„Die Deutsche Bischofskonferenz ist wie ein Hühnerhof“ – so äußerte sich der Trierer Bischof Stephan Ackermann bei einem Gespräch in der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt. Gar nicht schlimm, findet Simon Schwamborn, nur dürften nicht nur die Hähne das sagen haben. Ein satirischer Wochenkommentar:
In die Enge getrieben?
Der Moderator Meinhard Schmidt-Degenhard forderte den Bischof aus Trier bei dem Gespräch über die Folgen des Missbrauchsskandals offensiv heraus. Er konfrontierte Stephan Ackermann mit dem, was allenthalben zu beobachten ist: eklatante Schwächen in der Kommunikationsstrategie der Kirche, halbherzige Konsequenzen und dann noch ein heillos zerstrittener „Haufen“ namens Bischofskonferenz. So in die Enge getrieben warf der Bischof – wohl im Eifer des Gefechts – die einprägsame Metapher vom Hühnerhof in den Raum.
Kakophonie versus „Hühnerhof“
Das Bild ist nun in der Welt - und ich finde: es passt! Von außen betrachtet wirken die unterschiedlichsten Meinungen und Positionen tatsächlich so unübersichtlich wie ein Haufen aufgescheuchter Hühner. Einige möchten verheiratete Priester, andere die Priesterweihe für Frauen. „Völlig ausgeschlossen“ – poltert es sofort aus anderen Ecken! „Missbrauch gehört zur DNA der Kirche“, hört man aus dem Norden; „was für ein Quatsch“, schallt es aus dem Rheinland. „Ohne Machtteilung wird es nicht mehr gehen“ – so die einen. Was soll bloß aus der göttlich gestifteten Vollmacht des Bischofsamtes werden? – so die anderen. Altkanzler Schröder hatte einmal für so eine Meinungspluralität das Wort „Kakophonie“ bemüht – in der Kirche heißt das jetzt also der Hühnerhof!
Moderne Bischöfe?
Mir gefällt das Bild des Bischofs besser. Kakophonie bezeichnet in der Musik besonders unästhetische Töne, der Hühnerhof ist ein Ort voll Vitalität, was natürlich nur für freilaufende Tiere gilt. Oft gilt politischer Streit als ein Zeichen für Zerstrittenheit. Dem kann ich überhaupt nicht zustimmen. Im Gegenteil: Wie lange mussten Katholikinnen und Katholiken darauf warten, bis Bischöfe offen ihre Meinung kundtaten und dazu auch offensiv stehen. Der Schein eines monolithischen Blocks war immer nur ein Schein und hat lange genug zu Sprachlosigkeit nach innen wie außen geführt. Endlich ringen die Leitungsköpfe um den richtigen Weg in die Zukunft. Man kann es auch zugespitzt sagen: Die Bischöfe sind in der Pluralität der Moderne angekommen.
Der Hahn und seine Miste
Also alles gut? Mitnichten! Das Bild vom Hühnerhof passt leider noch viel besser als mir lieb ist. Denn wer hat dort das alleinige Sagen? Na klar, die Hähne! Der Vorschlag einer nationalen Synode, um endlich wieder in die Offensive zu kommen, konnte auf dem „Hühnerhof“ bekanntlich keine Mehrheit finden. Warum nur? Dieser synodale Weg wäre aus meiner Sicht endlich ein Befreiungsschlag gewesen. Ein Diskussionsraum, in dem Bischöfe wie Laien, Theologen wie Kirchenkritiker, Katholiken wie Gäste um die Zukunft ringen. Nichts ist notwendiger!
Denn ein Wald von Manifesten, Briefen und Positionspapieren bringt nicht mehr als Verwirrung, wenn man darüber nicht verbindlich ins Gespräch kommt. Darum wirken sie wohl so kakophon und wenig vitalisierend. Möglichweise liegt der Widerstand aber auch im bischöflichen Selbstverständnis, zumindest von einigen, begründet. Denn wie der Volksmund weiß: Es kann nur einen Hahn auf der Miste geben.