Renaissance des „handgemachten“ Journalismus: Vertrauen ist das höchste Gut!

Das Europäische Parlament hat mit der Verabschiedung des Artificial Intelligence Act (AI-Act) das weltweit erste „KI-Gesetz“ ratifiziert, welches Regeln für die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) festlegt. Zeitgleich veröffentlichte der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) die Studie „Zeitungsqualitäten 2024“, die die hohe Bedeutung von „handgemachten Journalismus“ bei den Leser:innen aufzeigt. Auch kath.de verpflichtet sich diesem!

Fotocredit: Christian Schnaubelt / KI-kreiert mit Adobe Firfely 2

„80 Prozent der Befragten wollen, dass die letzte Entscheidung über einen journalistischen Beitrag immer bei einem Redakteur liegt. Und 63 Prozent sorgen sich, dass der Einsatz von KI in der Berichterstattung die Unterscheidung zwischen Fakten und Falschmeldungen erschwert“, betonte der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kürzlich in einer Meldung zur BDZV-Umfrage.*

„Dass guter und vertrauenswürdiger Journalismus im Zeitalter der künstlichen Intelligenz weiter an Bedeutung gewinnt, erwarten rund zwei Drittel der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger. 63 Prozent sorgen sich, dass der Einsatz von KI in der Berichterstattung die Unterscheidung zwischen Fakten und Falschmeldungen erschwert“, heißt es wörtlich in „Zeitungsqualitäten 2024“.*

BDZV: Künstliche Intelligenz gefährdet das Vertrauen in den Journalismus

AI / KI -Dienste werden durch riesige Datenmengen gespeist, wofür der Mensch laut dem IT- Experten Kai-Fu Lee (Buch „KI 2041“): „500.000 Lebensjahre benötigen würde, um diese zu lesen. Und jährlich steigt die Menge um Zehnfache an.“ Allerdings sind weder die Datenquellen noch deren Verarbeitungskriterien in der Regel bekannt oder nicht als „Open Source“ verfügbar.

Dies gefährdet laut BDZV – Umfrage das Vertrauen der Leser:innen in den Journalismus:

Zitat: „80 Prozent legen großen Wert auf eine verlässliche Berichterstattung, 74 Prozent möchten gründlich über Hintergründe und Zusammenhänge informiert werden und für 67 Prozent ist es sehr wichtig, dass ihnen der Absender von Nachrichten bekannt ist“.

Kath.de: Selbstverpflichtung zu „humanoiden Journalismus“

Während der Jahreshauptversammlung von publicatio e.V. – welche dieses Portal herausgibt – wurde am 02. März 2024 in Bochum beschlossen, „keine allein durch Künstliche Intelligenz (KI) generierte Inhalte zu veröffentlichen. In der Recherche und bei der Distribution dürfen KI- Werkzeuge verwendet werden allerdings ‚besonnen‘ und es soll eine transparente Kennzeichnung erfolgen“, heißt es wörtlich in der Selbstverpflichtungserklärung für Autor:innen des Portals www.kath.de und seiner Schwesterportale www.explizit.net und www.hinsehen.net.

GKP unterstützt „Paris Charter on AI and Journalism“

Auch die Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten (GKP) hat auf ihrer Mitgliederversammlung am heutigen Tag (16. März 2024) in Augsburg beschlossen, die „Paris Charter on AI and Journalism“* zu unterstützen und die „Pariser Charta für Künstliche Intelligenz (KI) und Journalismus“ als „Grundlage für den Umgang mit KI-Systemen im Journalismus“ zu empfehlen.

Mut zum Ausprobieren… und zum Scheitern

AI / KI werden viele positive Möglichkeiten für den digitalen Journalismus schaffen sowie neue Content- und Distributionsfelder erschließen. Es geht also nicht mehr um die Frage, ob AI / KI im Journalismus eingesetzt werden soll, sondern über das wie. Denn nicht jeder Einsatz von AI / KI-Instrumenten ist auch ein Fortschritt. Qualitäts-Content ist immer besser als Massen-Content.

Gleichzeitig sollten – kirchliche - Medienschaffende nicht den Fehler begehen und AI / KI zu „verteufeln“. Wir brauchen neben Regeln auch: „Mut zum Ausprobieren… und zum Scheitern!“.

Fazit: Renaissance des „handgemachten“ Journalismus

Humanoide Journalist:innen müssen weiterhin die Hoheit und damit verbunden auch die Verantwortung für den Content und ihre (seriösen) Quellen behalten.

Günstige AI / KI kann dabei fehlende Ressourcen im Journalismus und Verlagswesen nicht qualitativ „ersetzen“, denn: Vertrauen - auf „handgemachten“ Content - ist das höchste Gut!

Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)

*Linktipps / Quellen:

BDZV-Umfrage „Zeitungsqualitäten 2024“

„Pariser Charta für Künstliche Intelligenz (KI) und Journalismus“