Sedisvakanz 2025: Wohin steuert die katholische Kirche?

Mit der gestrigen Beerdigung von Papst Franziskus ist die „Novendiale“-Trauerphase gestartet, die bis zum 04. Mai geht. In der „Sedisvakanz“ beraten die aus der ganzen Welt nach Rom gereisten Kardinäle in Kongregationssitzungen über die Frage, wohin die Katholische Kirche steuern soll? Die Beratungen gipfeln im „Konklave“ Anfang Mai.

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Während der „Sedisvakanz 2025“ übernimmt das Kardinalskollegium die Leitung der Katholischen Kirche, wobei der „Camerlengo“ (Kardinal Kevin Farrell) administrative Aufgaben wahrnimmt. Wichtige Entscheidungen bleiben aber nach den Statuten ausgesetzt, bis ein neuer Papst gewählt ist Quelle: https://www.vatican.va/content/vatican/de/special/sede-vacante/sede-vacante-2025.html.

Das bevorstehende Konklave, das voraussichtlich zwischen dem 5. und 10. Mai beginnen soll, wird aus 135 wahlberechtigten Kardinälen gebildet werden. Bevor aber das Konklave unter Vorsitz von Kardinal Pietro Parolin entscheiden wird, ob ein „papabile“ (Favorit, Anm. der Redaktion) oder eher ein "Außenseiter" das neue Oberhaupt der katholischen Kirche wird, wird hinter verschlossenen Türen in den Kongregationssitzungen über die Zukunft der katholischen Kirche beraten. Und auch in den Medien beziehen immer mehr Kardinäle Stellung – was ihnen während des Konklaves nicht möglich und danach untersagt ist.

Papst Franziskus hinterlässt bedeutendes Erbe.

Der Pontifex hat in seinem zwölfjährigen Pontifikat versucht, die Kirche wieder näher zu den Menschen zu bringen, obwohl sich diese vor allem in Europa und Nordamerika immer mehr der Institution Kirche den Rücken kehren. Sein besonderer Fokus lag dabei auf einer Kirche, die sich den „Menschen an den Rändern“ zuwendet und sich „synodaler“ aufstellt, indem Klerus und Laien gemeinsam entscheiden (wie bei der Weltsynode 2024). Doch gerade hier ist auch ein tiefer innerkirchlicher Graben in der „verbeulten Kirche“ (Zitat Franziskus) entstanden.

Mit der Benennung von 109 (von insgesamt 135) wahlberechtigten Kardinale durch Papst Franziskus hat das Konklave ein neues weltkirchlicheres Gesicht bekommen. Aber ob diese „Internationalisierung“ der Kardinäle eher die Fortsetzung der Reformen oder eine Gegenbewegung auslösen wird, ist aus Sicht von Vatikanbeobachtern die entscheidende Frage des Konklave 2025.

Horx: „2025 könnte die Stunde von Kirche schlagen.“

Der Zukunftsforscher Tristan Horx betonte gegenüber dem Portal evangelisch.de: „2025 könnte die Stunde von Kirche schlagen“, doch einiges spreche dagegen. „Während ihre älteren Mitglieder langsam diese Welt hinter sich lassen“, so Horx, „wendet sich die junge nachkommende Generation vermehrt von ihr ab.“ Quelle: Zukunftsforscher: Kirche könnte Renaissance erleben Die fortschreitende „Säkularisierung“ führt zudem zu einem Bedeutungsverlust der Kirche in vielen Ländern.

Horx sieht hier in der aktuellen Situation auch ein Potenzial: „Durch die zunehmende Spaltung in der Gesellschaft suchen wir wieder nach dem Menschen, dem Zwischenmenschlichen. Das kann Kirche.“ Der Zukunftsforscher betonte bei evangelisch.de, dass Rituale, „die sich auf das Beisammensein, abseits von Einkommen, Klasse oder politischer Orientierung fokussieren“, die eigentliche Stärke der Kirche seien.

Konklave am Wendepunkt der katholischen Kirche?

Die Wahl des neuen Papstes und seine politische „Agenda“ könnten ein Wendepunkt für die katholische Kirche sein. Wird der Nachfolger als Stellvertreter Christi auf Erden den Reformweg von Papst Franziskus fortsetzen, um die „reformwilligen“ Katholik:innen (in den „schwächelnden“ Kontinenten Europa und Nordamerika) zu stärken oder wird es ein „roll back“ durch einen Pontifex geben, den die „traditionellen“ und „konservativen“ Katholik:innen (vor allem in den „boomenden“ Kontinenten Afrika und Asien) stattdessen befürworten? So oder so wird ein Teil der weltweit über eine Milliarde Katholik:innen von der Wahl enttäuscht sein. Daher braucht es (mehr) verbinden-des Wirken der Kirche.

In Zeiten von gesellschaftlicher Orientierungslosigkeit und Verunsicherung könne – nach Horx – die Kirche ein „spirituelles Zuhause“ bieten, wenn sie sich auf ihre „Kernwerte“ (Barmherzigkeit, Gemeinschaft und die Sorge um die Schwächsten) besinnt.

Fazit: Papst als „Brückenbauer“

Die Sedisvakanz 2025 ist mehr als nur eine Wartezeit auf einen neuen Papst. Sie ist ein Moment des Innehaltens, der Reflexion und der Vorbereitung auf einen neuen Abschnitt in der Geschichte der katholischen Kirche. Und eine Zeit des Zuhörens auf die unterschiedlichen Meinungen – im Sinne einer synodaler Kirche à la Papst Franziskus.

Klar scheint bisher zu sein, dass der katholischen Kirche nicht mehr viel Zeit bleibt, um das Ruder herumzureißen. Aus Sicht des Autors ist sie als Institution dann zum Scheitern verurteilt, wenn sie am Vergangenen festhält oder nur auf die Zukunft setzt. Vielmehr braucht es eine Synthese aus Alt und Neu und eine Kirche, die „nah bei den Menschen“ ist sowie den Mut zu Veränderungen hat. Und da der Wandel zum Leben dazugehört, sollte sich auch die Kirche wandeln, ohne dabei ihre Wurzeln zu vergessen.

Die katholische Kirche steht vor der Herausforderung, einen Nachfolger zu finden, der einerseits das Erbe von Papst Franziskus würdigt und andererseits auch den Mut hat, neue Wege zu gehen. Dazu braucht es wohl vor allem einen „Brückenbauer“ als Papst.

Lesetipp: Kommentar: Papst Franziskus: sein zukunftsfähiges Erbe

Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)