Wo grün draufsteht, darf auch nur grün drin sein!

Die EU will das „Greenwashing“ beenden, damit „wo grün draufsteht auch zukünftig nur noch grün drin ist“. Zugleich sollen der Verbraucherschutz und die Nachhaltigkeit verbessert werden. Doch welche Bedeutung hat die „Bewahrung der Schöpfung“ in der katholischen Kirche?

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Zu einem der ersten Firmen, die sich „dem Respekt vor der Umwelt“ verpflichteten, gehörte 2009 McDonald’s. Die Fastfood-Kette änderte dafür sogar teilweise ihr Logo. Das gelbe Keyvisual „M“ bekam einen grünen, statt zuvor einen roten, Hintergrund. "Der Farbwechsel sei auch als Bekenntnis und Respekt vor der Umwelt zu werten", betonte damals Holger Beeck, Vizechef McDonald's Deutschland, gegenüber der Financial Times Deutschland (FTD). Auch andere Firmen zogen nach und entstand zunächst ein innerbetriebliches Umweltmanagement (Energiebedarf- und CO²-Reduktion, Photovoltaik, etc.) und später die „social responsibility“- Bewegung. Dabei verdeutlichen Unternehmen ihr Engagement für Umwelt- und Nachhaltigkeit als wichtigen Aspekt der Unternehmenskommunikation sowie in der Kommunikation mit Kund:innen. In dessen Folgen erschienen überall auf den Produkten Hinweise auf die Umweltverträglichkeit (auch wenn es sich um Chemieprodukte handelte, die eigentlich gar nicht ökologisch sein können).

Auf der einen Seite wurde durch die „social responsibility“ - Aktivitäten der Unternehmen der Fokus der Öffentlichkeit und der Kund:innen auf die Bereiche Umweltschutz- und Nachhaltigkeit gerichtet. Dies war zuvor in den 2000er-Jahren begrüßenswerten Initiativen wie der „GEPA“ oder dem „Blauen Engel“ – Umweltsiegel nur teilweise gelungen. Begünstigt wurde diese neue Entwicklung dadurch, dass US-Unternehmen in den letzten Jahren stärkere Auflagen auferlegt wurden (Stichwort: Kapitel 15 des „Dodd–Frank Act“, der den Einsatz von Konfliktmineralien wie Gold und Coltan in Produkten von US-Firmen verbietet). US-Firmen reagierten und setzen mit eigenen „social responsibility“ – Programmen Akzente, die die Branche ökologischer machte.

Auf der anderen Seite werfen Umweltverbände einigen Firmen vor, dass sie vor allem „Greenwashing“ betreiben. Also sich nach Außen einen „grünen Anstrich“ zu geben, aber in der Realität nur kleine Verbesserungen in den Bereichen Umweltschutz und Nachhaltigkeit durchzuführen. Hier setzt die neue Initiative der EU gegen „Greenwashing“ an. Diese wurde im März 2022 von der Europäischen Kommission vorgeschlagen und im September 2023 von Parlament und Rat vorläufig vereinbart. Die endgültige Ratifizierung erfolgte im Januar 2024. Die Mitgliedstaaten wie Deutschland haben nun 24 Monate Zeit, die Regelung in die nationalen Gesetze zu integrieren.

Zudem führte die bisher unsichere Rechtslage dazu, dass beispielweise auf einer Produktverpackung ein deutscher Schiffskutter zu sehen war, der Produktinhalt aber gar nicht aus Deutschland kam. Dies war nicht ausdrücklich in den Werberichtlinien verboten (Stichwort: Abbildung ähnlich – Hinweis auf Verpackungen). Aus diesem Grund will die EU die Richtlinie jetzt ändern.

Social Entrepreneurship will Brücken schlagen

Eine Brücke zwischen der Wirtschaft und dem Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit bildet die Bewegung des „Social Entrepreneurship“. Darin setzen es sich Unternehmen zum Ziel, gesellschaftliche Probleme anzugehen und zu lösen. Dabei kooperieren sie mit Non- Profit-Organisationen. Beispiele dafür kenne wir aus dem Fernsehen „Rettet den Regenwald“ durch Kauf einer Getränkemarke oder die Kooperation von Lebensmittelketten mit Umweltverbänden.

Andersherum kooperieren auch katholische Organisationen mit der Wirtschaft, um „Gutes zu tun“. So führt beispielsweise das Internationale Katholische Missionswerk missio Aachen seine Handyspendenaktion in Kooperation mit einer Tochterfirma der Deutschen Telekom durch. Aus dem Erlös des Recyclings und der Wiederverwertung der Handys erhält das Hilfswerk eine Spende, die Projekte gegen „moderne Sklaverei“ fördern. Die Deutsche Telekom kann für ihr „social responsibility“- Programm dadurch neue Zielgruppen erreichen. Eine Win-Win-Situation.

„Laudato si“ und „Laudate Deum“

Das Thema „Bewahrung der Schöpfung“ wird als eines der wichtigsten Zukunftsthemen angesehen. Doch wie ökologisch und fair ist die (katholische) Kirche?

Papst Franziskus hat mit der Enzyklika „Laudato si“ im Juni 2015 das Thema „Umwelt und Entwicklung“ auf die Tagesordnung gesetzt. Seit dem gleichen Jahr wird – auf seine Initiative - am 1. September der Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung begangen. Papst Franziskus hat im Oktober 2023 mit der Veröffentlichung des Apostolische Schreibens „Laudate Deum“, dass sich anlässlich der Klimakrise an „alle Menschen guten Willens“ richtet, thematisch nachgelegt.

In der Deutschen Bischofskonferenz ist die Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Kommission für gesellschaftliche und soziale Frage unter Vorsitz von Weihbischof Rolf Lohmann zuständig. „Die katholische Kirche hat den Auftrag, auch in ihrem eigenen Handeln die Schöpfung zu bewahren“, heißt es auf der Themen-Website (Link).

„Auf Worte müssen Taten folgen“ (Lukas 3,8)

Fazit: Die katholische Kirche muss ökologisch(er) und fair(er) werden, wenn sie dem Appell von Papst Franziskus und den christlichen Auftrag zur Schöpfungsverantwortung in Zeiten des Klimawandels gerecht werden will. Dabei fängt Bewahrung der Schöpfung im Kleinen an: Gemeinden und Pfarreien können – beispielsweise durch das Zertifikat „ökologisch und fair im Bistum Essen“ – vor Ort Maßnahmen ergreifen, um den ökologischen Fußabdruck zu verringern und zum Klimaschutz beizutragen. Denn: „Auf Worte müssen Taten folgen“ (Lukas 3,8). Die Zeit drängt!

Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)