In den Debatten über Künstliche Intelligenz wird einerseits benannt, dass KI der neue „Heilsbringer der Zukunft“ werden wird, aber andererseits, dass die Kirchen in Gefahr laufen könnten, einen „Megatrend“ zu verschlafen. Bei der ökum. Tagung „Kirche im Web 2024“ wurde in München jetzt diskutiert, wie KI die Kirche verändert und ob User:innen „Futter für Algorithmen“ werden?
Christian Schnaubelt / KI-generiert mit Adobe Firefly 2
Bei der hybriden Tagung diskutierten am 29. Februar und 01. März in München insgesamt 119 Medienschaffende aus dem DACH-Raum über die Frage: „Die KI – Deus Ex Machina?“. Dabei wurden auch erste Zahlen zur Nutzung von KI in beiden Kirchen benannt: Sechs bis sieben Prozent der evangelischen und katholischen Einrichtungen nutzen Künstliche Intelligenz, fünf Prozent plan dies und weitere fünf Prozent wollen dies in den nächsten ein bis zwei Jahren machen.
Dabei sollten sich Medienschaffende und kirchliche Entscheidungsträger:innen bei ihren Planungen aber nicht vom „KI-Hype“ blenden lassen. Nicht jede KI ist der erhoffte „Heilsbringer für die Zukunft“ und die Ausweitung der KI kann auch zu einem Eingriff in die Persönlichkeitsrechte und die unantastbare Würde von Menschen führen, insbesondere wenn KI-Systeme „autonom“ entscheiden können (und wenn es keine Kontrolle durch humanoide Entscheider:innen gibt).
Vatikan: Werte sollen neuen Technologien die Richtung weisen
Zum Thema Chancen und Herausforderungen von KI hat der Vatikan hat Anfang des Jahres 2024 gleich zwei Mal seine Forderung für eine „Algor-Ethik“ im Umgang mit Künstlicher Intelligenz erneuert. Bei dieser sollen „die Werte die Richtung für die neuen Technologien weisen.“ Papst Franziskus betonte z.B. in der Botschaft zum Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel 2024:
„Es liegt am Menschen zu entscheiden, ob er zum Futter für Algorithmen wird oder ob er sein Herz mit Freiheit nährt, das Herz, ohne dass wir nicht in der Weisheit wachsen können."
Dies sollte aber die Kirchen auch nicht dazu verführen, Künstliche Intelligenz zu „verteufeln“ und den technischen und den damit auch einhergehenden gesellschaftlichen Wandel zu verschlafen!“
Fazit: Beide Kirchen können zum Diskurs über KI einen wichtigen Beitrag leisten und sollten es auch verstärkt tun!
Dies ist eine der Thesen, die im Rahmen der Tagung in München diskutiert wurden. Eine andere These war, dass Kirche sich nicht für die Schaffung neuer Restriktionen für KI einsetzen sollten, sondern lieber für die Anwendung der bereits bestehen rechtlichen und ethischen „Grenzen“ (z.B. durch das Grundgesetz oder dem Artificial Intelligence Act (AIA) der Europäischen Union).
Für den Autor, der für kath.de an #kiw24 teilgenommen hat, heißt das KI-Credo:
Nicht zum „Futter für Algorithmen“ werden, aber auch nicht den Wandel verschlafen!
Lesetipp: „Kirche & KI“ beim Partnerportal explizit.net: Link.
Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber kath.de)