Superwahljahr 2024: Demokratie verteidigen – auch im Netz!

Bis zum Ende dieses Jahres wird rund die Hälfte der Weltbevölkerung zu Wahlen aufgerufen gewesen sein. Nach der Zunahme der „Fake News“ wird jetzt auch Künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt, um Wahlmanipulation zu versuchen. Eine neue Untersuchung aus Großbritannien belegt, dass in 112 nationalen Wahlen seit dem Jahr 2023 bei 19 Wahlen KI-Eingriffe nachweisbar waren. Allerdings ohne große Wirkung auf die Wahlergebnisse. Noch. Daher gilt: Wachsam sein!

Das „The Alan Turing Institute“ und das Centre for Emerging Technology and Security (CETaS) bringen in diesem Jahr drei Untersuchungen zum Einfluss von KI auf Wahlen heraus. Das erste „Briefing Paper“ PDF aus Mai 2024 belegt, dass „nur bei 19 [von 112 nationalen Wahlen seit 2023 – Anmerkung der Redaktion) eine Art der Beeinflussung durch KI festgestellt werden konnte“. Das Magazin T3N, dass als erste über diese Untersuchung aus Großbritannien berichtete PFD, zitiert die Autoren Sam Stockwell, Megan Hughes, Phil Swatton und Katie Bishop wie folgt: „Gab es ferne keine eindeutigen Anzeichen für signifikante Veränderungen der Wahlergebnisse im Vergleich zum erwarteten Abschneiden der politischen Kandidaten aufgrund von Umfragedaten“. Also alles nur Panikmache? „Die Langzeitfolgen von AI bei Wahlen sind noch unsicher“, schreibt das Alan Turing Institute weiter.

Gefahr für Wahl-Manipulationen steigt!

Auch oder gerade, weil US-Konzerne, wie „Meta“ den Einfluss von KI auf Wahlen als gering einstufen, heißt es: wachsam sein. Bereits bei den letzten US-Präsidentschaftswahlen hatten Facebook und damals „Twitter“ den Einfluss ihrer Plattformen auf die politische Meinungsbildung unterschätzt und waren dafür nachher massiv in die Kritik geraten. In der Folge wurde lediglich eine Registrierungspflicht für Facebook-Profile, die politische Inhalte verbreiten wollen, eingeführt. Droht jetzt eine ähnliche „Unterschätzung“ beim Thema „KI-Manipulationen“ von Wahlen.

Feststeht, dass – auch wenn der Einfluss von KI auf die Wahlergebnisse noch nicht signifikant ist – die Gefahr für Wahl-Manipulationen steigt. Nicht, wenn – wie bei den Unruhen in Großbritannien – KI-unterstützte Fake-News zu realen Gewalttaten von Rechts anstachelten- oder wenn durch Deep Fake – Videos falsche Inhalte für oder gegen Politiker:innen eingesetzt werden.

Gravierender ist das Problem, dass KI-gestützte „Fake News“ die Glaubwürdigkeit staatlicher Institutionen (Bundesregierung, Bundestag, etc.) sowie öffentlich-rechtlicher oder unabhängiger Medien bewusst schwächen. Damit wird aber die Grundlage unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung angegriffen. Und dies im Jubiläumsjahr des Grundgesetzes.
Fazit: Jetzt sind wir alle gefragt, die Demokratie zu verteidigen – auch im Netz!

Gerade als (konfessionelle) Medien dürfen wir nicht zusehen, wie sich KI-gestützte „Fake News“ die Meinungshoheit erschleichen. Umso so gilt es für Journalist:innen durch Offenlegung und Kontrolle der Quellen wieder für eine stärkere Glaubwürdigkeit bei Wähler:innen zu sorgen.

Allerdings hilft es dabei nicht Künstliche Intelligenz per se abzulehnen, da dadurch Menschen zu „Futter für Algorithmen“ werden könnten (Zitat Papst Franziskus). Vielmehr ist es wie bei jedem neuen Massenkommunikationsmittel oder technologischen Fortschritt: Es hängt von der Anwendung ab. Denn KI kann auch dazu beitragen, „Fake News“ aufzuspüren und damit deren Verbreitung zu unterbinden und damit wiederum die Demokratie stärken.

Es liegt an uns Wähler:innen die Demokratie zu verteidigen, auch im Netz! Denn wie sagte der ehemalige Ministerpräsident Bernhard Vogel so richtig: „Demokratie ist nicht die einfachste Staatsform, weil sie täglich des eigenen Engagements bedarf.“ Ich bin dabei, Sie auch?!

Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)