Künstliche Intelligenz: „Wo Licht ist, ist auch Schatten“

Goethe wird den Ursprung der oben zitieren Redewendung zugeschrieben, da er schrieb „Wo viel Licht ist, ist starker Schatten – doch wär mir's willkommen. Wollen sehn was es gibt.“ Eine neue Studie zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei englischsprachigen Unternehmen zeigt, dass der „KI-Hyphe“ auch seine Schattenseiten – besonders für Arbeitnehmer:innen - hat.

Künstliche Intelligenz ist 2024 im Journalismus nicht mehr wegzudenken. Für Verlage und Medienhäuser ist KI der „Heilsbringer“ im Punkto Produktivitätssteigerung und Kostenersparnis (was auch zu ersten Personalreduktionen in den Redaktionen bedingte). Auch die Redaktion von kath.de (und seines Partnerportals explizit.net) nutzen KI-Tools bei der Recherche, bei der Übersetzung, dem Marketing und teilweise bei der Bilderstellung. Allerdings haben die Redaktionsmitglieder und Autor:innen von publicatio e.V. eine Selbstverpflichtungserklärung abgegeben, dass sie bei der Texterstellung auf den Einsatz von KI-Techniken bewusst komplett verzichten.

Führt der Einsatz von KI-Tools zu mehr Burnout?

Eine von „Upwork Research“ veröffentlichte Studie mit dem Titel „From Burnout to Balance: AI-Enhanced Work Models“, für die 2.500 Angestellte in den USA, Großbritannien, Australien und Kanada über den Einsatz von KI-Tools befragt wurden, zeigt die Schattenseiten des „KI- Hype“ auf: 77 Prozent gab an, dass sich ihre Aufgabenlast durch die KI-Tools deutlich vergrößert hat und 47 Prozent wissen nicht, wie sie die Produktivität erreichen sollen, die durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz von ihnen erwartet wird.

Kürzlich berichtete das Magazin „T3N“ über die Studie* und zeigte dabei auf, dass der Druck auf die befragten Arbeitnehmer:innen wächst, KI-Tools einzusetzen: „39 Prozent aller Firmen verlangen das von ihren Mitarbeiter:innen; immerhin 46 Prozent ermuntern ihre Angestellten nur dazu.“

Und dies hat laut der „Upwork“-Studie gravierende Folgen: „71 Prozent der Befragten fühlen sich ausgebrannt. Etwa ein Drittel aller Studienteilnehmenden hat deshalb angegeben, dass sie in den nächsten sechs Monaten deshalb ihren Job kündigen wollen“, berichtete „T3N“ weiter.

Produktivitätssteigerung nicht mehr oberstes Ziel

„Viele der befragten Mitarbeiter:innen wünschen sich von ihren Vorgesetzten klarere Ziele für den Einsatz von KI. Die Steigerung der Produktivität sei zu allgemein gefasst und zehre an den Nerven“, zitiert „T3N“ die „Upwork“ - Studie und führt weiter aus: „Zudem sollten die Aufwände, die durch KI selbst entstehen, ebenfalls in den Arbeitsalltag einkalkuliert werden. 39 Prozent der Befragten geben an, dass sie zu viel Zeit damit verbringen müssen, KI- Inhalte zu kontrollieren.“

„Wollen sehn, was es gibt“ (Goethe)

Zurück zu Goethes Zitat. Das im zweiten Teil eine interessante Aussage der vielzitierten Licht-Schatten-Redewendung hinzufügt: „Doch wär mir's willkommen. Wollen sehn was es gibt.“ Dieser Aussage schließt sich der Autor an. Weder der derzeitige „KI-Hyphe“ noch die These, dass durch KI der Journalismus sterben wird, werden wohl in der Zukunft allein zutreffend sein.

Fazit: Wie so oft wird sich am Ende wohl ein Mittelweg durchsetzen, der die durch das Licht beleuchteten Chancen von KI – die für den Journalismus definitiv vorliegen – aufgreift und andererseits die Schattenseiten aus der US-Studie nicht verschweigt, sondern versucht diese aktiv abzuwenden. Dabei wird sich der Journalismus weiterentwickeln (müssen), aber nicht aussterben.

Im Gegenteil: In Zeiten von massenhaft KI-generierter Inhalte und der Zunahme von „Fake News“ werden gut ausgebildete sowie im selektiven und behutsamen Einsatz von KI-Tools geschulte Journalist:innen mehr denn je benötigt werden. Wie Goethe schrieb: „Wollen sehn, was es gibt“.

*Quelle: https://www.upwork.com/research/ai-enhanced-work-models

Lesetipp: Die Auswirkungen von KI auf bayrische Medien wurden ebenfalls 2024 in einer „KI- Studie“ untersucht. Die Ergebnisse kommentiert der Autor: https://www.kath.de/kommentar/2024-02-10-kuenstliche-intelligenz-die-transformation-des-journalismus-mitgestalten

Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)