(Vatikan, 06.01.2024). Papst Franziskus hat am 04.01.2024 deutsche Journalist:innen (darunter auch www.kath.de) im Vatikan empfangen. Dabei rief der Heilige Vater die Medien zur einer „sprachlichen Abrüstung“ auf, die zu "gegenseitigen Verständnis und nicht einer Verschärfung der Gegensätze" beitragen sollen. Journalist:innen sollen zudem stärker „Brücken bauen“ und Menschen an den Rändern der Gesellschaft mehr ins Bewusstsein rücken, so Franziskus. Kritik gab es an der Kommunikation über Verlautbarungen aus dem Vatikan.
Vatican Media
Lob mit einem erhobenen Zeigefinger
Die Ansprache von Franziskus machte einerseits deutlich, dass für Franziskus Journalist:innen eine wichtige vermittelnde Rolle haben, die Konflikte in der Gesellschaft aber auch in der (kath. Kirche). Gleichzeitig ist beim Lesen der Ansprache der „erhobene Zeigefinger“ des Heiligen Vaters deutlich spürbar. Medienschaffende sollen verbal weniger scharf agieren und mehr auf die verbindenden statt auf die trennenden Elemente hinweisen und. Im Bereich der kirchlichen Kommunikation verwies der Papst deutlich auf die Sonderrolle, die Verlautbarungen aus dem Vatikan betreffen und ermahnte, in der medialen Arbeit verstärkt der Blick der Universalkirche in den Blick zu nehmen. Der Heilige Vater machte dies am Beispiel seines Briefes an die Kirche von Deutschland aus 2019 anlässlich des „Synodalen Weges“ deutlich, der aus Sicht von Franziskus zu wenig beachtet, diskutiert und umgesetzt worden sei.
An die Ränder der Gesellschaft gehen
Wie für das Pontifikat von Papst Franziskus üblich forderte er Journalist:innen auch dazu auf, stärker über die Menschen und Geschichten an den „Rändern der Gesellschaft“ zu gehen. Auch in Deutschland gebe es beispielsweise Kinderarmut, die außerhalb der öffentlichen Aufmerksamkeit liege. Franziskus ermahnte, dass die Berichterstattung über die Herausforderungen in der Kirche nicht den Blick auf die sozialen Probleme verstellen sollten. Das vielfältige caritative Handeln von Kirche und Hilfswerken bieten hier sicherlich viele.
„Wenn nötig gegen den Strom schwimmen“
Joachim Frank (Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten (anlässlich deren 75-jährigen Bestehen die Audienz stattfand) bewertete die Begegnung mit Papst Franziskus als Zeichen der Wertschätzung für die Arbeit von Journalist:innen: „Wir nehmen den Appell des Papstes mit, in unserer Arbeit von den Problemen und Hoffnungen der Menschen auszugehen und dabei – wenn nötig – gegen den Strom zu schwimmen.“
Medien sind systemrelevant
Bei allen „verbindenen“ und „brückenbauenen“ Funktionen von Medien, ist es aber auch wichtig, dass (katholische) Medien die Möglichkeit haben und nutzen, den Finger in die Wunden zu legen und auch mal „gegen den Strom zu schwimmen“. Gerade auch wenn es um Verlautbarungen aus dem Vatikan oder den Ortskirchen geht. Dabei gilt es besonders auch alle Stimmen in den Blick zu nehmen, Klerus, Lai:innen und vor allem auch verstärkt. die Gläubigen selber. Die Unabhängigkeit auch in kirchlichen Medien ist dafür weiterhin ein wichtiger Garant, ebenso wie die Bandbreite der Kommunikationsmittel (wie z.B. Kirchenzeitungen).
Und damit dies möglich ist, braucht es zudem gut ausgebildete Journalist:innen sowie unabhängige Medien, damit diese ihre „systemrelevante“ Rolle gewährleisen können. Und da - gerade in Zeiten von „Fake News“, „Deepfakes“ und politisch instrumentalisierten Medien „Qualitätsjournalismus“ und „Faktenchecks“ nicht kostenlos zu haben sind, sollten die (Nachwuchs-) Förderung sowie Aus-/ Fortbildung von Journalist:innen ausgebaut werden.
Und da einige Verlage die tariflichen Löhne und Ausbildungsziele nicht einhalten, sollte auch über die Einrichtung ein „Mindestlohns“ für Autor:innen nachgedacht werden. An dessen Finanzierung könnten neben den Verlagen und Verwertungsgesellschaften auch die Leser:innen selber beteiligt werden. Das gilt auch für die Inhalte. Denn Medien dürfen nicht in eine Einbahnstraßen-Kommunikation verfallen. Etwas was, auch der Vatikan noch mehr beachten sollte (z.B. bei der Zulassung von Medien bei der Weltsynode im Oktober 2024 in Rom.)
Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)