Mit dem Abschluss der fünften und letzten Synodalversammlung endete „Der Synodale Weg“. Auch wenn das synodale Schiff zwischenzeitlich zu kentern drohte, schleppte es sich angeschlagen in den Hafen. Aber konnten die hohen Erwartungen an die Ergebnisse der synodalen Beratungen zwischen Lai:innen und Bischöfen erfüllt werden?
Christian Schnaubelt
Viele Delegierte und Beobachter:innen des Synodalen Weges sind mit „gemischten Gefühlen“ am letzten Samstag von Frankfurt nach Hause gefahren. Nicht nur, weil es die vorerst letzte Synodalver-sammlung war (in drei Jahren folgt noch ein Reflexionstreffen) und damit ein dreijähriger intensiver innerkirchlicher Diskussionsprozess zu Ende ging. Vielmehr wegen der (nicht) gefassten Beschlüsse.
"Ein Kompromiss ist dann vollkommen, wenn alle unzufrieden sind", sagte Aristide Briand. Demnach müssten die Ergebnisse (insgesamt 15 Beschlüsse) des Synodalen Weges eigentlich gelungen sein. Denn weder Lai:innen noch Bischöfe, weder „Konservative“ noch „Reformer:innen“ und auch weder Maria 1.0 oder Maria 2.0 äußerten sich am Ende wirklich zufrieden. Auch wenn die Beschlüsse zur Grundordnung, zu Segensfeiern, zur geschlechtlichen Vielfalt und zur Stärkung der Frauen in sakramentalen Ämtern als „wichtige Schritte“ bezeichnet wurden, wurden doch vielerorts mehr Mut für weitergehende Schritte und vor allem für eine baldige Umsetzung angemahnt.
Und abseits von Beschlüssen wurden unter anderem von ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp kritisiert, dass Lai:innen und Bischöfe nicht – wie ursprünglich vorgesehen – „auf Augenhöhe“ miteinander beraten konnten. Denn gerade bei den letzten beiden Synodalversammlungen wurde deutlich, dass die Lai:innen zur Erreichung von Kompromissen deutlich mehr „Kröten schlucken“ mussten, als die Bischöfe. Eine Zerreißprobe, die beinahe das synodale Schiff zum Kentern gebracht hätte und die bei manchen Synodalen immer wieder für Bauchschmerzen und für Tränen – nicht aus Freude – sorgten. Insbesondere auch im Hinblick auf die weitere Zusammenarbeit beim „Synodalen Ausschuss“ und vielleicht später beim „Synodalen Rat“. Dann wird sich zeigen, ob Lai:innen und Bischöfe ihre - auf anstrengende Weise bei den letzten beiden Synodalversammlungen - erarbeite Zusammenarbeit in eine langfristige und vertrauensvolle Zusammenhalt umwandeln können.
Es ist etwas in Bewegung geraten
Die ersten Schritte sind gemacht viele weitere Schritte müssen allerdings noch folgen. Der Druck der Katholik:innen in Deutschland und in anderen Ländern für Veränderungen ist groß und die durch den Synodalen Weg angestoßenen Prozesse werden sich schlussendlich nicht aufhalten lassen. Auch nicht von den Bischöfen, von deren Wohlwollen die Umsetzung vieler Synodalbeschlüsse noch abhängig ist.
Der Synodale Weg hat beispielsweise beigetragen, die Rolle der Frauen in der Kirche zu stärken. Auch wenn hier noch viele weitere Schritte notwendig sind. Zu diesen Schritten gehört es auch, die Stimme von jungen Menschen stärker in den Blick zu nehmen. Auch bei der anstehenden „Weltsynode“.
Der Synodale Weg ist zwar beendet, aber jetzt geht es an die Umsetzung der Beschlüsse. Vieles kann vor Ort in den Bistümern, Städten, Gemeinden und Pfarreien umgesetzt werden, manches in Rom. Und auch wenn dort nicht alle Beschlüsse des Synodalen Weges Zustimmung erhalten werden sollten: Es ist etwas in Bewegung geraten, was langfristig nicht mehr gestoppt werden kann.
Fazit: Viel Schatten, aber auch Licht!
Was bleibt nach drei Jahren journalistische Begleitung des Synodalen Weges noch in Erinnerung? Es war eine ereignisreiche Zeit mit viel Schatten, aber auch Licht. Denn obwohl teilweise nur „sehr kleine Schritte“ (kfd) erreicht wurden und der Synodale Weg „in seinem Kern (strukturelle Änderungen der Machtverhältnisse) gescheitert ist“ (BDKJ), gibt es auch Hoffnungszeichen: Den Mut und den Glauben – vor allem von jungen Synodalen aber auch einzelner Bischöfe – dass es möglich ist, die Kirche nachhaltig zu verändern und dazu beizutragen, dass die katholische Kirche in Deutschland wieder mehr zur (Glaubens-) Heimat für Katholk:innen – jeden Geschlechts – werden kann.
Aber bis dahin ist es noch weiter Weg und es werden mehr und mutigere Schritte notwendig sein als bisher. Insbesondere von den Bischöfen: Denn nur wenn sie auf einen Teil ihrer Macht verzichten und alle Katholik:innen „gleich und berechtigt“ miteinbeziehen, wird der „change“ gelingen können. An der Umsetzung der Beschlüsse des Synodale Weges wird man Lai:innen und Bischöfe jetzt messen lassen müssen. Denn viele Katholik:innen haben ihre letzten Hoffnungen darauf gesetzt. Und noch ist es nicht zu spät für Veränderungen, um den durch die MHG-Studie belegten Missstände in der katholischen Kirche, auch strukturell zu begegnen. Und jetzt ist die Zeit zum Handeln definitiv gekommen!
Christian Schnaubelt (Redaktionsleiter explizit.net. Als Berichterstatter für kath.de hat er alle fünf Synodalversammlungen des Synodalen Weges - zwei Mal digital und drei Mal in Präsenz in Frankfurt - begleitet.)
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