Weltjugendtag: Jugendliche wollen nicht nur schöne Worte, sondern Veränderungen

Der Weltjugendtag hat gezeigt, dass die jungen Teilnehmenden aktiv etwas verändern wollen. Die Tage waren stärker politisch geprägt.

Am letzten Sonntag endete der Weltjugendtag 2019 in Panama. 120.000 junge Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der ganzen Welt waren der Einladung von Papst Franziskus gefolgt. Darunter auch 2.300 junge Christinnen und Christen aus Deutschland – weit mehr als das deutsche Organisationsteam von Deutscher Bischofskonferenz (DBK) und ihrer Arbeitsstelle für Jugendseelsorge (afj), sowie der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und das Latein-Amerika Hilfswerk Adveniat vorher geplant hatte. Auch wenn die Gesamtzahl der Teilnehmenden an den großen zentralen Weltjugendtagen eher rückläufig ist, hat der Weltjugendtag gezeigt, dass die jungen Menschen, die teilnehmen, aktiv etwas verändern wollen und nicht nur die Begegnung und stimmungsvolle Feiern mit dem Papst erleben wollen.

Adveniat-Geschäftsführer Stephan Jentgens betonte, dass der Weltjugendtag „stärker politisch geprägt war“. Besonders deutlich wurde dies beim sogenannten „YouthHearing“ mit dem BDKJ in Panama City. 250 junge Menschen nahmen an dem Treffen teil und formulierten ihre Forderungen für eine gerechtere und friedvollere Welt. Der Präses des BDKJ-Bundesverbandes, Pfarrer Dirk Bingener sagte nachher: „Eine soziale und politische Veränderung der Welt im Sinne Jesu Christi ist dringend notwendig, vor allem aber mit diesen engagierten Jugendlichen auch wirklich möglich“.

Aktiv selbst anpacken statt Vergangenem nachzutrauern

Bereits beim Katholikentag 2018 in Münster war spürbar gewesen, dass sich – nicht nur junge – Mitglieder der katholischen Kirche aus der Schockstarre in Folge der Skandale um den sexuellen Missbrauch und der schlechten Finanzplanung in einigen Diözesen lösen wollen. Sie möchten wieder aktiv nach vorne gehen und dabei auch selbst anpacken. Der Weltjugendtag 2019 hat gezeigt, dass dies kein deutsches Phänomen zu sein scheint, sondern dass eine neue engagierte Generation junger Katholikinnen und Katholiken in der Kirche angekommen ist. Und das ist gut so. Denn gerade jetzt braucht die katholische Kirche Mut, neue Wege zu gehen und nicht mehr nur der Vergangenheit oder Weggefallenen „nachzutrauern“.

Auch für Papst Franziskus war es ein besonderer Weltjugendtag, sein erster großer öffentlicher Auftritt vor jungen Menschen nach der Jugendsynode im Oktober 2018 in Rom. Diese hatte Erwartungen beflügelt, die katholische Kirche und der Vatikan würden zukünftig stärker auf die Stimmen der Jugend hören und Veränderungen einleiten. Papst Franziskus ist es gelungen, auf die Jugend zuzugehen und ihr Mut zu machen, sich einzusetzen – ohne allerdings zu große Versprechungen auf tiefgreifende Veränderungen zu geben. In Deutschland und im Vatikan müssen nun auch Taten folgen – und zwar schneller als sonst in der Kirche üblich. Denn sonst werden sich die jungen Katholiken, die sich jetzt engagieren, ungeduldig und enttäuscht abwenden.

Die Schattenseiten der globalen Welt kennenlernen

Papst Franziskus ist es zudem gelungen, den Teilnehmenden des Weltjugendtages 2019 mitzugeben, „an die Räder der Gesellschaft gehen“, wie Jugendbischof Stefan Oster betonte. Die Situation junger Menschen in den indigenen Völkern und die sozialen Probleme wurden sehr deutlich benannt. Dazu zählte auch, dass „Adveniat“ den Teilnehmenden des WJT Sozialprojekte in Panama vorstellte und viele Jugendliche kamen, um auch die „Schattenseiten“ der globalen Welt kennenzulernen. Vielleicht entsteht dadurch auch die Bereitschaft, sich aktiv für eine Verbesserung der Welt einzusetzen. So wie es vom 23.-26. Mai wieder bundesweit tausende junge Menschen bei der 72-Stunden-Sozialaktion „Uns schickt der Himmel“. Dass die Jugend anpackt, macht Mut.

Lesetipp: Im lesenswerten Kommentar von Tobias Käufer bei KNA heißt es zum WJT 2019 in Panama: „Der Weltjugendtag zeigt eine neue Generation von Engagierten: Die etwas anderen „Influencer“.