In dieser Woche hat der Vatikan das „Instrumentum laboris“, das Arbeitspapier für die zweite der XVI. Ordentlichen Bischofssynode, veröffentlicht. Dieses legt die „Spielregeln“ für die Fortsetzung der „Weltsynode“ fest, die vom 02.-27. Oktober 2024 im Vatikan stattfinden wird. Obwohl Einzelfragen dieses Mal nicht erörtert werden sollen (dies soll erst im Jahr 2025 geschehen), könnte die Synode dennoch wichtige Signale in strittigen Fragen setzen. Wenn der Mut besteht, mehr Dialog und Transparenz zu wagen und sich die Synode nicht wieder hinter Vatikanmauern versteckt. Dies gilt besonders für den Dialog mit Beobachter:innen und den Medien.
„Im Mittelpunkt aller Überlegungen stehen dabei ausdrücklich nicht konkrete Einzelfragen zu kirchlichen Reformvorhaben, sondern steht das Thema der Synodalität der Kirche selbst: Wie können wir eine synodale Kirche der Sendung sein?“ , wie der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) mitteilte. Bischof Georg Bätzing hebt dabei hervor, dass Synodalität als Stilelement und Synodalität als Strukturmoment verstärkt werden sollen und verweist dabei auf Nummer 12 des Dokuments, die lautet: „In jeder Phase des Prozesses hat sich der Wunsch herauskristallisiert, die Möglichkeit der Partizipation und der Mitverantwortung aller Getauften, Männer und Frauen, in der Vielfalt ihrer Charismen, Berufungen und Ämter zu erweitern.“
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz betont dabei, dass „viele grundlegenden Anliegen, die auf dem Synodalen Weg der Kirche in Deutschland artikuliert wurden, auch im Rahmen des synodalen Prozesses der Weltkirche wieder und wieder aufscheinen.“ Konkret benennt Bätzing dazu Beteiligungsmöglichkeiten für Frauen und die Öffnung des Diakonates für Frauen.
Rechenschaftspflicht kirchlicher Verantwortlicher
Beim „Synodalen Weg“ in Deutschland wurde viel über das Thema „Macht (missbrauch)“ diskutiert. Hier verweist Bischof Bätzing auf Nummer 67 des Dokumentes: „Es ist schwer vorstellbar, dass es einen wirksameren Weg zur Förderung einer synodalen Kirche gibt als die Beteiligung aller an den Entscheidungsprozessen.“ Dabei sollen vor allem das Thema „Rechenschaftspflicht kirchlicher Verantwortlicher“ beraten werden. Denn gegenseitige Vertrauen müsse gefördert werden, „Das notwendig ist, um gemeinsam zu gehen und die Mitverantwortung für die gemeinsame Sendung zu übernehmen. (Nummer 73 des Dokumentes). Vor dem Hintergrund der jüngsten „Spannungen“ zwischen der katholischen Jugend in Deutschland und einer Personalentscheidung des „Ständigen Rates“ der Deutschen Bischofskonferenz, dürfte das Thema Transparenz und Rechenschaft eine besondere Rolle spielen (s. kath.de-Kommentar vom 07. Juli 2024).
„Missbrauch in der Kirche“ taucht erst spät im Dokument auf
Insgesamt betont der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, dass sich im „Instrumentum laboris“ „Anknüpfungspunkte für aussichtsreiche Beratungen und Diskussionen finden. Das macht Mut.“ Gleichzeitig verweist Bischof Bätzing darauf, dass die Themen „systemische Ursachen von Missbrauch und sexualisierter Gewalt“ erst im Absatz 75 des Dokumentes auftauchen: „Für mich ist die Erschütterung, die von diesen Skandalen in der Kirche ausgeht, ein unübersehbarer Beweggrund für Reformbemühungen. Denn die systemischen Ursachen von Missbrauch und sexualisierter Gewalt müssen beseitigt werden.“
Mehr Transparenz nach innen und außen notwendig!
Bischof Georg Bätzing verweist darauf, dass der Heilige Vater entschieden hat, zahlreiche Einzelthemen in Arbeitsgruppen auszulagern, die bei der kommenden Sitzung einen ersten und im Jahr 2025 ihren abschließenden Bericht vorlegen sollen. „Im Instrumentum laboris wird immer wieder auf die Arbeit dieser Kommissionen hingewiesen. Leider gibt es jedoch keinerlei Informationen darüber, wer die Mitglieder dieser Arbeitsgruppen sind, noch nach welchem Procedere die Arbeitsgruppen gebildet wurden“, kritisiert der DBK-Vorsitzende.
Gleichzeitig wurde ein „Problem“ der ersten Weltsynode bisher nicht geändert: Externe Beobachter:innen und Medien hatten kaum Möglichkeiten, zur Transparenz beizutragen, da sie kaum Zugangsmöglichkeiten zur Synode hatten. Medienverbände, wie die GKP, kritisierten dies. (https://www.gkp.de/gkp-ruft-den-vatikan-zu-medialer-offenheit-bei-der-weltsynode-auf/).
Zu wenige Jugendvertreter:innen in der Weltsynode
Und last but not least: Auch auf die Kritik an der geringen Beteiligung der jüngeren Generationen an der Weltsynode in Rom, ist weiterhin aktuell. Der Autor dieses Kommentars hat im Januar 2024 bei einem Besuch in Rom die Frage nach der „Stimme der Jugend“ auch an das Synodensekretariat in Rom gerichtet. Dort wurde auf die bisherigen Jugend-Beteiligungsformate in den Diözesen verwiesen, weitere „junge“ Delegierte wurden aber - bisher - nicht nachnominiert.
Fazit: Nicht hinter den Vatikanmauern verstecken!
Der Vatikan hat einen großen Aufwand betrieben, um im Vorfeld der XVI. Ordentlichen Bischofssynode Kleriker und Lai:innen in den Diözesen und den Bischofskonferenzen einzubeziehen und hat einen transparenten Umgang mit den Rückmeldungen versprochen. Wenn jetzt aber selbst dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz nicht bekannt ist, wie die „Kommissionen“ zusammengesetzt sind, die Lösungen für die strittigen Einzelfragen, die über eine Milliarde Katholk:innen betreffen, beraten werden, fehlt es hier an (Binnen-) Transparenz, der sich auch in der fehlenden (Außen-) Transparenz in der Nicht-Zulassung von Beobachter:innen und Medien zu den Beratungen der Weltysnode ausdrückt. Nicht jede Arbeitsgruppe muss öffentlich sein, damit die Teilnehmenden frei sprechen können. Aber die zentralen Entscheidungen der Synode sollten (medien) öffentlich stattfinden. Denn durch „Transparenz“ und „Rechenschaftspflicht“, wie „Instrumentum laboris“ es fordert, kann auch das Vertrauen im „Kirchenvolk“ für das große Ziel der Weltsynode 2024, eine synodalere Kirche zu ermöglichen, (wieder-) erlangt werden.
Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)