Der chinesische Philosoph Konfuzius (549 bis 479 vor Christus) soll diesen berühmten Ausspruch getätigt haben. „Das Unterwegssein ist mindestens so wichtig wie das Ankommen, der Versuch ist mindestens so lehrreich wie das Ergebnis“, beschreibt das Online-Lexikon „Wikipedia“ dessen Intention. Aber warum trifft dieser Ausspruch – zweieinhalbtausend Jahre später -immer noch - und sogar manchmal auf das Reisen mit Deutschen Bahn - zu?
Christian Schnaubelt / KOMMWIRT
Am Ostermontag wird aus dem Evangelium vom Lukas (24,13-35) eine der bekanntes „Weg“- Geschichten verlesen. Zwei Jünger sind unterwegs nach Emmaus, was der Überlieferung nach 60 Stadien (ca. 10,56 Kilometer) von Jerusalem entfernt lag. Auf ihrem zweistündigen Weg treffen sie den auferstanden Jesus und werden seine Weggefährten. Erst erkennen sie ihn nicht, obwohl er ihnen die Auferstehung erklärt, erst als er mit ihnen Brot und Wein teilt, erkennen sie ihn.
In der viel zitierten biblischen Erzählung des „Emmausgangs“ steht dabei nicht das Erreichen des Ziels, sondern der Weg im Mittelpunkt. Die Gedanken und Gespräche der Jünger bei ihrer Wanderung und ihre Weggemeinschaft mit Jesus Christus. Damals wie heute kann man auf Reisen oft ganz unterwartet neue Bekanntschaften machen. Und wenn man sich auf diese neuen Weggefährt:innen einlässt, dann kann man besondere Erfahrungen erleben. Besonders wenn die Rei-senden heute mit der Deutschen Bahn unterwegs sind, das ist Fluch und Segen zu gleich.
Arbeiten und Leben im Zug
Bei einer der letzten Reisen des Autors mit der Deutschen Bahn hat dieser – von einem Journalisten – Kollegen – von einer ganz besonderen „Weg“-Geschichte eines Reisenden mit der Deutschen Bahn erfahren. Die Rede ist von Lasse Stolley, der sich entschieden hat, ganz im Zug Bahn-Office zu arbeiten und dort auch in der Bahn zu leben. Das hat mich neugierig gemacht…
… Der junge Software-Entwickler hat im Sommer 2022 seine ganz besondere Bahnreise angetreten und schreibt dazu: „Ich bin unterwegs zuhause und lebe im Zug. Ich habe meinen festen Wohnsitz gegen eine BahnCard 100 1. Klasse eingetauscht, und aus einem Überfluss an Besitz wurde Minimalismus. Das Leben im Zug gibt mir die Freiheit, jederzeit zu entscheiden, wohin ich gerade möchte, sei es um die Ecke oder ans andere Ende Deutschlands“. Stolley arbeitet nicht nur als „Digitaler Nomade“ im Zug, er übernachtet dort auch. Was er auf seiner „Weg“ -Reise so alles erlebt und trifft, beschreibt er auf https://leben-im-zug.de/?ref=lassestolley.com.
Lasse Stolleys-Blog beschreibt Freiheit und Abenteuer. Als Journalist ist man viel auf Reisen und dabei habe ich bereits so manches Abenteuer erlebt. Aber wäre ich so mutig und abenteuerlustig mein ganzes – Berufs- und Privatleben – in die Hände der Deutschen Bahn zu legen?
Mut zu neuen Wegen – auch in der Kirche!
Vielleicht ist beim Reisen ähnlich wie in der (katholischen) Kirche: Das vertraute Heim oder die Kirche – ist es dort auch noch so verstaubt und baufällig – fühlt sich für viele Gläubige sicherer an als das Unbekannte einer Reise. Und wer weiß schon, welches Gefahren auf den/ die Reisenden nach dem Aufbruch erwarten und nicht alle Weggefährt:innen werden uns wohlgesonnen sein. Nur 17 Prozent der Bevölkerung sind Veränderer:innen, der größte Teil sind Bewahrer:innen.
Das ist nicht per se schlecht, da dadurch viele Dinge den Zeitgeist überdauert haben. Allerdings verschließt es auch den Blick dafür, dass die Kirche immer schon im Wandel war. Jesus Christus selbst war ein Revolutionär gegenüber dem Glauben der damaligen Zeit. Und viele (sinnvolle) Vorschläge - z.B. des „Synodalen Weges“ - scheinen „revolutionär“ zu sein. Aber bedenken Sie:
„Manchmal braucht man eine kleine Revolution, um viel Gutes zu tun“ (Robert Jackson Bennett)
Und jede kleine Revolution fängt mit einem ersten Schritt an. Gehen wir den Weg gemeinsam!
Für die bevorstehende Osternacht und die Tage danach wünsche ich Ihnen viele spannende „Weg“-Erfahrungen und vor allem die richtigen Weggefährt:innen an ihrer Seite. Zumal: Etwas Gottvertrauen braucht doch jede/r Bahnreisende (besonders mit der Deutschen Bahn) 😊
Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)