In dieser Woche blickte die Welt in die USA, wo am Montag der 47. Präsident der Vereinigten Staaten in sein Amt eingeführt wurde – mit dem Segen mehrerer Kirchenvertreter. Doch am Tag danach hat die Bischöfin der Episkopalkirche in Washington, Mariann Edgar Budde, Donald Trump ins Gewissen geredet sowie den neuen Präsidenten zum Erbarmen und Mitgefühl aufgerufen. Ein mutmachendes Zeichen, auch für Medienschaffende, deren Patron der Heilige Franz von Sales an diesem Freitag (24. Januar) Gedenktag hatte.
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Eigentlich ist der Gottesdienst nach der Amtseinführung in der nationalen Kathedrale in Washington für den neuen Präsidenten ein freudiger (Pflicht-)Termin. Doch für Donald Trump und seinen Vizepräsidenten JD Vanze kam es in dieser Woche anders. Anders als bei der Amtseinführung, bei der mehrere Kirchenvertreter den neuen Präsidenten würdigten,bekam Trump öffentlich Widerspruch zu hören. Mariann Edgar Budde hatte die (Zivil-)Courage dem „mächtigsten Mann der Welt“ direkt von Angesicht zu Angesicht die Leviten zu lesen. Und dafür erhielt die Bischöfin viel Zuspruch aus der ganzen Welt.
Wie tief Donald Trump, der die Predigt mit versteinerter Mine verfolgt hatte, die Worte getroffen haben, zeigte die Härte seiner Kritik im Anschluss. Wie bereits in der Debatte mit Gegenkandidatin Kamala Harris kann Trump mit Kritik, insbesondere von Frauen, nicht umgehen. Er ist solchen Widerspruch nicht gewohnt und cancelt daher auch Mariann Edgar Budde öffentlichen Widerspruch als „radikal-linke Trump-Hasserin“ ab und fordert eine Entschuldigung. Doch die Bischöfin betonte – laut FAZ – „Ich habe nicht das Gefühl, für eine Aufforderung zu Barmherzigkeit um Entschuldigung bitten zu müssen“, sie wolle aber für Donald Trump beten.
Der US-Präsidentschaftswahlkampf, der in der Regel ein Vorbote für spätere Entwicklungen in anderen Teilen der Welt ist, zeigte eine besorgniserregende Tendenz auf: Statt den offenen Dialog mit den Medien zu suchen, wich Trump auf seine oder befreundete Social-Media- Plattformen und insbesondere Podcast aus. Etablierte Medien wurden gemieden und verteufelt. Stattdessen fütterte Trump sein Klientel mithilfe von Elon Musk mit Fake News, die für ihn aber die „echte Wahrheit“ darstellen. Und in Deutschland? Auch hier blüht die politische (Falsch-)Information bei Telegramm, TikTok sowie X, auch weil die demokratischen Parteien es verpasst haben, hier medialen „Gegenwind“ zu erzeugen. Die letzten Landtagswahlen in den östlichen Bundesländern zeigten zudem, dass die (öffentlich-rechtlichen) Medien und kritische Medienschaffende an den Pranger gestellt wurden. Auch wenn wir von US-Verhältnissen – Gott sei Dank – noch ein gutes Stück entfernt sind, geht die Entwicklung auch in Deutschland in eine gefährliche Richtung: Medienschaffende werden als „Feinde“ bezeichnet und statt offenen Dialog werden lieber eigene Medien geschaffen, in denen kein Widerspruch geduldet wird, wie Donald Trump in den USA gerade zeigt. Und ich befürchte, dass dies erst der Anfang ist, denn auch Medienkonzerne wie Meta wollen zukünftig weniger auf Fakten (-Checker) setzen und journalistische Inhalte weniger anzeigen. Es sei denn, die Medien zahlen dafür oder agieren im Sinne von Zuckerberg und Trump.
Mut zum Widerspruch!
Fazit: Wir brauchen Mut zum Widerspruch. Nicht nur in den USA, sondern überall dort, wo Rechte und Populisten versuchen, die Wahrheit zu ihren Gunsten zu verschieben. Dabei geraten – auch bei uns in Deutschland – immer öfter Medienschaffende ins Visier, und „unliebsame“ Journalistinnen und Journalisten wird der Zugang zu (Partei-)Veranstaltungen untersagt oder sie werden verbal oder physisch angegriffen. Unlängst forderte der DJV die Länder und den Bund zum stärkeren Schutz der Pressefreiheit und der Medienschaffenden auf.
Der Schutzpatron der Medienschaffenden ist Franz von Sales. Dessen Gedenktag wurde an diesem Freitag (24. Januar) in der Laterankirche in Rom mit einem besonderen Gottesdienst mit der „Herz-Reliquie“ des Heiligen begangen (s. Bericht des Autors im Partnerportal explizit.net). Dabei wurde ein Zitat von Franz von Sales zitiert, welches – wie auch Papst Franziskus vor einem Jahr gegenüber katholischen Medienschaffenden aus Deutschland betont hat – zur „medialen Abrüstung“ aufruft:
„Ich versichere Ihnen, dass ich jedes Mal, wenn ich zu scharfen Antworten Zuflucht nahm, Buße tun musste.“ (Franz von Sales – Schutzpatron der Medienschaffenden)
Christian Schnaubelt (Chefredakteur und Herausgeber von kath.de)