… aber besteht auch der Mut, die Chancen für Reformen zu nutzen?
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Im gestern zu Ende gegangenen Jahr hat Papst Franziskus zum Abschluss der „Weltsy-node 2024“ die Türen für Reformen in der katholischen Kirche offengelassen, ohne fes-te Zusagen zu geben. Zugleich hat der Pontifex dazu aufgerufen, vor Ort in den Diözesen Schritte zu einer „synodaleren Kirche“ einzuleiten. Sofort ohne zu warten! Aber besteht auch der Mut, die Chancen für Reformen zu nutzen? Das Heilige Jahr 2025, in dem viele Pilgerinnen und Pilger nach Rom kommen werden, bietet dafür zusätzliche Chancen.
Der Wunsch nach Reformen in der katholischen Kirche ist groß. Auch abseits der mehr-jährigen Beratungen beim „Synodalen Weg“ oder danach im „Synodalen Ausschuss“ in Deutschland. Dies belegte auch im Mai 2024 das von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) erstellte Dokument mit der Zusammenfassung der Rückmeldungen der Diözesen zur „Weltsynode 2023 / 2024“: „Die Katholiken in Deutschland setzen auf Änderungen im kirchlichen Leben. Sie seien 'in großer Einmütigkeit' davon überzeugt, 'dass die Kir-che einen Prozess der Reformen und der Erneuerung braucht, um ihrer Sendung gerecht zu werden'“ (Quelle: katholisch.de).
In vielen Gemeinden, Pfarreien und Verbänden aber auch in den ersten Bistümern im deutschsprachigen Raum ist die Erkenntnis gereift, dass der Zeitpunkt für „Change“ (engl., Wandel) - Prozesse gekommen (oder bereits lange überfällig ist). Daher werden sich auch Kommunikatorinnen und Kommunikatoren bei der ökumenischen Tagung „Kirche im Web“ im März 2025 in Münster diesem Thema schwerpunktmäßig widmen.
Das Heilige Jahr 2025, in dem viele Pilgerinnen und Pilger nach Rom kommen werden, bietet zusätzliche Chancen. Denn der Vatikan hat zu einer Reihe von Veranstaltungen – darunter auch ein Treffen von Journalistinnen und Journalisten Ende Januar 2025 – ein-geladen, um in den Austausch zu treten. Und sicherlich werden auch die ein oder ande-ren Vorschläge für Reformen darunter sein. Denn die „Weltsynode 2024“ hat gezeigt, dass der Wunsch nach Reformen kein deutsches oder europäisches „Phänomen“ ist.
Vielmehr bieten das Abschlussdokument der „Weltsynode 2024“ sowie die Beratungen in den (Diözesan-) Räten und in den Verbänden viele Anknüpfungspunkte, um „Change“ – Prozesse einzuleiten und erste Reformschritte in den Diözesen und den nationalen Bischofskonferenzen umzusetzen. Und dies ganz ohne „nihil obstat“ aus dem Vatikan.
Auch wenn die Erwartungen – gerade von deutschen Katholikinnen und Katholiken sowie Medienschaffenden – an die „Weltsynode 2024“ – nicht erfüllt wurden (entweder „nicht weitgehend genug“ für Reformerinnen und Reformer oder „zu weitgehend“ für Traditio-nalistinnen und Traditionalisten), bieten die „Beschlüsse“, deren kirchenrechtliche Bin-dung Papst Franziskus Ende 2024 noch mal in einem Anhang zum Synodendokument ausdrücklich hervorgehoben hat, bereits jetzt viele Möglichkeiten für Reformen. Es gilt: Nicht den verlorenen Chancen nachtrauern, sondern die offenen Türen und den Aufruf eine „synodalere Kirche zu schaffen“ des Pontifex jetzt auch zu nutzen.
Die „Weltsynode 2024“ hat gezeigt, dass die Schaffung von neuen bischöflichen „Bera-tungsgremien“ allein nicht ausreicht, um das Volk Gottes mehr in die „Change“- und Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Es braucht auch eine neue Form von Transpa-renz und für die Teilung von Macht in der katholischen Kirche. Dabei dürfen Personen weder wegen ihres Geschlechts, ihres Alters oder ihres kirchlichen Status (Kleriker/in oder Laie/ Laiin) von – synodalen - Entscheidungsprozesses ausgeschlossen werden.
Fazit: Wir brauchen mehr Mut zu Reformen – in den Diözesen und im Vatikan!
Papst Franziskus hat die Türen für Reformen offengelassen, jetzt müssen sie durch-schritten werden. Reformen sind in den Diözesen und im Vatikan möglich, schon jetzt und ohne „nihil obstat“ von Papst Franziskus. Aber dafür braucht es mehr Mut und auch die Bereitschaft, Neuland zu betreten sowie Wagnisse einzugehen. Es braucht „early adopters“, die Neues ausprobieren sowie ein neues Bewusstsein, dass Kirche auch mal scheitern und sich neu aufstellen darf, wenn der bisherige Weg nicht mehr funktioniert oder den Lebenswirklichkeiten der Menschen widersprecht. Dabei geht es nicht darum, jedem Trend blind zu folgen. Aber auch mal den Mut zu haben, an die Grenzen des Lehr-amtes bzw. des kirchenrechtlich Möglichen zu gehen. Die Einheit der Universalkirche wird daran nicht scheitern, dies hat die „Weltsynode 2024“ gezeigt. Und wie sagte be-reits der Philosoph Heraklit passend: „Nichts ist so beständig wie der Wandel“.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern alles Gute und Gottes Segen für 2025!
Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)