Künstliche Intelligenz und die Frage, wie dieser den Journalismus transformiert, ist das Medienthema. Eine neue „KI“-Studie (https://explizit.net/monatsthema/artikel/ki-und-journalismus-chancen-und-herausforderungen/) unter bayrischen Medienschaffenden zeigt, die Transformation hat begonnen. Aber noch schwanken die Medien zwischen Hype und Angst, dabei ist jetzt die Zeit zum Handeln!
Christian Schnaubelt - KI-generiert mit Adobe Firefly 2Christian Schnaubelt - KI-generiert mit Adobe Firefly 2
In 78 Prozent der befragten bayrischen Unternehmen wurde bereits mit KI-Tools gearbeitet. 96 Prozent der Befragten, die KI selbst nutzen, tun dies regelmäßig, hauptsächlich zur Textgenerierung und zur Er-stellung von Bildern und Videos. Rund ein Drittel gab zudem an, dass KI in ihrem Unternehmen ein „ho-her“ oder gar „sehr hoher“ Stellenwert eingeräumt wird. Und 86 Prozent zeigen sich überzeugt, dass KI in Zukunft „eine große Bedeutung für die Medienbranche haben wird“, so die „KI-Studie“ von XPLR: ME-DIA in Bavaria, die zeigt: An Künstlicher Intelligenz im Journalismus führt kein Weg mehr vorbei und KI-Werkzeuge sollten „besonnen“ und vor allem „transparent“ eingesetzt werden.
Journalismus im Umbruch
Für Autor:innen, Redakteur:innen und Content-Ersteller:innen bedeuten KI-Werkzeuge wie Text- und Bildgeneratoren oder Sprachmodelle einen radikalen Wandel der Arbeitsweise. Recherche, Quellenüber-prüfung und Texterstellung werden vereinfacht und automatisiert werden. Durch Übersetzungen und Suchmaschinenoptimierung wird einmal erstellten Content in ganz verschiedenen Medienformen und Sprachen passgenau an KI-ermittelte Zielgruppen ausgespielt werden. Dies bedeutet einerseits mehr Zeit für Kreativität und die Anpassung der Medieninhalte an die unterschiedlichen Medienformen. Zugleich entsteht die Herausforderung für Medienschaffenden, unter der Masse der von KI-Werkzeugen generier-ten Inhalten, mit eigenen - qualitativ hochwertigen - Content herauszustechen.
Zudem wird es sowohl für Journalist:innen als auch für die Rezipient:innen vor dem Bildschirm oder Print-produkt immer schwieriger werden, die „Echtheit“ von Content zu erkennen. Der Unterschied von KI-gestützten Content zu humanoid erstelltem Content wird in naher Zukunft (ver-) schwinden. Die große Stärke des humanoiden Gehirns ist es, dass es Verknüpfungen zwischen Inhalten und vor allem Emotio-nen verarbeiten kann. KI-Werkzeuge werden – nach Expert:innen – Meinung – diese Gehirnfunktionen in naher Zukunft (noch) nicht imitieren können. Gleichzeitig giert das durch Social Media – Plattformen kon-ditionierte menschliche Gehirn nach News. Diesen Vorteil sollten Medienschaffende nutzen und als hu-manoide Content - Kurator:innen fungieren, denen weiterhin Vertrauen geschenkt werden kann. Denn dieses Vertrauen in die Medien als droht (weiter) zu sinken, wenn KI-gestützter Content ohne Kontrolle mit Fehlern veröffentlicht wird oder (aufgrund einer absichtlichen Programmierung) bewusst Content so verändert, dass die gewünschten (falschen) Inhalte entstehen.
Von Trends und der Hoffnung auf neue Monetarisierungsmodelle
Im Zuge der anstehenden zweiten Phase von AI wird die „Hyperpersonalisierung“ (Andreas Braun) ganz individuelle Medien erschaffen. Und gemeinsam mit der KI-unterstützten Übersetzung von Content „Sprachbarrieren abbauen“ und „einen internationalen Markt öffnen“ (Christian Schiffer). Dies soll neue Geschäfts- und Monetarisierungs-Modelle für Medien schaffen. Unabhängige Medien – wie kath.de – sind darauf angewiesen, um weiterhin den journalistischen Nachwuchs fördern zu können. Apropos: Noch fehlt es vielerorts an - technisch gut aus- und fortgebildeten - Journalist:innen, die die KI-Werkzeuge verstehen und für diese Kontrollmechanismen entwickeln. Denn „bad actors“ kämpfen be-reits jetzt mit KI-generierten „fake news“ und „fake accounts“ um die Meinungshoheit im Web und ins-besondere auch in den Social Media. Die anstehenden US-Präsidentschaftswahlen 2024 verdeutlichen dies und auch im Zuge der Bundestagswahl 2025 wird eine ähnliche Entwicklung erwartet. Weder Hype noch Angst helfen jetzt weiter, sondern Innovationsgeist und der Mut zu Veränderungen!
Fazit: „Die Zukunft basiert auf dem, was wir heute tun.“
Auch wenn sich die Arbeitsweise von Journalist:innen durch KI-Werkzeuge weiterhin stark verändern wird, werden in Zeiten von massenhaft automatisiert erstellten Content qualifizierte und unabhängige Medienschaffende benötigt, die sowohl die Funktionsweise der KI verstehen, Kontrollmechanismen für diese entwickeln und die Transformation des Journalismus mitgestalten. Als humanoide Content – Kura-tor:innen können wir dazu beitragen, das Vertrauen in die Medien als „vierte Gewalt im Staat“ (wieder) zu erlangen. Gerade in Zeiten des medialen Angriffs von rechts ist die Zeit des Handels jetzt gekommen. Denn wie sagte bereits Mahatma Gandhi: „Die Zukunft basiert auf dem, was wir heute tun.“
Quelle: https://explizit.net/monatsthema/artikel/ki-und-journalismus-chancen-und-herausforderungen/
Lesetipp: Unser Partnerportal explizit.net beschäftigt sich im Monatsthema Februar 2024 mit dem The-ma „Künstliche Intelligenz“. Die Artikel sind hier verfügbar: https://explizit.net/monatsthema/. Text: Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von www.kath.de)
Bild: Christian Schnaubelt - KI-Generiert mit Adobe Firefly 2