Beim „Synodalen Weg“ in Deutschland und beim ersten Teil der Weltsynode in Rom stand im letzten Jahr die Frage im Raum: Wie kann eine synodale Kirche aussehen? Dabei wurde deutlich: Im Vorfeld des zweiten Teils der Weltsynode im Herbst 2024 ist mehr Beteiligung und Transparenz notwendig!
Foto: Christian Schnaubelt / kath.de
Derzeit sind weltweit die Diözesen und die nationalen Bischofskonferenzen aufgerufen, Rückmeldungen ans Synodensekretariat im Vatikan zusammenzustellen und dabei auch die Fragen zu beantworten, wie dabei „die Mitverantwortung aller Glieder des Volkes Gottes gewährleistet“ und „die synodale Dynamik wachgehalten“ werden kann?
Während der ersten Phase der XVI. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ wurden von den Teilnehmer:innen und den Beobachter:innen in und um der Synodalaula betont, wie wichtig das „intensive Zuhören“ gewesen sei, um die diversen Standpunkte zu verstehen und einen „weltkirchlichen Blick“ einzunehmen.
Mehr Gemeinsamkeiten als gedacht
Allerdings: Auch wenn im Vorfeld viel über die unterschiedlichen Standpunkte in der Weltkirche z.B. zum Thema Sexualmoral oder die Rolle der Frauen in der Kirche gesprochen wurde, zeigt der Synthese-Bericht (Download auf der DBK-Website verfügbar: (https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/dossiers_2023/2023.10.28-DEU-Synthese-Bericht.pdf) doch erstaunlich viele Gemeinsamkeiten. So auch – mit großer Mehrheit - beim „Abbau von Klerikalismus und Machismo“ und der „Änderung des Kirchenrechts, um neue Formen der Entscheidungsfindung in der bislang hierarchisch von oben nach unten organisierten Kirche zu ermöglichen.“
Die im 42-seitigen Synthese-Papier festgehaltenen Ergebnisse der Weltsynoden - Beratungen 2023 in Rom werden unterschiedlich bewertet. Während die deutschen Bischöfe, die an der ersten Phase der Weltsynode teilgenommen haben, die Ergebnisse lobten (https://www.dbk.de/presse/aktuelles/meldung/deutsche-bischoefe-ziehen-bilanz-zum-abschluss-der-weltsynode), gab es auch Kritik, besonders zu den Fragen der Beteiligung des „Volkes Gottes“ sowie der Zusammensetzung der Delegierten.
„Die Zeit des bloßen Zuhörens ist vorbei“
Denn Jugendvertreter:innen kritisierten, dass bisher nur wenige junge Menschen bei der Weltsynode stimmberechtigt waren. Der BDKJ-Bundesverband forderte zudem mehr konkrete Schritte (https://www.bdkj.de/aktuelles/artikel/bdkj-schaut-kritisch-auf-zwischenergebnis-der-weltsynode): „Die Zeit des bloßen Zuhörens ist vorbei. Es müssen endlich unter der Beteiligung aller Menschen konkrete systemische Veränderungen beschlossen werden.“
Darüber hinaus kritisierte der Sprecher des Betroffenenbeirat bei der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, gegenüber Domradio.de, dass Betroffene sexualisierter Gewalt durch die katholische Kirche bisher nur als Gäste und nicht mit Stimmrecht bei der Weltsynode beteiligt waren (https://www.domradio.de/artikel/norpoth-kritisiert-fehlendes-stimmrecht-fuer-betroffene).
Und die Gesellschaft katholischer Publizistinnen und Publizisten Deutschlands (GKP) rief den Vatikan „zu medialer Offenheit“ auf. Denn Journalist:innen hatten keinen Zugang zur Synodalaula. „Was alle angeht, sollte auch für alle transparent erörtert und debattiert werden“, heißt es in der Stellungnahme (https://www.gkp.de/gkp-ruft-den-vatikan-zu-medialer-offenheit-bei-der-weltsynode-auf/).
„Atemholen vor dem Finale“
Im Vorfeld der zweiten Phase der Weltsynode im Herbst 2024 wird jetzt noch mal innegehalten, um die Rückmeldungen aus den Bistümern und von den nationalen Bischofskonferenzen einzuholen. Dazu hat das Synodenbüro im Vatikan bis zum 15. Mai 2024 um Feedback gebeten. Ein besonderer Fokus soll auf die theologische Begleitung (z.B. durch Fakultäten und Theolog:innen) gelegt werden.
Der ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz hat vor kurzem auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zu einer Rückmeldung eingeladen. Denn der Vatikan hatte dies einerseits nicht direkt vorgesehen, betonte aber andererseits auch, dass „Mitverantwortung aller Glieder des Volkes Gottes“ in den Diözesen gewährleistet und auch „die synodale Dynamik wachgehalten werden soll“.
Weltsynode: Mehr Beteiligung und Transparenz gewährleisten!
In der Vorphase der Weltsynode wurde Beteiligung (bis zur Kirchenbasis) großgeschrieben und Plakate mit einem „zuhörenden“ Papst Franziskus prägten das Bild. Auch jetzt will das Synodensekretariat von Kardinal Mario Grech die Stimmen aus den Diözesen und den Bischofskonferenzen einholen.
Doch trotzdem scheint dem Thema „Beteiligung des Volkes Gottes“ in der Schlussphase die Luft auszugehen. Die Kritik an der Zusammensetzung in der Synodenaula ist berechtigt. Auch wenn dort Lai:innen stimmberechtigt beteiligt sind, ist deren Zahl dennoch „unterrepräsentiert und überaltet“.
Und zudem ist noch vollkommen offen, inwieweit das „Volk Gottes“, insbesondere die Diözesanräte in den Bistümern, an der Erstellung des diözesanen Feedbacks nach Bonn und Rom beteiligt werden?
Und auch die Frage, wie die Beteiligung von Lai:innen an den in einigen Bistümern geplanten „synodalen Gremien“ aussehen wird, ist noch offen…
… ebenso wie die Frage, ob und wie die Zustimmung der deutschen Bischöfe zur Satzung des „Synodalen Ausschusses“ bei der Frühjahrskonferenz der DBK ausfallen wird?
* Umso so wichtiger: Vor und während der zweiten Phase der Weltsynode im Herbst 2024 sollte der Vatikan mehr Beteiligung und Transparenz gewährleisten!*
Dazu sollte es auch gehören, dass Journalist:innen einen Zugang zur Synodalaula erhalten. Denn nur wenn transparent kommuniziert werden kann, kann auch das „synodale Gesicht der Kirche“ gezeigt und vermittelt werden. Für mehr (medialen) Dialog! Ganz im Sinne von Paul Watzlawicks Axiom:
„Man kann nicht nicht kommunizieren“.
Ein Kommentar von Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)