland sagen dies höchstens 10 % der Erwachsenen“

Das o.g. Zitat stammt aus der PEW Research Langzeitstudie, die am 09. August veröffentlicht wurde. Deutschland ist dabei am Ende der Tabelle auf dem 12. Platz – von unten – zu finden.

Bedeutung des täglichen Gebets in der Welt

„Lateinamerikaner gehören zu den Menschen auf der Welt, die am häufigsten sagen, dass sie täglich beten. In Guatemala und Paraguay sagen dies 82 % der Erwachsenen, in Costa Rica und Honduras sind es 78 %. In Ostasien hingegen sagen in keinem anderen untersuchten Land mehr als 21 % der Erwachsenen, dass sie täglich beten. In Hongkong sind es 13 % und in Japan 19 %.“

Das o.g. Zitat stammt aus der PEW Research Langzeitstudie, die am 09. August veröffentlicht wurde. Deutschland ist dabei am Ende der Tabelle auf dem viertletzten Platz zu finden.

„Katholische Kirche in Deutschland – Zahlen und Fakten 2023/24“

Am 02. August 2024 hat die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) die Broschüre „Katholische Kirche in Deutschland – Zahlen und Fakten 2023/24“ mit eigenen Zahlen veröffentlicht.

Vorsitzender Bischof Georg Bätzing betonte: „Die Zeit der Volkskirche ist vorbei und wir müssen uns darauf einstellen, mit weniger Mitgliedern trotzdem sichtbar Kirche in dieser Welt zu sein. (…).“ Und der Limburger Bischof betont weiterhin: „Die Dienste, die nicht kostenlos sind, sind ebenso wichtig wie die ehrenamtliche Arbeit, von der in dieser Arbeitshilfe auch die Rede ist“.

Doch kann Statistik allein die Religiosität der Menschen eines Landes erfassen?

Der Autor hat sich im Rahmen seines Studiums zum Dipl. Sozialwissenschaftler an der Ruhr Uni Bochum intensiv mit dem Thema Statistik beschäftigen (müssen) und dabei „gelernt“: „Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast“.

In diesem Spruch liegt ein Quäntchen Wahrheit. Denn allein wer fragt oder die Fragestellung, der Ort und die Art der Befragung können das Ergebnis maßgeblich beeinflussen. So oder so. Auch PEW – Research- Team in den USA benennt die Grenzen von Statistik im religiösen Kontext:

„Wenn man Menschen fragt, welchen Stellenwert Religion in ihrem Leben hat und wie oft sie beten, kann das wichtige Einblicke in ihre Religiosität geben. Doch an manchen Orten funktionieren diese Fragen besser als an anderen.“

Nach langjähriger Auswertung von Zahlen ist der Autor zur Erkenntnis gekommen: Zahlen können die Wirklichkeit belegen sowie Entwicklungen belegen oder widerlegen, die das „Bauchgefühlt“ nicht erfassen kann. Allerdings gibt es immer Bereiche, die statistisch nicht erfasst werden können. Und dazu zählen sicherlich das religiöse Empfinden und die religiöse Praxis. Das schlechte Abschneiden von Deutschland bei religiöser Bedeutung für das Leben der Menschen und des täglichen Gebetes könnte leicht zur Aussage verleiten, Deutschland sei nicht religiös.

Fazit: Es gibt Hoffnungszeichen abseits der Daten!

Zum Beispiel durch die Kinder- und Jugendverbände – deren Arbeit oft nicht richtig (statistisch) erfasst werden kann. Diese bieten jungen Generationen die Möglichkeit, Glauben selbstbestimmt zu leben. Oder in der Ökumene, bei der Kirchen vielerorts bereits enger zusammenarbeiten, als rechnerisch erfasst wird. Und dort, wo Gottesdienste und ihre Teilnehmenden zwar zurückgehen, dafür aber kleine christliche Gemeinschaften entstehen.

All dies‘ lässt sich mit Daten allein nicht belegen, aber umso mehr sollten wir unser Augenmerk (und Förderung) auf diese Aspekte des religiösen Lebens in Deutschland ausrichten.

Quellen:
Where is the most religious place in the world?


Arbeitshilfe „Katholische Kirche in Deutschland – Zahlen und Fakten 2023/24“ veröffentlicht

Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)