„Die Kirche kann und muss bei der ethischen Gestaltung der KI-Revolution eine führende Rolle spielen“ (Papst Leo XIV.)

Papst Leo XIV. hat mit seiner Namenswahl ein Statement abgegeben und sich in die Tradition von Papst Leo XIII. gestellt, der die soziale Frage während der Industriellen Revolution in den Mittelpunkt rückte. Der am 08. Mai 2025 neu gewählte Pontifex schätzt die gegenwärtige „KI-Revolution“ als ebenso bedeutsam ein, wie die industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts. Doch was bedeutet dies für die Mission der katholischen Kirche?

Fotocredit: KI-generiert mit ChatGPT 4.0

Papst Leo XIV. warnte zwar vor den Herausforderungen, die „Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz mit sich bringen, die neue Herausforderungen für die Verteidigung der Menschenwürde, Gerechtigkeit und Arbeit darstellen“. Doch anstatt dieser Herausforderungen zu verteufeln, ruft er die Kirche dazu auf, aktiv Antworten zu finden. Wie die Website „Catholicvote“ berichtet, sieht Father Philip Larrey, KI-Experte aus den USA, warum der neue Pontifex gut in der Lage ist, den Fokus auf den technologischen Fortschritt zu richten: „Er (Papst Leo – Anmerkung der Redaktion) hat bereits bewiesen, dass er genauso vertraut mit digitaler Technologie ist wie jeder von uns und wie gewöhnliche Menschen – sowie jene an der Spitze im Silicon Valley – sie nutzen. (…) Er hat direkten Zugang zu den Tech-Titanen, die KI Plattformen entwickeln, was ihm erlauben sollte, die Entwicklung der Technologie zu beeinflussen“ Link.

Digitalisierung und Künstliche Intelligenz verändern die Glaubenskommunikation

Menschen verbringen einen Großteil ihres Lebens in digitalen Räumen, und zunehmend werden diese Räume von Künstlicher Intelligenz geprägt. Wie der Autor im Buch „Gott ist online“ ausführt, werden in Deutschland mittlerweile mehr Menschen über digitale Angebote der katholischen Kirche erreicht als in den Gottesdiensten in den Kirchen.

Wenn die katholische Kirche ihrem Auftrag der Evangelisierung treu bleiben will, muss sie lernen, in dieser neuen Realität zu kommunizieren. KI bietet dabei (neue) Möglichkeiten für eine personalisierte Glaubenskommunikation und kann die Menschen auch in (digitalen) christlichen Gemeinschaften zusammenbringen. Allerdings bedeutet dies auch einen Paradigmenwechsel: Die katholische Kirche muss anerkennen, dass ihre Präsenz in den digitalen Lebenswelten „Add-on“ für „Nerds“ ist, sondern wesentlicher Bestandteil einer dialogischen Glaubenskommunikation. Doch dies bedeutet: Es müssen mehr personelle und finanzielle Ressourcen als bisher dafür aufgebracht werden.

Die katholische Kirche hat dabei die Chance, ihre Kompetenzen in ethnischen und moralischen Fragen in den Diskurs über die Entwicklung und Steuerung von Künstlicher Intelligenz einzubringen. Papst Franziskus hat mit seinem Vorstoß zur Entwicklung einer „Algor-Ethik“ bereits erfolgreich Akzente für einen menschenwürdigen IT-Einsatz gesetzt, der von großen IT-Unternehmen aus den USA (wie Microsoft) aufgegriffen wurde.

Sein Nachfolger, Papst Leo XIV. kann und sollte noch einen Schritt weitergehen: Wie die „Catholic News Agency (CNA)“ aus den USA beschreibt, hat der neue Pontifex dafür bereits die Richtung vorgegeben: „Die Kirche kann und muss bei der ethischen Gestaltung der KI-Revolution eine führende Rolle spielen“. Dies kann aber aus Sicht des Autors gelingen, wenn die katholische Kirche selbst aktiv wird und KI- Technologien auch für ihr Wirken nutzt. (Link)

Fazit: KI ist kein Heilsbringer, aber ein Chancenbringer!

Es ist Zeit, dass die katholische Kirche nicht nur die Herausforderungen durch die Künstliche Intelligenz benennt, wie es noch unter Papst Franziskus im Mittelpunkt der Stellungnahmen des Vatikans stand. Die Zeit des Zögerns ist vorbei: Die (katholische) Kirche muss den Mut aufbringen, künstliche Intelligenz auch als Werkzeug der Evangelisierung zu begreifen und verantwortungsvoll einzusetzen.

Nicht umsonst hat Papst Leo XIV. bereits bei seiner Namenswahl auf die große Bedeutung der KI für die Zukunft hingewiesen: Die Kirche solle „jedem den Schatz ihrer Soziallehre als Antwort auf eine weitere industrielle Revolution anbieten“ (womit Papst Leo XIV. die Künstliche Intelligenz meint – Anmerkung der Redaktion). Sein Vorgänger Papst Franziskus hat bereits den Grundstein für eine verantwortungsvolle Nutzung künstlicher Intelligenz gelegt und die Tür geöffnet. Jetzt ist es an Papst Leo XIV. und der gesamten katholischen Kirche, auch durchzugehen und den Prozess aktiv zu gestalten.

Denn: „Die frohe Botschaft ist die gleiche wie zur Zeit Jesu Christi, aber die Formen und Wege der Glaubenskommunikation sollten sich stets wandeln und an die Zeichen der Zeit anpassen“ (Zitat aus dem Buch „Gott ist online“). Bei aller Euphorie sollte aber auch beachtet werden: KI ist kein Heilsbringer, aber ein Chancenbringer!

Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)

*Lesetipp: „Gott ist online“ von Christian Schnaubelt (Hg.) im Aschendorff-Verlag. Der Leitfaden (der als Buch und E-Book erhältlich ist) setzt sich auch mit der Frage auseinander, wie Künstliche Intelligenz in der Glaubenskommunikation eingesetzt werden kann? https://gottist.online/ (Link) und www.aschendorff-buchverlag.de (Link)